Das digitale Bankschließfach

Abrundung der Online Banking Palette oder Spielerei?

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E-Safe Kunden-Schließfach im Online Banking für Bank und Sparkasse

Pixelio.de / Gerd Altmann

Wertsachen wie Schmuck, wichtige Verträge und Urkunden legt man ins Bankschließfach. Dort sind sie geschützt und werden langfristig sicher aufbewahrt. Aber was macht man mit virtuellen Wertgegenständen, wie Zugangscodes, Passwörtern oder digitalem geistigem Eigentum? Jetzt gibt es eine Antwort.

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Hintergrund

Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft wachsen auch Volumen und Relevanz schützenswerter digitaler Daten. Neben Daten mit finanziellem Wert wie geistigem Eigentum oder Vermögens- und Geschäftsdokumenten gehören dazu auch emotionale Werte wie digitale Bilder, Videos oder Korrespondenz, die man sicher vor Verlust schützen will.

Im Rahmen des Finance Forums Germany 2011 im Mai (für das es ja hier Freikarten zu gewinnen gab) habe ich Christian Schwarzer kennen gelernt und komme nun endlich dazu, in einem Artikel auch über ihn und sein junges Unternehmen zu berichten. Grundsätzlich habe ich als Mensch mit zwei linken Händen ohnehin stets großen Respekt vor Technikern. Herr Schwarzer ist noch dazu Absolvent der renommierten ETH Zürich, die im technischen Bereich das ist, was die Universität St. Gallen im betriebswirtschaftlichen ist.

Das digitale Online Banking Schließfach für Bankkunden

Christian Schwarzer – CEO von DSwiss

Das alleine qualifiziert ihn aber noch nicht für eine Erwähnung hier im Bank Blog, da muss schon noch ein Bankbezug bestehen und den gibt es natürlich auch. Herr Schwarzer ist einer der Gründer und CEO der jungen Schweizer Firma DSwiss und hat sich genau zu dem eingangs beschrieben Thema Gedanken gemacht, nämlich wie Kunden ihre virtuellen Schätze sicher vor unbefugtem Zugriff und vor Diebstahl schützen können. Was für haptische Wertgegenstände das Bankschließfach ist, stellt DSwiss nun als elektronisches Online Schließfach für Bankkunden bereit.

Im ersten Moment habe ich mich gefragt, ob man sowas überhaupt braucht. Webserver mit virtuellem Speicherplatz gibt es ja zu Hauf an jeder „Straßenecke“ zu mieten und entsprechende Verschlüsselungsprogramme ebenfalls. Aber die Analogie zum Kundensafe hat mich dann doch nachdenklich werden lassen und dazu veranlasst, mich mal näher mit dem Thema zu beschäftigen.

Vorteile für Kunden

DSwiss sagt über sich selbst:

Der DSwiss Internet Datensafe:

  • Bietet Kunden ein digitales Schließfach für die Aufbewahrung von schützenswerten digitalen Daten – die Fortsetzung des klassischen Bankschließfachs.
  • Ermöglicht zudem die zeitgemäße Zustellung und langfristige Aufbewahrung von elektronischen Bankdokumenten.
  • Ist ein innovativer Mehrwertdienst als Ergänzung zu Ihrem E-Banking und zur Stärkung der Kundenbindung.

DSwiss verspricht den Kunden, ihre wichtigen digitalen Daten und Werte geheim und hochsicher aufzubewahren und trotzdem immer und von überall darauf zugreifen zu können. Codes für Bankkonten, Passwörter, Verträge, geistiges Eigentum oder private Erinnerungswerte seien so sicher aufbewahrt. Physisch liegen die Daten in der Schweiz, in von der Eidgenössischen Bankenkommission zertifizierten Datencentern.

Natürlich kann man auch digitale Daten auf eine CD oder DVD brennen und ins klassische Bankschließfach einlagern. Das Problem daran ist der schlechte Zugriff. Mittlerweile sind zwar vielfältige Online Angebote verfügbar, diese gilt es jedoch unter dem Aspekt der Datensicherheit kritisch zu hinterfragen. Prüft man mit dem Maßstab eines Bankschließfachs, so stößt man sehr schnell an die Grenzen der virtuellen Backup-Dienste. Oft erfolgt die Ablage unverschlüsselt und bei allen Diensten steht zu befürchten, dass es Administratorenrechte gibt, die einen Zugriff auf die Daten erlauben.

Das Besondere am Angebot von DSwiss ist, dass hier kein Administrator an den Inhalt des elektronischen Safes herankommen kann. Gewährleistet wird der hohe Sicherheitsanspruch durch eine durchgehend starke Verschlüsselung in Kombination mit einer Authentisierung mittels eines zweiten Faktors (wie zum Beispiel mobileTAN, sowie der vertraulichen Speicherung der Daten in Bankenrechenzentren.

Trotz der hochsicheren Speicherung kann der Kunde dank der zentralen Ablage in Datenzentren und des geschützten Zugriffs über einen beliebigen Webbrowser weltweit sicher über jedes Internet-fähige Gerät auf sein digitales Schließfach zugreifen.

Vererbung des Schließfaches

Was aber passiert mit den wichtigen persönlichen Daten im Todesfall? Beim klassischen Bankschließfach gibt es die Schlüssel und wenn die weg sind, kann man den Safe immer noch mit roher Gewalt öffnen und somit an den Inhalt gelangen. An einem sicheren virtuellen Tresor gibt es jedoch nichts zu schweißen oder zu bohren. Hier bietet DSiwss das sogenannte DataInherit an.

Dabei kann der Benutzer die wichtigen Daten nach selbst gewählten Kriterien weiter vererben, falls ihm etwas geschehen sollte.

Dazu überlässt er den berechtigten Personen seines Vertrauens einen Aktivierungscode. Um den Missbrauch diese Codes zu verhindern, wird der Kontoinhaber in diesem Moment auf allen verfügbaren Kanälen, etwa per E-Mail oder SMS benachrichtigt. Wenn er noch lebt oder es sich anders überlegt hat, kann er die Vererbung stoppen. Wenn er sich innerhalb der vorab von ihm festgelegten Sperrfrist nicht meldet (beispielsweise zwei Wochen), wird die Vererbung ausgelöst. Die Berechtigten werden dann benachrichtigt und darüber informiert, wie sie an die hinterlegten Daten kommen. Das geht per verschlüsselter E-Mail, SMS sowie Einschreiben, falls die Postadresse abgelegt wurde.

Einbindung ins Online Banking

DSwiss bietet seine Leistungen nicht nur Endkunden an, sondern auch als White Label für Banken, die wiederum ihren Kunden die Leistung zur Verfügung stellen.

Für die Banken ergeben sich durch ein solches Angebot mehrere Vorteile. Das digitale Schließfach selbst ist eine Dienstleistung mit hohem Mehrwert für den Endkunden und hat dank des langfristigen Nutzungshorizonts auch einen hohem potentiellen Kundenbindungseffekt. Nutzt die Bank diesen Datensafes dann auch für die Zustellung und Aufbewahrung von elektronischen Bankdokumenten so verzichten Kunden zunehmend auf die Zustellung in Papierform. Durch das Vermeiden von Papierbelegen und durch die Vereinfachung von operativen Prozessen können Banken damit nicht nur die Umwelt schonen, sondern vor allem auch Kosten sparen. Desweiteren kann das kostenpflichtige Anbieten der Schließfach-Dienstleistung zu zusätzlichen Umsätzen führen.

Eine Studie des Marktforschungsinstituts Javelin Strategy & Research zum Thema Internet- Datensafe zeigt, dass die Mehrzahl der befragten Personen wichtige digitale Daten tatsächlich auch bei Ihrer Bank aufbewahren möchten und nicht bei großen Internet Firmen oder Online-Speicher Anbietern. Noch greift also der Vertrauensbonus der Banken.

Aus meiner Sicht ist ein elektronisches Bankschließfach eine interessante und attraktive Abrundung der elektronischen Dienstleistungspalette einer Bank und interessante Analogie und Fortsetzung der klassischen Bankschließfach-Dienstleistung im digitalen Zeitalter.

Ausblick

Die zunehmende Verbreitung digitalen Signaturen wird dazu führen, dass heute noch in Papierform gehaltene Verträge, Zertifikate und andere wichtige Dokumente rechtsgültig elektronisch übermittelt und verwaltet werden. Damit wird das Thema der sicheren Aufbewahrung noch an Bedeutung gewinnen.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


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2 Kommentare

  1. Avatar

    Ist diese das digitale Schließfach noch in der Testphase oder wird es bereits angeboten? Ich könnte mir vorstellen, dass Zweifler vor allem das Übertragungsmoment als eine potentielle Sicherheitslücke sehen könnten.
    Ansonsten wie immer: hochinteressant!

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