Instant Payments und PSD2 verändern die Rahmenbedingungen für Payments. Anhand von fünf Schlüsselfragen lassen sich vier Szenarien für das Bezahlen im Jahr 2025 aufzeigen. Der Wettbewerb um Kunden und Marktanteile wird zunehmen.
Unter dem Titel „Bezahlen 2025“ hat die SRC Security Research & Consulting GmbH schon 2015 aufbauend auf dem Input einer großen Zahl von Zahlungsverkehrsexperten eine umfassende Analyse der Trends und Entwicklungen durchgeführt, die sich bis zum Jahr 2025 abzeichnen. Dabei ging es nicht darum, die „eine“ Zukunft für das Bezahlen in zehn Jahren vorherzusagen. Vielmehr sollten diejenigen Faktoren identifiziert werden, welche die Zukunft des Bezahlens in der nächsten Dekade wahrscheinlich am stärksten beeinflussen werden. Aufbauend hierauf wurden verschiedene in sich konsistente Zukunftsszenarien entwickelt, die eine Vorstellung davon bieten, wie das Bezahlen 2025 aussehen könnte.
Jetzt, drei Jahre später, ist es Zeit noch einmal nachzuschauen und festzustellen, was von den damals identifizierten Faktoren auch heute noch als stabiler Trend anzusehen ist und was vielleicht anders gekommen ist.
Weil sich seither eine Menge getan hat, wollen wir dies in zwei Teilen tun: Im folgenden ersten Teil wird untersucht, wie sich die damals als eher sicher angenommenen Änderungen im Umfeld entwickelt haben, was davon so gekommen ist, wie es erwartet wurde und was vielleicht ein wenig anders gekommen ist. Im zweiten Teil der Analyse setzen wir uns dann mit den damals als eher unsicher qualifizierten Faktoren auseinander und versuchen abzuleiten, wie sich die Entwicklungen der letzten Jahre auf Markt- und Wettbewerbssituation ausgewirkt haben, um dann am Schluss ein Fazit abzuleiten.
Fünf Schlüsselfragen für das Bezahlen 2025
Drei wesentliche Rahmenbedingungen, die bereits 2015 als weitgehend gesetzt angesehen wurden, bildeten damals den Ausgangspunkt der Untersuchung:
- die Digitalisierung des Einkaufsprozesses an sich,
- die Einführung einer Instant Payment-Infrastruktur und
- eine strikte Regulierung, die den Zugang zum Konto für Dritte öffnet.
Diesen bereits damals als weitgehend gesichert geltenden Entwicklungen wurden Unsicherheiten gegenübergestellt, die zu wichtigen Treibern der künftigen Entwicklung werden können. Aus einer größeren Anzahl von Trends und Treibern hatte die Studie damals die folgenden Schlüsselfragen herausdestilliert:
- Welche Bedeutung werden FinTechs für den Zahlungsverkehr im Jahr 2025 haben?
- In welchem Maße werden sich die globalen Internet-Giganten bis 2025 im Zahlungsverkehr engagieren?
- Wie entwickelt sich das Kundenverhalten bis 2025 weiter?
- Inwieweit sind bis 2025 einfach nutzbare und zugleich hoch sichere Authentifizierungsverfahren verfügbar?
- Wie entwickelt sich bis 2025 die Bereitschaft zur Zusammenarbeit innerhalb der Kreditwirtschaft, um Innovationen im Zahlungsverkehr gemeinsam am Markt zu etablieren?
Da die genannten Fragen keine eindeutigen Prognosen zulassen, näherte sich die Studie der Zukunft der Zahlungssysteme mit Hilfe von unterschiedlichen Szenarien an – d.h. mit konsistenten, in sich geschlossenen und klar voneinander abgrenzbaren Zukunftsbildern.
Vier Szenarien für das Bezahlen im Jahr 2025:
Entlang der möglichen Antworten auf die fünf Schlüsselfragen ergaben sich damals vier Zukunftsbilder für das Jahr 2025:
- Vielfalt an der Kundenschnittstelle.
- Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken.
- Convenience in digitalen Ökosystemen.
- Klassische Banken auf Speed.
1. Vielfalt an der Kundenschnittstelle
Dieses Szenario – das Basisszenario – schrieb die damals am Markt erkennbare Entwicklung weitgehend fort. Die Zahl der Services zum Zugriff auf das Konto sowie zur Abwicklung von Zahlungen würde weiter zunehmen, aber es würde keiner Innovation gelingen, den Markt innerhalb der nächsten zehn Jahre grundlegend zu verändern.
2. Mehrwerte in der Welt der Digitalbanken
Das zweite Szenario war wesentlich von FinTechs und reinen Digitalbanken geprägt, die die Kundenschnittstelle neu definieren und auf der Grundlage von Informationen über den Zahlungsverkehr Mehrwerte für ihre Kunden bieten.
3. Convenience in digitalen Ökosystemen
In diesem Szenario gelang es den globalen Internet-Giganten, die Schnittstelle zum Kunden zu übernehmen und die Zahlungsabwicklung vollständig in die von ihnen unterstützten Geschäftsprozesse zu integrieren.
4. Klassische Banken auf Speed
Im vierten Szenario würde die Kreditwirtschaft ihre Zahlungsverkehrsinfrastruktur nutzen, um selbst der Zahlung vor- bzw. nachgelagerte Geschäftsprozesse in die Zahlungsabwicklung zu integrieren und Serviceinnovationen einzuführen.
Instant Payment und PSD2 sorgen für veränderte Rahmenbedingungen
Mit der Umsetzung der PSD2 und der im Juni 2017 erfolgten Ankündigung der Europäischen Zentralbank ihr TARGET Instant Payment Settlement (TIPS) im November 2018 in Betrieb nehmen zu wollen, sind diese bereits 2015 berücksichtigten Rahmenbedingungen 2017 besonders in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt.
Instant Payments
Die Einführung von Instant Payments hat aus Sicht von Banken zwar keinen offensichtlichen Business Case. Vordergründig handelt es sich um eine vor allem von der Regulierung forcierte Weiterentwicklung der Zahlungsverkehrsinfrastrukturen. Gleichwohl kann sie aber in Zukunft zumindest indirekt Chancen für neue Geschäftsfelder eröffnen. Denn mit Instant Payment ist es nicht mehr erforderlich, dem Zahlungsempfänger über eine zwischengeschaltete Stelle mitzuteilen, dass eine Zahlung zu seinen Gunsten erfolgt ist – er erhält die Information sofort von seiner kontoführenden Bank.
Instant Payment stärkt damit aber nicht nur die Rolle der kontoführenden Institute gegenüber ihren Kunden, sondern führt dazu, dass die im konventionellen Zahlungsverkehr aufgebaute ISO 20022-Infrastruktur zu einem Echtzeit-Service ausgebaut wird. Es wird nun möglich, theoretisch beliebige Informationen zwischen Kontoinhabern in Europa gesichert und real-time auszutauschen. Die Infrastruktur des konventionellen Zahlungsverkehrs wird damit zu einer echten Messaging-Infrastruktur – sozusagen ein „WhatsApp für werthaltige Informationen“.
Ein nächster logischer Schritt könnte daher in der Nutzung dieser Infrastruktur zur Digitalisierung von Prozessen Dritter liegen. Naheliegend wäre z.B. ein Service zur elektronischen Übermittlung von Rechnungen, die im Online-Banking angezeigt werden und dann gleich vom Kunden beglichen werden können. Zentrale technische Voraussetzung für solche neuen Geschäftsmodelle, die auf der Digitalisierung von Prozessen Dritter beruhen, wäre die Bereitstellung standardisierter Schnittstellen, sog. APIs, die die einfache Integration solch neuer Bankservices in die Prozesse Dritter erlauben.
Herausforderung PSD2
Mit der sog. PSD2-Schnittstelle werden Banken künftig bereits für den Kontenzugriff einen Basisservice als API anbieten und es könnte sich anbieten, auf dieser Grundlage APIs für Mehrwertdienstleistungen zu konzipieren.
Das Auftreten neuer Wettbewerber an der Kundenschnittstelle macht es für Banken sicherlich erforderlich, die eigenen Kundenschnittstellen jeweils am aktuellen Stand der Technik auszurichten und ihren Kunden den Zugriff auf ihr Konto über die jeweils neuesten Technologien zu ermöglichen. Hier befinden sich Banken in Zukunft vielleicht mehr als bisher in einem permanenten Wettlauf mit ihren Wettbewerbern an der Kundenschnittstelle.
Um nachhaltige Vorteile in diesem Wettbewerb zu generieren, dürfte dies aber aller Voraussicht nach alleine nicht ausreichend sein. Es wird vielmehr erforderlich sein, die neuen Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen zu nutzen, um aufbauend hierauf neue Services und Geschäftsmodelle (sog. Overlay-Services) zu entwickeln.
Bei der Entwicklung von Overlay-Services stehen aber nicht nur Banken am Start, sondern vor allem auch die großen Internet-Giganten, die bereits heute i.d.R. global agierende digitale Ökosysteme betreiben. In diesem sich abzeichnenden Wettbewerb wird es daher vor allem auch um die Generierung „kritischer Massen“ gehen. Die hohe Einkaufskonzentration auf einzelne Anbieter im E-Commerce wie Amazon zeigt bereits heute sehr deutlich, wie schnell ein global einheitlich agierendes digitales Ökosystem in der Lage ist, einen ansonsten durch hohe produktpolitische Fragmentierung gekennzeichneten Markt zu dominieren.
Zwischenfazit: Payment 2025 – Der Wettbewerb beginnt
PSD2 und die bevorstehende Einführung von Instant Payments haben daher nichts an den Einschätzungen des Jahres 2015 zur Zukunft des Bezahlens geändert. Im Gegenteil: die Einschätzungen wurden bestätigt und es ist jetzt klar, dass die Voraussetzungen für den 2015 bereits erwarteten intensivierten Wettbewerb zwischen Banken und Internet-Giganten aktuell geschaffen werden: das Rennen ist also eröffnet.