In Zeiten von Energiewende und knappen Ressourcen steigt die Bedeutung von erneuerbaren Energien. Banken spielen bei der Verbreitung eine wichtige Rolle.
Die Metropolregion Hamburg ist Vorreiter bei der Energiewende. Die Anzahl von Unternehmen in den Erneuerbaren Energien hat sich hier der Agentur für Erneuerbare Energien zufolge 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 57 auf 816 erhöht. An der Elbe entsteht Spitzentechnologie mit internationalem Ruf. Führende Unternehmen des Bereichs Wind Onshore haben in der Metropolregion ihren Hauptsitz, etwa zwei Drittel aller Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee wurden hier entwickelt. Auf dem weltweit größten Branchentreff „WindEnergy“ kommen zudem alle zwei Jahre rund 35.000 Besucher zum Fachaustausch zusammen.
Notwendige Quantensprünge bei der Gewinnung regenerativer Energie
Rund 30 Jahre nach dem Beginn der kommerziellen Nutzung sind regenerative Energien ein fester Bestandteil der Stromversorgung geworden: In Deutschland hat sich ihr Anteil seit 1990 verachtfacht, mit über 29 Prozent waren sie 2016 die wichtigste Stromquelle – noch vor Atomkraft, Öl oder Gas. Nach den im Erneuerbaren-Energien-Gesetz festgelegten Zielen soll der Anteil der alternativen Erzeugung am Strom-Mix in Deutschland bis 2035 auf 55 bis 60 Prozent steigen.
Auch wenn die Fortschritte bei der Gewinnung regenerativer Energie groß sind – um den Energiebedarf mehr oder weniger vollständig mit alternativen Quellen wie Wind- oder Solarkraft zu decken, dürften die bislang verwendeten Methoden nicht ausreichen. Neue Techniken sind gefragt: Das könnten Häuser, Straßen, Fahrradwege, aber auch Elektroautos sein, die Energie produzieren und diese für eine spätere Nutzung speichern.
Neue Partner für die Realisierung der Energiewende
In Hamburg und Schleswig-Holstein haben sich 60 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zu „NEW 4.0 – Norddeutsche Energiewende 4.0“ zusammengeschlossen. Gemeinsames Ziel ist es, diese Region mit ihren rund 4,5 Millionen Einwohnern bereits 2035 komplett mit regenerativer Energie zu versorgen. Den wesentlichen Ausbauschub dürfte auch künftig die Windenergie geben – mit größeren, effizienteren und kostengünstigeren Anlagen, sowohl an Land als auch auf See.
Die zentrale Herausforderung liegt aber nicht nur darin, mehr Wind- und Solarstrom zu erzeugen, sondern diesen auch auf vielfältige Weise nutzbar zu machen. Gleichzeitig soll die Erzeugung individualisiert werden: Konsumenten von Energie werden zugleich Produzenten sein (sogenannte Prosumer), etwa indem sie die in ihrem Haushalt über Solarkollektoren gewonnene Energie in leistungsstarke Batterien ihres E-Autos geben, nicht verbrauchten Strom ins Netz einspeisen oder mit dem Nachbarn teilen – alles muss auf intelligente Weise verbunden sein.
Überhaupt wird sich die Energiewende nicht nur bei den großen Infrastrukturprojekten entscheiden, sondern auch in privaten Heizungskellern, auf Dächern von Einfamilienhäusern, beim öffentlichen Hausbau ebenso wie beim Bau neuer Stromleitungen, Stromspeicher und Windparks. Schon heute sind viele kleinere Erzeuger ans Netz angeschlossen, beispielsweise mit eigenen Photovoltaik-Anlagen. Um zu gewährleisten, dass sie den selbst gewonnenen Strom ins Netz einspeisen können, sind intelligente Netze nötig – „Smart Grids“, die ein effizientes Zusammenspiel von Erzeugung, Speicherung, Netzmanagement und Verbrauch gewährleisten. Dafür sind wiederum neue Mess-, Steuer- und Regelungstechniken gefragt, gelenkt von modernster Software.
Banken spielen eine wichtige Rolle bei der Energiewende
Die Branche wächst, die Projekte werden komplexer – damit verändert sich auch die Aufgabe der Banken: Sie müssen wettbewerbsfähige Finanzierungen entwickeln und anbieten, um den Prozess der Modernisierung zu begleiten und dessen Fortgang sicherzustellen.
Um den skizzierten Quantensprung etwa bei Pilotprojekten im Bereich E-Autos zu verwirklichen, braucht es nicht nur die technische Entwicklung und Unterstützung durch das gesellschaftliche und politische Umfeld. Auch die Banken spielen eine wichtige Rolle auf dem Weg in die Energiewelt von morgen, denn sie stellen die Finanzierungen für die neuen Projekte bereit.
Mit der Anpassung der Fördersysteme in der Europäischen Union bieten sich für Banken neue Ansätze bei Projekt- und Unternehmensfinanzierungen. So ist und bleibt die Energiewende weiterhin ein wichtiges und interessantes Geschäftsfeld für deutsche Banken.
Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2017/18 des Ver4einas Finanzplatz Hamburg, dessen Mitglied der Bank Blog ist. Das Jahrbuch können Sie hier herunterladen oder als Hardcopy bestellen.