Eine aktuelle Studie untersucht die Entwicklungen im deutschen Bankenmarkt und zeigt Ursachen und Konsequenzen auf. Demnach steht der Branche ein erheblicher Strukturwandel bevor.
Das ehemalige Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, Ulrich Cartellieri, hat 1990 in einem vielbeachteten Vortrag gesagt „Die Banken sind die Stahlindustrie der 90er Jahre”. Das hat sich damals zwar nicht so bewahrheitet, heute jedoch stehen die Banken und Sparkassen jedoch durchaus vor vergleichbaren Herausforderungen, wie die Managementberatung Bain & Company vor kurzem in einer Studie analysiert hat. In einer Langzeitanalyse wurden Daten von rund 2.000 Kreditinstituten der Jahre 1970 bis 2013 analysiert.
Der zunehmende und intensive Wettbewerb, das anhaltende Niedrigzinsumfeld und die verschärfte Regulierung setzen die Erträge massiv unter Druck. Demnach verdienen derzeit nicht einmal sechs Prozent der Banken ihre Eigenkapitalkosten. Die Eigenkapitalrendite der deutschen Banken lag in den letzten drei Jahren im Durchschnitt bei 1,6 Prozent.
Die Autoren sehen in der Folge Strukturanpassungen und Kostensenkungen von bis zu 30 Prozent als unausweichlich an. U.a. stehen nach ihrer Ansicht rund 11.000 Filialen in den kommenden Jahren vor der Zusammenlegung bzw. Schließung.
Schwache Eigenkapitalrenditen auf breiter Front
Seit den 70 Jahren hat sich die Zahl der Banken um knapp 80 Prozent verringert. Die durchschnittliche Bilanzsumme ist hingegen um das 80-fache gewachsen bei nahezu unveränderter Cost-Income-Ratio. Die beiden nach Institutsanzahl größten Gruppen, Sparkassen und Genossenschaftsbanken, kamen auf eine Eigenkapitalrendite von 2,3 beziehungsweise 4,4 Prozent Die langfristigen Entwicklungen im deutschen Bankensektor seit der Deregulierung Ende der 1960er Jahre machen deutlich, welche Veränderungen in der Branche bereits vollzogen wurden und wo ihre aktuellen Schwierigkeiten begründet liegen.
Entscheidend für die missliche Ertragssituation ist nach der Langfristanalyse eine Kombination aus nachhaltig gesunkenem Zinsüberschuss und der Kostenstruktur der Banken. Renditestarke Banken schlagen den Wettbewerb in der Regel dank ihres besseren Kosten- und Risikomanagements.
Fünf Erfolgsfaktoren
Die Studie identifiziert die folgenden fünf Erfolgsfaktoren zur Bewältigung der laufenden Branchentransformation:
- Eine klare Strategie.
- Absicherung der Ertragskraft durch konsequente Kundenorientierung.
- Zügige Digitalisierung.
- Integriertes Talentmanagement.
- Tiefe Einschnitte in die bestehende Kostenstruktur.
Drei Geschäftsmodelle mit Zukunft
Viele Geschäftsfelder wie das Transaction Banking und das Kapitalmarktgeschäft lassen sich nur mit entsprechender Größe und Skaleneffekten profitabel führen. Deshalb wird es zu einer deutlich stärkeren Fokussierung der Geschäftsmodelle im Bankensektor kommen. Der Markt könnte sich künftig in globale Universalbanken, Regionalinstitute und Spezialisten aufteilen. Letztere positionieren sich über individuelle Wettbewerbsvorteile wie einen besonderen Kundenzugang oder Skaleneffekten im Produktionsprozess.
Massive Kostensenkungen unumgänglich
Um ihre Eigenkapitalkosten von acht bis zehn Prozent zu verdienen, müssten die Banken die Eigenkapitalrendite um durchschnittlich vier Prozentpunkte steigern. Angesichts des intensiven Wettbewerbs und des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes sowie einer verschärften Regulierung gibt es keine wirkliche Alternative zu massiven Kostensenkungen.
Nach Berechnungen von Bain sind Einsparungen von rund 25 Milliarden Euro notwendig. Das entspricht einer Reduzierung der aggregierten Kostenbasis um bis zu 30 Prozent und geht mit einer weiteren Fokussierung der Geschäftsmodelle einher. Wesentliche strukturelle Kostenhebel sind insbesondere eine konsequente Prozessoptimierung und Industrialisierung, die Erneuerung der IT-Infrastruktur, ein gestrafftes Filialnetz und die Trennung von organisatorischem Ballast. Damit verbunden wären eine weitere Reduzierung des Filialnetzes um circa 11.000 Zweigstellen sowie ein Abbau von etwa einem Fünftel der rund 630.000 Arbeitsplätze.
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