Trotz Stärkung des Eigenkapitals und Steigerung der Gewinne bestehen noch erhebliche Herausforderungen für die europäischen Banken, um im internationalen Vergleich mithalten zu können.
Europäische Banken stärken weiterhin ihre Bilanzen, um auf die Anforderungen von Basel III und der umfassenden Bankenprüfung „Comprehensive Assessment“ der Europäischen Zentralbank (EZB) vorbereitet zu sein. 2013 wurden Schulden in Höhe von 7 Prozent bezogen auf die Aktiva reduziert und 38 Milliarden Euro Eigenkapital aufgebaut. Damit konnte die Branche ihre Kernkapitalquote im Jahr 2013 auf 16 Prozent erhöhen. Der Vorsteuergewinn stieg, vor allem dank des inländischen Privatkundengeschäfts, wieder auf 60 Milliarden Euro und lag damit auf dem Niveau von 2011. Für 2014 wird ein weiterer Eigenkapitalanstieg von 60 Milliarden Euro erwartet. So lauten wichtige Ergebnisse einer aktuellen Stuide von Roland Berger.
Aufgrund strengerer Eigenkapitalvorschriften und der daraus resultierenden Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe, stieg der Marktanteil von Nichtbanken, wie etwa Versicherungs- oder Pensionskassen, bei Unternehmensfinanzierungen in den vergangenen fünf Jahren von 29 auf 38 Prozent.
Sechs Prioritäten für Banken
Um innerhalb eines kalkulierbaren Risikoprofils nachhaltig stabile Gewinne zu erzielen werden die CEOs der Banken mit folgenden Entwicklungen konfrontiert, die sie in ihren Maßnahmen berücksichtigen sollten:
1. Abschluss der Bilanzanpassungen vorantreiben
Das „Comprehensive Assessment“ der EZB ist ein bedeutender Meilenstein für den Bankensektor. Diese umfassende Bankenprüfung wird zeigen, wie es um die Kapitalisierung der europäischen Bankenindustrie steht. Banken, die den Schwellenwert von 8 Prozent Kernkapitalquote nicht erreichen, müssen die Restrukturierung ihrer Bilanzen schneller vorantreiben. Für die EZB besteht die zentrale Herausforderung darin, eine Balance zwischen dem Finanzierungsbedarf europäischer Unternehmen und einem robusten Bankensystem zu finden.
2. Entkopplung von staatlichem Risiko und Bankenrisiko
Die jüngste Belastung der Bankbilanzen durch Staatsschulden könnte in einigen Regionen noch zu Spannungen führen, dürfte aber den Bankensektor insgesamt nicht destabilisieren. Allerdings nimmt die Bereitschaft zur Refinanzierung durch die EZB weiter ab und einige Regierungen planen den Verkauf von Bankaktien. Die Entkopplung von staatlichem Risiko und Bankenrisiko wird daher weiter voranschreiten.
3. Wirksamkeit von Kostensenkungen und Effizienz erhöhen
Viele Banken haben in den vergangenen Jahren stark an der Kostenschraube gedreht, allerdings spiegeln sich die Kosteneinsparungen nicht in ihren Erfolgsrechnungen wider. So wie in vielen anderen Branchen geht es nunmehr darum, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen – etwa durch einfachere Prozesse, Modularisierung, Ausgliederungen und Kooperationen.
4. Kulturwandel statt Kostendruck
Schaut man, wie andere Branchen (Automotive, Chemie, Telekommunikation, Fluglinien, …) es geschafft haben, ihre Gesamteffizienz zu verbessern, zeigen sich vergleichbare Muster: radikale Vereinfachung, Modularisierung, vorhandene Spielräume nutzen und Allianzen bilden.
Die Suche nach Sparsamkeit sollte nicht nur als Kostensenkungsprogramm gesehen werden, sondern als ein Ansatz zur radikalen Neuordnung einer Organisation, Verbesserung der der Produkt- und Leistungsqualität für Kunden, Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit, sowie als Gesamt Management-Modell.
5. Mut zu „First Mover“-Innovationen
Innovationen werden künftig ein wichtiger Wachstumstreiber der Bankenindustrie sein. Es werden die Banken überdurchschnittlich erfolgreich sein, die als First Mover agieren und Innovationen zum integralen Bestandteil ihres Geschäftsmodells machen.
6. Engagement in Schwellenländern wieder erhöhen
Viele internationale Banken haben ihr Engagement in den Schwellenländern in den vergangenen Jahren stark verringert. Auf der Suche nach neuen Wachstumschancen sollten Banken wieder über die Möglichkeiten von Allianzen und Partnerschaften in Schwellenländern nachdenken.
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