Weltweit sind sich die Menschen einige, dass Kreativität eine hohe Bedeutung für wirtschaftliches Wachstum und persönliche Motivation hat. Wie aber können wir unser persönliches Kreativitätspotential erweitern? Die Einhaltung von fünf Schritten kann helfen.
Menschen sind von Natur aus kreativ, neugierig und produktiv. Nach einer globalen Studie waren sich die Befragten darin einig, dass Kreativität wichtig sei. So sagten 80%, dass Kreativität der Schlüssel zu ökonomischem Wohlstand und zwei Drittel, dass Kreativität ein wichtiger Beitrag für die Gesellschaft sei.
Die Kreativitäts-Lücke
Allerdings beschreiben sich nur 39% der Befragten selbst als kreativ und 75% sagen aus, dass sie unter Druck eher produktiv als kreativ arbeiten würden. Nur einer von vier Befragten war demnach der Überzeugung, sein kreatives Potential tatsächlich auszuschöpfen. Fast 60% glauben, dass die weltweiten Bildungssysteme nicht wirklich kreativitätsfördernd seien.
Als größte Hemmnisse für mehr Kreativität werden Zeit und Geld angesehen:
Was können wir also tun, um zumindest für uns selbst, diese Kreativitätslücke zu schließen und unsere persönliche Kreativität weiterzuentwickeln?
Fünf Ansätze zu Entfaltung von Kreativität
Anhand der folgenden fünf Schritte können Sie neue Wege des Denkens lernen und damit ein wenig „unstrukturierte Struktur“ in die Art und Weise bringen, wie Sie neue Ideen entwickeln und umsetzen.
1. Sammeln Sie „Rohstoffe“
Erster Schritt im Kreativitätsprozess ist es, zu lernen. Man vermag nie genau zu wissen, wann die Inspiration zuschlägt. Bleiben Sie daher neugierig auf alles, was um Sie herum geschieht. Sammeln Sie allgemeine als auch spezifische Informationen zu Ihrem Thema, und befassen Sie sich mit neuen Themen. Lesen Sie häufig und vielfältig und erweitern Sie so Ihren Verstand.
2. Verarbeitung
Wie Sie die Aufnahme neuer Informationen beginnen, ist es wichtig, diese auch zu verarbeiten. Überlegen Sie, was Sie lernen, und entscheiden Sie, wo sie vergleichen und gegenüberzustellen. Damit lernen Sie bewusst, verschiedene scheinbar unzusammenhängende Themen miteinander zu verknüpfen.
3. Denken Sie nicht
Eine Idee, die immer wieder hinterfragt wird, kann sich nicht entwickeln. Lassen Sie auch Ihr Unterbewusstsein arbeiten, während Sie über andere Dinge nachdenken. Hören Sie auf damit, Probleme sofort lösen zu wollen. Gehen Sie stattdessen anderen kreativitätsfördernden Aktivitäten nach, wie Laufen, ein Buch lesen oder Musik hören.
4. Warten Sie auf den „Aha-Moment“
Halten Sie immer etwas zum Schreiben bereit. Ihr persönliches Aha-Erlebnis kommt meistens ausgerechnet dann, wenn Sie es am wenigsten erwarten.
Es erreicht Sie vielleicht mitten während einer Radtour oder einem gemeinsamen Abendessen mit Freunden. Seien Sie also bereit, darauf zu reagieren.
5. Setzen Sie Ihre Idee um
Jetzt kommt der lustige Teil: geben Sie Ihre Idee frei zur Kritik. Lassen Sie Ihre Idee von anderen durchdenken und Sie werden am Ende einen gut abgerundeten, robusten Aktionsplan und eine tragfähige Lösung erhalten.
Nutzen Sie Kreativitätstechniken
Es gibt diverse Kreativitätstechniken, um Ihren persönlichen Prozess zu unterstützen. Einige davon werden in der folgenden Infografik zusätzlich vorgestellt.
Quelle: Who is hosting this
Kreativität ist mehr
Kreativität erfordert jedoch mehr als nur Neugier und Phantasie. Inspiration nutzt wenig, wenn Sie nicht bereit sind, Ihre Kreativität und die Ideen, die ihr entspringen, auch anderen gegenüber zu offenbaren und damit Kritik auszusetzen. Nur so können sie letztlich auch zur erfolgreichen Umsetzung gelangen.
Kreativer zu werden ist damit ein Prozess und kein unerreichbarer Traum. Indem Sie offen für neue Themen und Ansätze sind und bleiben, können Sie mehr aus Ihrer Kreativität machen und einen Weg finden, neue gute Ideen zu finden und in die Tat umzusetzen.
Worauf warten Sie noch?
2 Kommentare
Sehr geehrter Herr Dr. Leichsenring,
super, dass Sie dieses Thema aufgreifen. Kreativität ist die Basis für Innovationen und damit der Schlüssel zu anhaltendem Wohlstand. Über die angeführten Gründe hinaus, machen wir es uns aber schwer und legen uns diverse Barrieren in den Weg zu mehr Kreativität.
Als Hochschuldozent für Innovations- und Change Management erlebe ich leider im konkreten Bildungsalltag, wie sehr das zunehmend verschulte Hochschulsystem den studentischen Nachwuchs dazu anleitet, die Dinge auswendig zu lernen. Eine „durchdenkende“ Beschäftigung mit dem Stoff ist eher die Ausnahme als die Regel. Gleiches gilt für die Anwendungskompetenz. Neben eklatanten Schwächen in den Lehrplänen und den Anforderungsprofilen an den Hochschulen werte ich das auch als Reaktion auf den sich anschließenden Bewerbungsprozess. Als gelte es eine Klon-Armee zu rekrutieren, werden vorzugsweise Absolventen eingestellt, die über keine Ecken und Kanten verfügen. Studierende werden häufig animiert, sich in ein ideales Persönlichkeitsprofil von Arbeitnehmern einzufügen. Gleichförmigkeit fördert weitere Gleichförmigkeit. Aus Gleichförmigkeit entstehen aber keine neuen Gedanken.
Neben den Fehlanreizen des Bildungssystems haben wir eine weitere wichtige Kreativitäts-Barriere: Die unzureichende Veränderungs-Kompetenz vieler Menschen. Neues macht unsicher und Gesellschaften unterdrücken Kreativität gerne, wenn sie unbequem wird. Es gibt ein ungleiches Kräftespiel zwischen Tradition und Innovation. Kulturen sind konservativ und bestärken das Gleichgewicht der Stabilität.
Als dritten Punkt möchte ich den Effizienzwahn ansprechen, in dem sich viele Unternehmen befinden: Der ständige Drang nach mehr Effizienz mag kurz- oder mittelfristig seine wirtschaftliche Bedeutung haben. Langfristig jedoch gilt: Effizienz tötet Kreativität.
Herzliche Grüße aus Wiesbaden
Ihr
Frank Weber
weber.advisory
Sehr geehrter Herr Weber
Danke für Ihre wertvollen Ergänzungen. In der Tat ist die Förderung von Kreativität weder im Berufsleben (und schon gar nicht im Bereich der Finanzdienstleistung) noch in der Hinführung dazu ein wichtiger Punkt auf der Agenda. Da sind andere Länder weiter (und auch bei Pisa weiter vorne).
Beste Grüße
Ihr Hansjörg Leichsenring