Wandel und Change erfordern andere Führungsqualitäten als „normale“ Zeiten, vor allem wenn die Veränderungen stürmisch verlaufen. Angesichts der vielfältigen Einflüsse und Herausforderungen gilt dies im besonderen Maße für Banken und Sparkassen.
„Panta Rei“, „Alles fließt“ wusste schon der griechische Philosophen Heraklit und meinte damit den beständigen Wandel, dem die Natur unterliegt. Oder, wie Wilhelm Busch es etwas humorvoller formuliert hat: „Eins, zwei, drei im Sauseschritt, läuft die Zeit – wir laufen mit.“
Auch die Wirtschaft ist, makro- wie mikroökonomisch, einem beständigen Wandel unterworfen. Bei Managern besonders beliebt ist das auf einen unbekannten Urheber zurückgehende Wortspiel „Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit“. Auch von Bankern wurde es schon aktenkundig in den Mund genommen. Einige sind bereits nicht mehr da (zumindest in ihrer Funktion als Bankmanager).
Allerdings hat man in der Finanzbranche häufiger den Eindruck, dass die vermeintliche Tugend des „Aussitzens“ wesentlich weiter verbreitet ist, als aktives „Change Management“. Nur wenige Banken können wirklich als „innovativ“ bezeichnet werden.
Change Management = Management der Veränderung
Aber wir leben nun mal in einer Welt, die sich permanent und zusehend schneller verändert und daher von Unbeständigkeit und Komplexität geprägt ist. Gerade solche Zeiten des Wandels erfordern Orientierung und Führung mehr als alles andere.
Wo sonst sollen Mitarbeiter Halt finden, wenn nicht bei ihren Vorgesetzten. Von diesen wird nicht nur erwartet, dass sie selbst in schwerer See den Kurs halten können, sondern darüber hinaus, Mitarbeiter durch den Wandel zu führen und zu begleiten, sie auf weitere Veränderungen vorzubereiten und im Umgang mit Unsicherheit zu trainieren.
Eine weitere Herausforderung für Führungskräfte besteht darin, Entwicklungen frühzeitig zu erkennen, zu antizipieren, zu adaptieren und diese in ihr Unternehmen strategisch und operativ erfolgreich zu integrieren.
Sechs Eigenschaften des strategischen Denkens
DSI, eine nach eigener Einschätzung zukunftsorientierte Beratungsfirma aus den USA, hat in fast 20-jähriger Feldarbeit und Interviews mit mehr als 20.000 Führungskräften sechs spezifische und messbare Eigenschaften gefunden, die ein qualifiziertes Change Management ermöglichen sollen. Die Ergebnisse wurden bereits vor einiger Zeit in der Harvard Business Review veröffentlicht.
Die folgenden sechs Fähigkeiten sollen essentiell für strategische Führungseigenschaften sein und auch in Zeiten des Wandels zum Erfolg führen:
- Antizipieren: Die proaktive Überwachung der Umwelt des eigenen Unternehmens im Hinblick auf Veränderungen innerhalb und außerhalb Ihrer Branche.
- In-Frage-Stellen: Das Hinterfragen von als gesetzt geltenden Annahmen innerhalb Ihres Unternehmens und Ihrer Branche.
- Interpretieren: Das Aufnehmen und Verbinden von Hinweisen und Informationen zu neuen und aufschlussreichen Erkenntnissen.
- Entscheiden: Das Ausbalancieren von kurz- und langfristigen Werten unter Einbezug alternativer Optionen.
- Anpassen: Der Einbezug möglichst aller Beteiligten und das Zulassen von weiteren Initiativen und Handlungsoptionen.
- Lernen: Das kontinuierliche Reflektieren vergangener Erfolge und Misserfolge, um die Leistung und Entscheidungsfindung zu verbessern.
Offenheit im Umgang mit Veränderungen
Erfolgreiches Change Management setzt vor allem Offenheit im Umgang mit Veränderungen voraus. Nach meinen Erfahrungen hapert es da an vielen Stellen in der Finanzbranche. Vielfach ist nicht Geradlinigkeit sondern eher Stromlinienförmigkeit gefragt. Diese Verhaltensmuster wurden durch eine einseitige Führungskräfteauswahl hervorgerufen und verfestigt. Querdenker und Hinterfrager sind bei den meisten Kreditinstituten immer noch die Ausnahme.
Oder haben Sie andere Erfahrungen?