In naher Zukunft werden die meisten Besuche von Webseiten über mobile Endgeräte erfolgen. Doch gute mobile Webseiten haben die wenigsten Geldinstitute. Zumeist wird der Entwicklungsfokus auf Apps gelegt. Das allerdings könnte sich als fatal erweisen.
Nahezu jeder Smartphone-Nutzer hat seine Lieblings-Apps. Aber können Sie auch drei mobile Websites benennen, die Sie mögen? Wohl eher nicht. Die Mehrzahl der Webseiten ist zwar inzwischen responsiv, das dominierende Design-Element bleibt damit jedoch die klassische Desktop-Webseite. Nur wenige denken „Mobile First“.
Historische Entwicklung der mobilen Strategie
Es wird oft vergessen, dass das mobile Internet noch keine zehn Jahre alt ist. Seine Entwicklung begann mit dem iPhone 2007, von dem inzwischen über eine Milliarde verkauft wurden. Es hat die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren oder Informationen austauschen nachhaltig verändert. Doch nicht nur das. Es hat eine Vielzahl von neuen Produkten und Leistungen hervorgebracht und damit neue Geschäftsmodelle für Unternehmen und ganze Branchen ermöglicht.
Vor allem hat es dazu geführt, dass Webseiten nach und nach so gestaltet wurden, dass sie auch auf mobilen Endgeräten lesbar wurden. Forrester Research hat in der folgenden Infografik die Entwicklung der mobilen Strategie in den letzten zehn Jahren dargestellt.
Drei wichtige Meilensteine dieser Entwicklung waren:
2008: „There’s an app for that“/„Dafür gibt es eine App“
Findige Entwickler drangen verbotenerweise in das Betriebssystem des ersten iPhones ein, um eigene Apps zu integrieren. Apple machte daraus mit dem App-Store dann ein überaus erfolgreiches Geschäftsmodell. Damit geriet das mobile Web ins Hintertreffen. Jeder setzte auf eine App als Ankerpunkt der mobilen Strategie. Und viele tun dies noch immer.
2010: Responsives Design verkleinert Webseiten auf Smartphone-Größe
Durch die Anpassung des Designs auf die Bildschirmgröße eines Smartphones wurden Webseiten lesbar, mehr aber auch nicht. Es fehlt ein „magischer Moment“ beim Aufruf und Betrachten. „Mobile Friendly“ ist etwas anders als „Mobile First“ und führt damit auf Dauer in eine Sackgasse.
2016: Apps gewinnen, nur dummerweise nicht die eigene
Der durchschnittliche Smartphone-Nutzer hat 42 Apps auf seinem Smartphone installiert. Die große Mehrheit (87%) nutzt aber gerade einmal 10 Apps pro Tag. Und für Unternehmen noch schlimmer, sie verbringen 60 Prozent ihrer gesamten mobilen Zeit (Web und App) in nur drei Anwendungen – in der Regel solchen von Facebook und Google. Verbraucher haben genug Apps. Sie wollen keine zusätzlichen.
Mobiles Web als Vertriebskanal
In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass „Mobile“ nicht nur ein Kommunikations- sondern auch ein ernstzunehmender Vertriebskanal ist. Haben die Konsumenten das mobile Web vor einiger Zeit vor allem zur Recherche genutzt, so kaufen sie heute darüber zunehmend auch direkt das gefundene Produkt ein.
Finanzinstitute müssen daher den mobilen Weg ihrer Kunden nachvollziehen. Dazu müssen u.a. die folgenden fünf Fragen beantwortet werden:
- Kommen Ihre Kunden zu Ihrer mobilen App, Webseite oder zu beiden?
- Wie hoch ist der Anteil der direkten Besuche auf ihren mobilen Kanälen?
- Wie kam Ihr Kunde zu Ihrer mobilen App oder Webseite?
- Ist der nächste Schritt auf dem mobilen Weg zu einem Freund oder zu einem Wettbewerber?
- Wie verändern sich mobile Wege für unterschiedliche Kundensegmente?
Durch die Analyse der Antworten können Banken und Sparkassen ihre mobile Strategie von einer Kommunikationsstrategie zu einer Vertriebsstrategie weiterentwickeln. Dabei muss sich der Investitionsschwerpunkt verschieben. Neben der Entwicklung von eigenen Apps muss auch die mobile Version des eigenen Webangebots weiterentwickelt werden. Dabei genügt es nicht, die Webseite schneller zu machen, auch die Inhalte müssen anders dargeboten und vor allem abschlussfähig gestaltet werden.