Mut ist eine ganz wichtige Eigenschaft, um – beruflich wie privat – das Beste zu machen. Ohne Mut wird es uns schwer fallen, unsere selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Mut ist der Türöffner für eine erfolgreiche Entwicklung in allen Bereichen.
Gerade zu Beginn eines Jahres haben wir ja oft große Pläne: einen neuen Job oder sich selbständig machen, eine eigene Wohnung, ein eigenes Haus kaufen, eine Weltreise machen oder gleich auswandern. Jeder hat so seine eigenen Träume. Aber leider bleibt es meist bei einem Lippenbekenntnis. Hätte, wäre, würde – allzu oft regiert der Konjunktiv. Wir würden ja gern was wagen, zögern aber, den ersten Schritt zu machen. Wir scheuen das Risiko, haben Angst vorm Scheitern. Das Motto „Safety first!“ beherrscht unser tägliches Denken. Damit bleiben viele Ziele schon im Anfangsstadium auf der Strecke.
Das zeigt: Ohne eine gewisse Portion Mut kommen wir nicht voran! Sie ist die Grundlage für unkonventionelle Entscheidungen, für disruptive Ideen, für neue Geschäftsmodelle. Mut braucht es, um auf Missstände und Fehlentwicklungen hinzuweisen, und um anschließend Korrekturen vorzunehmen. Mut bedarf es aber auch, um eigene Fehler einzugestehen und die notwenigen Konsequenzen zu ziehen – zum Beispiel schlecht laufende Projekte zu beenden, auf Re-Start zu gehen.
Mut ist Gestaltungswille und -kraft
Dass man vor großen, wichtigen Schritten Manschetten hat, ist völlig normal, denke ich. Zumindest bei uns Erwachsenen. Kinder sind da unbekümmerter. Erst mit den Jahren reflektieren wir unser Handeln und sehen auch die Gefahren. Angst und Mut schließen sich aber gar nicht zwangsläufig aus, es sind eher zwei Seiten einer Medaille. Etwas Courage kann jedoch dabei helfen, eine lähmende Angst zu überwinden und handlungsfähig zu werden. Während Angst bremst, treibt Mut an.
Wenn ich von Mut spreche, meine ich Mut im Sinne von Courage, Zutrauen, Beherztheit, Entschlossenheit. Es geht darum, an sich selbst zu glauben, optimistisch in die Zukunft zu blicken, bereit zu sein, neue Wege zu gehen, seine Chancen zu nutzen, es einfach mal anders zu machen. In diesem Sinne ist Mut gleichbedeutend mit Gestaltungswille und -kraft. Er kann Träume wahr und aus Visionen Realität werden lassen.
Mut hilft, die Angst vorm Scheitern zu überwinden
Woran mangelt es denn potenziellen Gründern am meisten? Nicht an den Ideen, sondern am Zutrauen, diese erfolgreich umzusetzen. In einer internationalen Studie gaben 78 Prozent der Deutschen zu, dass die Angst vorm Scheitern ein großes Hindernis auf dem Weg zum eigenen Unternehmen ist. Und nur 29 Prozent glaubten, dass sie überhaupt fähig sind, eine Firma zu gründen. Diese Angst vorm Scheitern lähmt und lässt uns viele Chancen verpassen, die so vielleicht nie wieder kommen.
Ohne Mut kein Fortschritt
Mut ist somit eine unverzichtbare Eigenschaft, wann immer es um Veränderungen geht. Es ist naturgemäß nie einfach, was Neues zu wagen, die eigene Komfortzone zu verlassen. Da ist die Ungewissheit, was uns erwartet. Die Angst vorm Unbekannten. Manchmal ist es aber unumgänglich, dass wir uns verändern, uns weiterentwickeln. Wenn es nicht aus eigenem Antrieb heraus passiert, dann vielleicht, weil wir müssen, weil sich die Rahmenbedingungen verändert haben – Stichwort „Digitalisierung“. Wer sich dann nicht bewegt, verliert schnell den Anschluss. Aber wer sich mutig aufmacht, sein Leben oder Unternehmen umzugestalten, wird am Ende des Weges oft mit Erfolg belohnt.
In der brand eins zum Themenschwerpunkt „Innovationen“ wurde Rolf Najork, CEO von Bosch Rexrodt, gefragt, was es dafür braucht, ein Unternehmen erfolgreich zu transformieren: „Vor allem den Mut, in großen Schritten zu denken, gerade weil den Kunden selbst das oft schwerfällt. Man muss raus aus dem evolutionären Denken des klassischen Industrieentwicklers. Und das ist keine Frage der Ausbildung, sondern eine der Einstellung.“
Und weiter sagt er: „Ein Unternehmen offen für Ideen zu machen erfordert einen anderen Umgang mit Risiko und Scheitern. Wir brauchen eine Kultur, die bei Fehlern nicht mit Bestrafung, sondern mit Motivation reagiert. Die Leute sollen Risiken eingehen.“
Den Mutigen gehört die Welt
Auch um Innovationen hervorzubringen, ist die Eigenschaft Mut unabdingbar. Man muss bereit sein, etwas zu riskieren, wenn man etwas wirklich Neues schaffen will. Querdenken, es anders zu machen als alle anderen, das erfordert viel Schneid. Ich weiß, wovon ich spreche. Im Service der Telekom haben wir viele Dinge auf den Kopf gestellt, um langfristig besser zu werden. Da braucht man viel Überzeugung, dass der neue Weg der richtige ist. Wer genau weiß, dass er mit seiner Idee auch auf die Nase fallen kann, es aber trotzdem wagt, der ist wahrhaft couragiert.
Gibt in der Wirtschaft etliche Beispiele für Menschen, die für ihren Mut belohnt wurden:
- Da ist zum Beispiel Berta Benz. Mit ihrer couragierten und pannenfreien Pionierfahrt mit dem Motorwagen von Mannheim bis Pforzheim hat sie die Firma ihres Mannes vor dem drohenden Bankrott gerettet. Erst durch diese Leistung vertrauten die Menschen der Alltagstauglichkeit eines Wagens ohne Pferde. Der Rest ist Geschichte.
- Oder nehmen wir James Dyson. Der britische Erfinder bewies Mut, als er das bestehende Konzept des Staubsaugers in Frage stellte. Nach 15 Jahren und über 5.100 Versuchen präsentierte er Mitte der 1980er Jahre den ersten Staubsauger ohne Beutel. Der avancierte zum Verkaufsschlager. 2005 war Dyson schließlich Umsatz-Marktführer in den USA.
- Paradebeispiel für einen mutigen Innovator ist natürlich auch Steve Jobs. Als er 2007 den Mumm besitzt, ein Smartphone ohne Tastatur auf den Markt zu bringt, wird es von der Konkurrenz als „Nischenprodukt“ belächelt. Gut zwanzig Jahre später hat Apple weltweit rund 1,5 Milliarden iPhones verkauft, die das Unternehmen zwischenzeitlich zur wertvollsten Firma der Welt gemacht haben.
Führungskräfte müssen ermutigen
Nicht nur für Innovatoren, auch für Führungskräfte allgemein ist Mut eine ganz besonders wichtige Eigenschaft! Leader müssen die Courage haben, mit komplexen Themen umzugehen, für immer wieder neue Probleme Lösungen zu finden. Sie müssen bereit sein, diverse Risiken einzugehen und sich Dingen zu stellen, vor denen andere möglicherweise zurückschrecken. Mut auf Management-Ebene ist kalkulierte Risikobereitschaft basierend auf rationalen Überlegungen und guter Vorbereitung.
Führungskräfte müssen Verantwortung übernehmen – und auch abgeben können. Auch das kostet Mut. Hab ich selbst gemerkt, als wir unseren Service umgekrempelt und unseren Technikern und Kundenbetreuern mehr Handlungsspielräume gegeben haben. Außerdem haben Manager oft die Aufgabe, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Bei alledem braucht man viel Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Und natürlich haben Führungskräfte in diesem Zusammenhang eine Vorbildfunktion: In schwierigen Situationen fürs Unternehmen oder ihren Bereich dürfen sie nicht verzagen. Sie sollten dann vorausgehen, Orientierung geben, inspirieren, eben ermutigen! Auch das zahlt sich aus: Mut im Team zu entfachen, geht oft einher mit einem Plus an Motivation, Engagement und Leidenschaft. Das kann ungeahnte Kräfte freisetzen.
Klar, in jedem Team gibt es Mitarbeiter, die ihre Komfortzone nur ungern verlassen. Andere haben schlichtweg Angst, neue Dinge anzupacken. Auch hier sind wir Führungskräfte als Mutmacher gefragt. Das können wir durch Vorleben, durch regelmäßiges Feedback, durch eine Kultur, in der Mut für Neues belohnt wird, erreichen. Auch, wenn der Mut nicht unmittelbar zum Erfolg führt.
Den Mut-Muskel kann jeder trainieren
Dr. Patrick Tissington, ein britischer Psychologe und Experte für Krisenmanagement, ist der Meinung: „Es gibt keinen Persönlichkeitstyp, der explizit für Tapferkeit steht. Wir können nicht vorhersagen, wer (in einer bestimmten Situation) tapfer sein wird und wer nicht.“
Wenn dem so ist, hat erstmal jeder von uns die gleichen Voraussetzungen. Es liegt allein an uns, an unserem Verhalten, ob wir couragiert sind oder nicht. Die Veranlagung ist da, wir müssen sie nur hervorbringen. Viele Experten sind überzeugt, dass man Mut trainieren kann wie einen Muskel, etwa mit folgenden Alltagsübungen:
- Einfach mal einen fremden Menschen aktiv ansprechen, in der Bahn, im Flieger, in der Kantine. Daraus können sich interessante Gespräche oder Kontakte ergeben, die unser Leben nachhaltig bereichern.
- Bei einem internen All-hands-Meeting oder externen Kongress das Wort ergreifen, eine Frage stellen oder seine persönliche Meinung äußern. Das ist nicht leicht, wenn alle Augen auf einen schauen, aber bestimmt eine mutmachende Erfahrung.
- Man kann auch eine neue Aufgabe übernehmen, mit der man sich zuvor noch nicht beschäftigt hat. Das erweitert den Horizont und man merkt vielleicht, dass man viel mehr Fähigkeiten besitzt als man bislang nutzt.
Grundsätzlich begünstigen eine positive Grundhaltung, Offenheit und Neugier mutige Taten. Weil Optimismus eng mit Mut verknüpft ist, hilft es auch, sich auf seine bisherigen Erfolge zu fokussieren. Oder sich abends an 3-5 Dinge zu erinnern, die im Tagesverlauf gut geklappt haben. Yes, I can – das sollte man sich immer wieder bewusst machen!
Einfach mal mutiger sein!
Mein Motto lautet jedenfalls: Einfach mal mutiger sein! Zugegeben, das ist nicht immer leicht. Auch ich hatte in meiner Karriere Momente des Zweifels, wenn es um eine neue Aufgabe, Anstellung oder Aufstellung ging. Wir alle haben Situationen, in den wir unsicher sind, in denen uns der Mut verlässt. Aber, das hat mir die Erfahrung gezeigt, es zahlt es sich häufig eben aus, wenn wir all unseren Mut zusammennehmen und unsere Angst vorm Scheitern überwinden.
Darum sage ich: Wer im neuen Jahr etwas bewegen, wer seine Ziele erreichen will, braucht vor allem eins: einen Schuss Courage. Oder wie formulierte es Vincent van Gogh treffend: „Was wäre das Leben, wenn wir nicht den Mut hätten, etwas zu riskieren.“