Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe gehen im Jahr 2017 von einem deutschen Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,3 Prozent aus. Verschiedene Unwägbarkeiten auf politischer Ebene haben bislang nicht gebremst.
Die vielen Unwägbarkeiten rund um die US-Wahl oder die Ankündigung Großbritanniens, die EU verlassen zu wollen, hätten bislang keine negativen Wirkungen für die Wirtschaftsentwicklung entfaltet. Sie blieben allerdings als deutlich zu benennende Risikofaktoren bestehen. Auch auf globaler Ebene mehrten sich die Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung. So geht der IWF von einem weltweiten Handelswachstum von 3,8 Prozent und einem Produktionswachstum von 3,4 Prozent aus. Auch die Lage in einigen Schwellenländern stelle sich inzwischen wieder stabiler da.
Die Preisdynamik komme international ebenfalls wieder stärker in Schwung, zuletzt auch im Euroraum und in Deutschland. Bei den Rohölpreisen gehen die Chefvolkswirte im Mittel von einem Preis von 52 US-Dollar pro Barrel der Sorte Brent aus. Bei den Wechselkursen wird im Jahresdurchschnitt 2017 ein Kurs von 1,04 US-Dollar pro Euro erwartet.
Unsicherheit ist Gift für Finanzmärkte
Die Finanzmärkte mögen keine Unsicherheit über den Fortbestand der wichtigen europäischen Institutionen. Investitionen könnten zurückgestellt und Risikoprämien deutlich erhöht werden. Ein weiteres ‚Durchwurschteln‘ ohne klare Entscheidungen der europäischen Instanzen berge zwar mittelfristig große Gefahren, würde aber 2017 das Erreichen des heute prognostizierten guten Wachstumsszenarios für Deutschland ermöglichen.
Georg Fahrenschon Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) führte ergänzend aus:
„2017 hat das Zeug, das vierte Jahr in Folge mit einem überdurchschnittlichen Wachstum zu werden. Der Arbeitsmarkt ist in hervorragender Verfassung, die Binnenwirtschaft trägt. Die Unternehmen in Deutschland starten mit Rückenwind in das neue Jahr. Kalenderbereinigt, also unter Berücksichtigung der geringeren Zahl von Arbeitstagen im Jahr 2017, liegt die Prognose sogar um rund 0,3 Prozentpunkte höher“
Sparer verlieren durch Niedrigzinsen jährlich acht Milliarden Euro
Der DSGV verwies einmal mehr auf die Notwendigkeit einer Änderung der EZB-Politik der niedrigen Zinsen hin. Die Nachteile der Geldpolitik der Notenbanken nähmen weiter zu. Allein die deutschen Sparer mussten im Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2015 aufgrund gesunkener Zinserträge jährliche Einkommenseinbußen in Höhe von acht Milliarden Euro verschmerzen.
Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe rechnen allerdings aber nicht mit einem schnellen Umschwenken der EZB. Gegen schnelle Kursanpassungen der Geldpolitik im Euroraum bestünden erhebliche Vorfestlegungen. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Anleihekaufprogramm bis Ende des laufenden Jahres in unveränderter Form fortgeführt wird.
Optimismus für 2017 überwiegt
Trotz zahlreicher Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung ist die Sparkassen-Finanzgruppe insgesamt optimistisch für 2017. Sie geht in ihren Prognosen davon aus, dass sich auch bei einem weiter zunehmenden Populismus und den damit verbundenen Gefahren für die unterschiedlichen Wahlen in diesem Jahr im Euro-Raum der gesunde Menschenverstand durchsetzen wird. Europa und die Währungsunion werden weiterhin Bestand haben und die europäische Idee perspektivisch auch wieder an Strahlkraft gewinnen.