In-Car-Payments als neuer Bezahltrend

Connected Cars und Digitalisierung machen es möglich

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Mit Apple & Co sind Payment-Wallets im Trend. In-Car Payments bringen diesen Trend ins Auto. Können wir uns mit In-Car Payments wirklich den Alltag erleichtern? Auch wenn der Trend in Deutschland noch nicht verbreitet ist, gibt es schon interessante Lösungen am Markt.

In-Car-Payments als neuer digitaler Trend

Der Trend zu Connected Cars und Digitalisierung machen In-Car-Payments möglich.

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Im Bereich Mobilität hat sich in den letzten Jahren einiges geändert. Trends wie Car-Sharing und Ride-Hailing setzen sich immer mehr durch. In Deutschland haben 2018 4,07 Mio. Nutzer Ride-Hailing Dienste in Anspruch genommen. Gleichzeitig haben in Deutschland 1,07 Mio. Nutzer Car-Sharing verwendet.

Die Technologie in Autos steht inzwischen immer mehr im Vordergrund. Connected Cars und Digitalisierung wurden im Global Automotive Executive Survey 2019 von KPMG als internationaler Trend identifiziert. 59 Prozent der Studienteilnehmer haben Connectivity & Digitalisierung als den wichtigsten Trend bis 2030 eingestuft. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wem die Daten im Auto gehören und inwiefern eine Monetisierung dieser Daten möglich ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass regionale Unterschiede in datengetriebenen Geschäftsmodellen bestehen. Der Markt verlangt lokale Modelle, einerseits um Kundenforderungen gerecht zu werden und andererseits um regulatorischen Anforderungen zu entsprechen. Beispielsweise antworteten 30 Prozent der Studienteilnehmer in China, dass die Erstellung von Kundenprofilen ein Ansatz ist, der sehr wahrscheinlich für die Monetarisierung von Daten genutzt werden kann und gleichzeitig von den Kunden gewünscht wird. Auf dem deutschen Markt ist dieser Ansatz schon aus Datenschutz-Gesichtspunkten kritisch zu betrachten und auch die Kundenpräferenzen sind hier anders gelagert.

Invisible Payments

Auch im Zahlungsverkehr hat sich in letzter Zeit viel getan. Wallet-Lösungen wie z.B. Apple Pay setzen sich sowohl am POS als auch im E-/M-Commerce durch. Für den Nutzer steht nicht das Zahlen selbst, sondern das nahtlose Kundenerlebnis im Vordergrund. Dies wird zum einen, durch einen Zahlvorgang ohne Medienbrüche, z.B. innerhalb einer App ermöglicht und zum anderen dadurch, dass die Zahlung für den Kunden möglichst unsichtbar im Hintergrund durchgeführt wird.

Das Kundenerlebnis wird verbessert, da der unangenehme Teil des Bezahlens in den Hintergrund rückt.  Invisible Payments, ein automatischer Zahlungsvorgang, der nicht vom Kunden initiiert werden muss und unbemerkt im Hintergrund abläuft, kommt beispielsweise in dem Amazon Store-Konzept „AmazonGo“ zum Einsatz. Auch für In-Car-Payments ist dieses Prinzip einsetzbar, beispielsweise an Tankstellen.

Wie In-Car-Payments den Alltag erleichtern können

Felix ist ein Student aus Köln. Er hat selbst kein Auto und nutzt von Zeit zu Zeit Car-Sharing Dienste, hier kann er problemlos über eine App buchen und per Kreditkarte bezahlen. Mit dem Car-Sharing-Auto fährt Felix in die Innenstadt und parkt auf einem Parkplatz, der mit einer intelligenten Parksäule ausgestattet ist. Diese erkennt das Auto und die Gebühr wird von seiner Kreditkarte abgebucht.

Am Wochenende ist Felix bei seinen Eltern und fährt mit deren SUV. Hier hat er seine Digitale Wallet hinterlegt und kann an der smarten Tankstelle bezahlen, ohne aus dem Auto aussteigen zu müssen. Auch die Zubuchung von Funktionen des Autos ist hierüber möglich. Felix möchte mit dem Auto seiner Eltern in den Urlaub fahren. Hierfür benötigt er ein Navi. Dies kann er problemlos über seine Wallet freischalten. Zusätzlich möchte er die Versicherung für das Ausland erweitern. Anhand der GPS Daten des Autos, besteht automatisch die Option eine Reiseversicherung abzuschließen.

Das Beispiel zeigt ein paar der Anwendungsmöglichkeiten für In-Car Payments und wie diese den Alltag erleichtern können.

Was sind eigentlich In-Car Payments?

In-Car Payments sind in das Auto integrierte Zahlungsmethoden über bspw. eine hinterlegte Kreditkarte. Sie lassen sich in drei Kategorien einteilen:

  • Die erste Kategorie sind Waren und Dienstleistungen. Dies umfasst beispielsweise Tanken, Parken oder Drive-In Services. Zusätzlich kann dies jedoch auch über einen Sprach-Assistenten getätigte Einkäufe aus dem Auto heraus umfassen. Verschiedene Automobilhersteller haben bereits den Amazon Sprach-Assistenten Alexa in ihren Autos integriert. Hierüber können dann von unterwegs aus Einkäufe, Bestellungen oder beispielsweise Hotelbuchungen vorgenommen werden.
  • Die zweite Kategorie ist die Freischaltung von Funktionalitäten im Auto nach dem Pay-per-Use-Prinzip. Beispielsweise ließe sich die Nutzung und auch Bezahlung der Sitzheizung auf kalte Tage beschränken oder das Navi wird eben nur freigeschaltet, wenn es auch genutzt wird.
  • Die dritte Kategorie ist die Bezahlung für Mobilität. Beispielsweise für Car-Sharing oder Hailing-Dienstleistungen wie Uber oder MyTaxi. Hierbei wird für die Bezahlung weiterhin das Smartphone benötigt.

Welche Vorteile bieten In-Car-Payments?

Bei den Vorteilen für In-Car-Payments lassen sich Kunden- und Händlervorteile unterscheiden:

1. Kundenvorteile von In-Car Payments

Ein Vorteil neben dem erhöhten Komfort ist, dass Eltern ihre Kinder weder wecken noch unbeaufsichtigt im Auto lassen müssen, wenn sie an der smarten Tankstelle bezahlen. Wenn Autos immer mehr „Connected“ werden, durch bspw. Wi-Fi- und LTE-Funktionen, erwarten den Kunden mehr Einkaufsmöglichkeiten und Markenwerbung auf den Bildschirmen der Fahrzeuge. Mit einem Sprach-Assistenten können Einkäufe und Bestellungen aus dem Auto heraus erledigt werden. Der Kunde kann sich vom Auto aus Entertainment-Dienste wie Musik-Streaming oder Hörbücher freischalten.

Bei der Bezahlung von Mautgebühren und Drive-through (z.B. Fast-Food, Parkhaus) entfällt die Notwendigkeit eine Kreditkarte in ein physisches Terminal einzulegen, eine PIN einzugeben und das Terminal dem Verkäufer zurückzugeben, bevor die Bestellung abgeholt wird.

2. Händlervorteile von In-Car Payments

Die smarte Tankstelle beispielsweise kann ihre Personalkosten am POS und die mit dem Bargeldbestand verbundenen Risiken reduzieren. Zudem besteht die Option, nach einer bestimmten Uhrzeit nur In-Car Payments zu akzeptieren. Auf diese Weise können Risiken reduziert werden und es ist nicht mehr notwendig, nachts Personal zu beschäftigen.

Welche Lösungen für In-Car-Payments gibt es bereits?

Auch wenn In-Car Payments noch nicht weit verbreitet sind, sind bereits verschiedene Verfahren am Markt. Die meisten dieser Lösungen sind jedoch bisher nur in den USA verfügbar.

Beispielsweise haben Chevrolet und Shell eine Funktion auf den Markt gebracht, mit der Fahrer über den Infotainment-Bildschirm ihres Autos für Benzin bezahlen können. Besitzer ausgewählter Chevrolet-Modelle können zu jeder Shell-Tankstelle fahren, das Kraftstoffbezahlungssymbol auf ihren Armaturenbrettern auswählen und dann mit dem Betanken beginnen. Sie müssen weder Ihre Wallet noch Ihr Handy berühren. Fahrer können auch Kaffee und Gas im Voraus kaufen oder Restaurantreservierungen vom Fahrersitz aus vornehmen.

Mit Visa Token bietet Visa eine kontaktlose Bezahllösung an, die auf der NFC-Technologie basiert. Dabei werden die Kartendaten durch einen digitalen Token ersetzt. Eine Integration von Visa Token in Fahrzeuge des Herstellers Honda ermöglicht das mobile Bezahlen aus dem Auto. Eines der Anwendungsbeispiele von Visa ist die Bestellung von Essen zur Abholung von Unterwegs aus. Bei Ankunft ist das Essen fertig und bereits bezahlt.

Traditionelle Zahlungsverkehr rückt in den Hintergrund

Auch wenn In-Car Payments erst am Anfang der Entwicklung stehen unterstreichen sie doch den Trend, dass der traditionelle Zahlungsverkehr immer mehr in den Hintergrund tritt. Im Fokus steht das nahtlose Kundenerlebnis, das Bezahlen selbst rückt in den Hintergrund.


 

Jasmin Winkler ist Managerin bei KPMG

Jasmin Winkler, KPMG

Jasmin Winkler ist Koautorin des Beitrags. Sie ist als Managerin bei KPMG auf die Beratung von Banken im Regulatorik- und Prozessumfeld mit Schwerpunkt im Zahlungsverkehr und Auslagerungsmanagement, spezialisiert. Neben regulatorisch und prozessual getriebenen Aspekten des Zahlungsverkehrs, ist sie aktiv in innovativen Zahlungsverkehrsthemen wie Mobile Payment, In-Car Payments und Invisible Payments.

Über den Autor

Sven Korschinowski

Sven Korschinowski ist Experte zu den Themen Zahlungsverkehr, Mobile Payments und Digital Banking. Als ehem. Banker und heute Consultant für Corporates, Banken und Fintec-Startups ist er seit 15 Jahren im Bereich Finanzen und Zahlungsverkehr unterwegs. Er leitet als Partner bei KPMG den Bereich Payments & Innovation und engagiert sich u.a. in der BITKOM und der CGI MP.

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