Sie liegen falsch: Es gibt keinen Kampf Krypto- gegen Fiat-Währung

Technische Infrastruktur macht den Unterschied

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Immer wieder ist zu hören, Krypto-Währungen und Fiat-Geld seien grundverschieden. Das ist jedoch ein Missverständnis, denn Krypto steht für nichts mehr und für nichts weniger als für eine neue Art von technischer Infrastruktur.

Kryptowährungen in der Diskussion

Kryptowährungen wie der Bitcoin stehen aktuell in der Diskussion.

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Hin und wieder stoße ich auf Artikel wie „7 Gründe, warum Bitcoins besser sind als Fiat-Währungen“ und auf Schlagzeilen in Diskussionsforen wie „Darum hassen wir Fiat-Geld und warum Kryptowährungen gedeihen werden„. Was Autoren solcher Beiträge völlig falsch verstehen, ist: Typischerweise sind Kryptowährungen Fiat-Währungen.

Der amerikanische Ökonom und Penn-State-Professor Neil Wallace hat es auf einem einfachen Nenner gebracht, als er sagte: „Fiat-Geld ist ein intrinsisch nutzloser Gegenstand, der als Tauschmittel dient“. Und genau das sind die meisten Kryptowährungen: intrinsisch nutzlose Objekte.

Doch egal ob US-Dollar, Euro, japanischer Yen, chinesischer Renminbi, Britisches Pfund oder Schweizer Franken – sie sind inzwischen allesamt Fiat-Geld, das von staatlichen Zentralbanken monopolistisch produziert und durch Kreditvergabe des Bankensystems vermehrt wird.

Ganz grundsätzlich ist eine Kryptowährung eine digitale Währung, welche Verschlüsselungstechnologien verwendet, um die Erstellung wie auch die Übertragung von Geldeinheiten zu kontrollieren. Um jedoch nicht gleich das Kind mit dem Bade auszuschütten, macht es Sinn, zwischen Kryptowährungen zu unterscheiden, welche dem Anwender neben der Geldfunktion noch weitere nützliche Funktionalitäten bieten (Token) und denen die dies nicht tun (Coins). Ether mit seinen Smart Contracts gehört sicherlich zu ersteren Gruppe während Bitcoin zu letzteren gehört.

Krypto ist eine technische Infrastruktur

Was die Krypto vs. Fiat-Antagonisten übersehen: Krypto steht für nichts mehr und für nichts weniger als für eine neue Art von technischer Infrastruktur. In den späten 1950er Jahren begannen Banken damit, Computer für ihre Buchhaltungsprozesse zu verwenden. Buchgeld wurde durch elektronisches Geld ersetzt. Da viele Länder immer noch weit davon entfernt sind, sich in bargeldlose Gesellschaften zu verwandeln, setzt sich dieser Prozess seit Jahrzehnten fort.

Dann kam 2008 und Satoshi Nakamoto veröffentlichte seine Arbeit zu Bitcoin. Doch dieses Werk ging über die Beschreibung einer neuen Form von Geld hinaus, es beschrieb vielmehr ein ganzes System, das sich der Kryptografie bediente, um ein neues elektronisches Peer-to-Peer Zahlungssystem zu erschaffen. In den ersten paar Jahren wurde von Bitcoin und der Arbeit von Nakamoto kaum Kenntnis genommen. Stattdessen dauerte es ca. vier Jahre, bis Bitcoin erstmals eine Million Transaktionen pro Monat erreichte, eine Zahl, die das VISA-Transaktionsnetzwerk in weniger als 90 Sekunden verarbeitet.

Dennoch wurde die von Nakamoto beschriebene Technologie für eine wachsende Nutzerbasis kontinuierlich attraktiver, da sie gegenüber traditionellem Geld etliche Vorteile aufwies. Unter anderem kann die Anzahl der Geldeinheiten festgelegt werden, was ein effektives Inflationsmanagement auf der Angebotsseite ermöglicht. Zweitens erlaubt es eine sofortige Abwicklung, d. h. es sind keinerlei Bewilligungen oder Handlungen Dritter erforderlich, um einen Geldtransfer durchzuführen. Drittens verhindert die Blockchain jede Art von Geldfälschung. Schließlich ist das System vollständig transparent: Jeder Nutzer kann jede Transaktion in Bitcoins seit dessen Einführung einsehen.

Nationale Kryptowährungen als gesetzliches Zahlungsmittel

Es ist vor allem das letztgenannte Merkmal, die volle Transparenz, welches schon bald Regierungen zum größten Befürworter von Kryptowährungen werden lässt. Als die Banken ihre Buchführung von analog auf elektronisch umstellten, taten dies auch die Regierungen und die ihnen unterstellten Steuerbehörden. Politiker und Beamte werden diesen Weg der technischen Neuerung weiterverfolgen, da die völlige Transparenz der Traum einer jeden Steuerbehörde ist. Sollte eine Zentralbank eine die Krypto-Währung emittierten, so würde diese nicht nur den erstmaligen Empfänger des Geldes kennen, sondern jeder Strafverfolgungsbeamte könnte den weiteren Weg des Geldes praktisch in Echtzeit mitverfolgen. Dabei würden die Argumente für die Einführung einer staatlichen Kryptowährung dieselben sein wie bei der Abschaffung des 500 Euro-Scheins: es wird behauptet werden, dies sei der Schlüssel zur Beseitigung von Schwarzarbeit, Schmuggel, Hehlerei, Terror-Finanzierung, Steuerhinterziehung und so weiter und so fort – mit herzlichen Grüßen von Aldous Hurleys schöner neuer Welt.

Einige Regierungen wie die Australiens, Russlands, Kirgisistans und Chinas befassen sich bereits mit der Idee, ihre nationalen Währungen auf eine Krypto-Infrastruktur zu verlagern. Was wir also in naher Zukunft sehen werden, sind nationale Währungen, die gesetzliche Zahlungsmittel sind, die auf einer Krypto-Infrastruktur ausgegeben und betrieben werden und die auf Blockchain, Tangle, Hashgraph, Holochain oder ähnlichen Distributed Ledger Technologien basieren.

Die Erleuchtung

Werden staatliche Krypto-Währungen herausgegeben, so ist anzunehmen, dass eine Einheit der neuen Krypto-Landeswährung den gleichen Wert hat wie eine Einheit des bisherigen Geldes. Gleichwohl wird dieses neue Krypto-Geld ausschließlich im virtuellen Raum existieren. Was noch wichtiger ist, dieses Geld wird weder ein kommerzielles Gut sein, weder ein Konsumenten-, noch ein Produzentengut, noch ein Anrecht auf ein solches Gut darstellen und damit exakt die Eigenschaften aufweisen, die Hoppe 1994 für Fiat-Geld definierte. Kurz gesagt, es wird wie bereits erwähnt ein „ein intrinsisch nutzloser Gegenstand, der als Tauschmittel dient“ (Wallace, 2017) und somit wird es Fiat-Geld sein.

Sobald Regierungen gesetzliche Zahlungsmittel auf Krypto-Plattformen migrieren, werden die Krypto vs. Fiat-Antagonisten anerkennen müssen, dass Kryptowährungen genau das sind: Fiat-Geld. Doch woher kommt das vorherrschende Missverständnis, Krypto-Währungen und Fiat-Geld seien grundverschieden? Ich nehme an, dass viele Leute die Begriffe „gesetzliches Zahlungsmittel“ und „Fiat Geld“ gleichsetzen. Aber gesetzliches Zahlungsmittel zu sein, ist kein notwendiges Merkmal, das Fiat-Geld auszeichnet. Ganz im Gegenteil, die Ökonomen sind der Ansicht, dass sich Fiat Geld nicht durch besondere Eigenschaften wir bspw. dem Merkmal gesetzliches Zahlungsmittel zu sein, auszeichnet (Goldberg, 2005).

Ein positiver Nebeneffekt der Bemühungen von Regierungen, gesetzliche Zahlungsmittel auf Krypto-Infrastrukturen zu heben, wird an sich an der Schnittstelle zwischen traditionellen Geld und Krypto-Währung manifestieren. Langfristig ist eine wesentliche Verbesserung dieser Schnittstelle unabdingbar, um eine Liquiditätskrise zu vermeiden, die ansonsten dazu führen könnte, dass einige Kryptowährungen im Verlauf einer anhaltenden Phase fallender Preise gänzlich zusammenbrechen.

Über den Autor

Prof. Dr. Patrick Schüffel

Patrick Schüffel ist Professor am Institut für Finanzen der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (Schweiz) und der Liaison Officer der Hochschule in Singapur. Zuvor war er in verschiedenen leitendenden Funktionen im Schweizer Banking tätig, u.a. als Chief Operating Officer und Vorstandsmitglied für die Saxo Bank (Schweiz) AG und als Head Innovation im Bereich “Investment Services & Products” der Credit Suisse. Neben seiner akademischen Tätigkeit ist er als freiberuflicher Unternehmensbereiter und Investor im Finanzbereich in Südostasien aktiv, wo er regelmäßig Brücken zwischen Asien und Europa schlägt.

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