Banking der Zukunft bedeutet Konnektivität, Mobilität und Individualität

Interview mit Fabian Flach, Geschäftsleitung SAP Deutschland (1/2)

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Das die Zukunft des Bankings in einem stärkeren Maße als heute digital sein wird, steht außer Frage. Was dies konkret bedeutet und worin die Chancen und Herausforderungen für Kreditinstitute liegen, erläutert Fabian Flach von SAP in einem ausführlichen Interview.

Konnektivität, Mobilität und Individualität für das Banking

Konnektivität, Mobilität und Individualität sind entscheidend für das Banking der Zukunft

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Anfang Juli fand in Bonn das das SAP-Forum für Banken und Versicherer statt. Die Überschrift lautete „Vertrauen 4.0“ und sollte deutlich machen, dass in der Finanzbranche die Themen Digitalisierung und Vertrauen in einem engen Zusammenhang stehen müssen, um die digitale Transformation erfolgreich zu bewältigen.

Während der Konferenz hatte ich das Vergnügen, Fabian Flach kennenzulernen. Er ist seit 2014 für die SAP Gruppe tätig und leitet – als Mitglied der Geschäftsleitung Deutschland – den Geschäftsbereich Financial Services. Zuvor war er mehrere Jahre im Bereich Corporate Banking sowie in amerikanischen Software- und Consulting-Unternehmen tätig.

Fabian Flach, Geschäftsleitung SAP Deutschland

Fabian Flach ist Leiter des Bereichs Financial Services und Mitglied der Geschäftsleitung der SAP Deutschland

Im Rahmen eines ausführlichen Interviews habe ich mich mit ihm über die Herausforderungen von IT und Digitalisierung für Banken und Sparkassen sowie die Bedeutung innovativer, zukunftsorientierter Technologien ausgetauscht.

Im Folgenden lesen Sie den ersten Teil des Gesprächs über die Merkmale eines Bankings der Zukunft und die Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation.

Drei Merkmale des Bankings der Zukunft

Der Bank Blog: Wie lautet Ihre Vision für das Banking im Jahre 2025?

Fabian Flach: Banking im Jahre 2025 wird ein neues, einzigartiges Kundenerlebnis für Privat- und Firmenkunden sein. Das Filialnetz, wie wir es heute kennen, wird es nicht mehr geben. Viele bestehende Megatrends wie Konnektivität, Mobilität und Individualität werden sich im Jahre 2025 erfolgreich in den Banken etabliert haben:

Konnektivität bedeutet, dass gewerbliche wie private Kunden eng mit der Bank vernetzt sein werden. Der Datenaustausch wird gesetzlich oder vertraglich so geregelt sein, dass der Kunde davon profitiert. Über zusätzliche Daten, etwa aus der Sensorik oder von Dritten, werden aus dem Dienstleistungs- oder Konsumbereich zusätzliche Informationen bereitgestellt, die dem Kunden helfen, sein Leben einfacher und angenehmer zu gestalten.

Mobilität wird Banking an jedem Ort zu jeder Zeit ermöglichen. Die Bank im Jahr 2025 wird der Coach für den Kunden in allen Lebensphasen sein und die digitale Kundenschnittstelle besetzen. Sie bietet dem Kunden wertschöpfende Services, die er zu jeder Zeit an jedem Ort nutzen kann.

Für Kunden im Jahre 2025 wird die Individualität der Produkte und Dienstleistungen selbstverständlich sein, da bereits heute alle technischen Möglichkeiten dafür gegeben sind. Der Kunde erwartet, dass die Bank ihn und seine individuellen Wünsche und Bedürfnisse kennt und bedient.

Über das Thema Digitalisierung wird niemand mehr sprechen, denn es werden neue Formen der Zusammenarbeit in der gesamten Wirtschaft entstehen – auch im Privat- und Firmenkundengeschäft mit den Banken.

Der Bank Blog: Sie sprechen ja mit vielen Banken und Sparkassen. Was ist Ihr Eindruck, welches ist die aktuell größere Herausforderung – die anhaltende Niedrigzinsphase oder die digitale Transformation?

Fabian Flach: Neben den von Ihnen genannten Herausforderungen sehe ich immer noch das Thema der Regulatorik, mit der die Banken auch in den nächsten Jahren noch beschäftigt sein werden. Dieses Thema kann der Hebel sein, um die für die digitale Transformation notwendigen Architekturveränderungen zu beschleunigen. Die Bank, die am schnellsten die notwendigen Veränderungen herbeiführt, wird im Jahre 2025 ganz vorne dabei sein. Der Grund dafür ist, dass sich die Kosten in der Produktion signifikant verändern werden. Bis 2025 wird es keine größeren Auswirkungen mehr haben, ob wir uns in einer Niedrigzinsphase befinden oder anderen globalen Herausforderungen ausgesetzt sind – die Ertragslage der Banken wird sich stabilisiert haben. Eine Bank, die die digitale Transformation schnell und erfolgreich umgesetzt hat, ist unabhängiger vom Zinsniveau und verdient das zusätzliche Geld durch kundenindividuelle Services. Daher wird das Geschäftsmodell erfolgreicher Banken im Jahr 2025 nicht mehr so sein wie heute.

Unternehmergeist und Wille zur Veränderung entscheiden über den Erfolg

Der Bank Blog: Wo stehen die deutschen Banken und Sparkassen aktuell beim Thema Digitale Transformation?

Fabian Flach: Alle Finanzinstitute und -dienstleister in diesem Umfeld setzen sich mit dem Thema auseinander. Es gibt Institute, die schaffen eigens dafür auch neue Stellen – zum Beispiel den Chief Digital Officer. Das alleine betrachte ich allerdings noch nicht als entscheidenden Schritt. Die Digitalisierung ist der Schlüssel für Veränderungen und für die Umsetzung neuer Ideen oder Geschäftsmodelle. Diese Ideen gibt es heute schon in vielen Formen – wir konnten das gerade mit dem Hackathon auf dem SAP-Forum für Banken und Versicherungen erfolgreich darstellen. Die ersten Plätze belegten Teams, die das traditionelle Geschäftsmodell aus einer völlig neuen Perspektive betrachtet haben und in kurzer Zeit eine neue, originelle Idee in einem Prototyp realisieren konnten. Es sind die Visionen, der Unternehmergeist und der Wille zur Veränderung, die über den Erfolg von Banken entscheiden – und hier sehe ich noch Optimierungspotenzial.

Der Bank Blog: Welches sind für Sie die wichtigsten Elemente eines erfolgreichen Digitalisierungsmanagements?

Fabian Flach: Die Digitalisierung hat einen starken Einfluss auf die internen Prozesse der Bank und stellt eine neue Welle der Prozessautomatisierung dar. Die Multikanalplattform wird sich komplett verändern, neue Services und neue Servicemodelle werden hinzukommen. Die Bank muss vom Kunden ausgehend denken und die Convenience schaffen, die der Kunde erwartet. Ich bin mir sicher, dass sich die Bank neu aufstellen und organisieren muss. Die heutigen Organisationsstrukturen werden sich in den nächsten Jahren auflösen und das Zusammenspiel der Abteilungen – vom Vertrieb bis zum Produktmanagement – wird sich grundlegend ändern.

Hinzu kommt die unternehmensweite Integration mit Partnern und Dienstleistern, um die Vernetzung voranzutreiben. Geschäftsprozesse müssen reorganisiert werden, und es gilt sorgfältig zu beobachten, wie sich die Wertschöpfungskette der Bank verändert. Was macht sie noch selbst und was bezieht sie von anderen, die einen Teilbereich der Prozesskette einfach besser abdecken können? Die logische Konsequenz ist, dass die Bank ihr Leistungs- und Serviceangebot neu definieren muss – mit dem Blick auf das Besetzen und Ausgestalten der digitalen Kundenschnittstelle.

Für den Weg zu diesen Zielen ist eine abgestimmte Unternehmensstrategie erforderlich, die kommende Veränderungen antizipiert.

Vielfältige Unterstützung bei der digitalen Transformation

Digitale Transformation von Banken und Sparkassen

Traditionelle Banken müssen neue Strategien zur Bewältigung der digitalen Transformation definieren
© Shutterstock

Der Bank Blog: Wo konkret bieten Sie Finanzinstituten Unterstützung bei der Digitalisierung?

Fabian Flach: Wir haben nicht nur Software in unserem Portfolio, sondern bieten auch verschiedene Services an, um unsere Kunden bei der digitalen Transformation zu unterstützen – von einzelnen themenbezogenen Aufgaben bis hin zur kompletten digitalen Transformation der Bank. Kreativität und Innovation entsteht durch gemeinsames Arbeiten mit Kunden. SAP betreibt dazu mehrere Co-Innovation Center, um Kunden bei der Lösung ihrer Probleme mithilfe der Design-Thinking-Methode zu unterstützen. Diese Methode hilft uns, neue Perspektiven zu gewinnen und ganz unterschiedliche Eindrücke zu erzeugen, die als Basis für die Problemlösung dienen können. Alle Kunden, die bisher an einem unserer Design Thinking Workshops teilgenommen haben, haben uns bestätigt, dass die völlig andere Atmosphäre und der neue Blick auf die Dinge den Workshop zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben.

Entscheidend ist für die Banken jedoch zu wissen, wo sie stehen. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IDC hat ein Analyseverfahren entwickelt, das die digitale Transformation greifbar und transparent macht. Jede Bank kann damit ihren digitalen Reifegrad bewerten und so einen eigenen Fahrplan für den Wandel entwickeln.

Der Bank Blog: Ein Thema, das seit über 20 Jahren immer wieder diskutiert wird, ist die Erneuerung der Banksysteme durch den „Neubau auf der grünen Wiese“. Hierzulande hat sich aber noch keine Bank wirklich da herangetraut. Wie beurteilen Sie diese Option? Welche Chancen und Risiken sehen Sie?

Fabian Flach: Der Ansatz hat durchaus seinen Charme! Aber ist er im Jahre 2016 noch relevant? Wir sind im Cloud-Zeitalter, in dem wir Teile der Prozesskette problemlos auslagern oder neu integrieren können. Heute bewegen wir uns doch eher im Spannungsfeld zwischen Core IT und Fast IT. Es gibt ausreichende Möglichkeiten, die IT-Architekturen so flexibel und agil zu gestalten, um auf Marktveränderungen und Innovationen schnell reagieren zu können. In der Core IT, dem traditionellen IT-Management, wird die Stabilität sichergestellt. In der Fast IT können heute schon mit überschaubarem Aufwand neue Servicebausteine in den Geschäftsprozess oder in das Frontend integriert werden. Wir haben genau aus diesem Grund die SAP HANA Cloud Platform entwickelt, die nahtlos an bestehende Backendsysteme angeschlossen werden kann und gleichzeitig noch mobile Anwendungen unterstützt. Diese Entwicklung ermöglicht eine höhere Flexibilität und beschleunigt die digitale Transformation. Durch die Vernetzung von Menschen, Prozessen und Daten können die Banken den Markt mit den bestehenden Systemen durch neue disruptive Ansätze revolutionieren. Das Risiko kann ich genau kontrollieren und die Kosten liegen unter denen für den „Neubau auf der grünen Wiese“.


Im zweiten Teil des Interviews wird es um die Potentiale innovativer Technologien gehen sowie um die Frage nach der „richtigen“ Vorgehensweise im IT-Bereich. Um nicht zu verpassen, abonnieren Sie am besten den kostenlosen Bank Blog Newsletter.


Bank Blog Premium Leser können das PDF mit dem kompletten Interview hier direkt herunterladen.

 

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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