Zumindest beim Umsatz hat das Bezahlen mit Karte im stationären Einzelhandel das Bargeld knapp verdrängt. Dazu hat vor allem die Girocard beigetragen. Der Einzelhandel rüstet sich für Mobile Payment.
Die Deutschen lieben das Bargeld. Zumindest war dies bislang eine unumstößliche Feststellung, die von allen geteilt wurde, die mit Bezahlen zu tun haben, neben den Konsumenten, vor allem die Banken und Sparkassen, der Einzelhandel und nicht zuletzt die Deutsche Bundesbank.
Angesichts der mit Bargeld verbundenen Kosten – die eher steigen als fallen – gibt es auf Anbieterseite bei den unterschiedlichen Interessengruppen durchaus Sympathien für bargeldloses Bezahlen. Das letzte Wort hat jedoch der Verbraucher beim Abstimmen mit den Füssen, bzw. mit seinem Bezahlverhalten. Und das war bislang immer recht konstant.
Umsatzanteil von Bargeld fällt
Das Einzelhandelsinstitut EHI untersucht regelmäßig die im Einzelhandel getätigten Umsätze. Gegenstand ist das sogenannte EHI-Panel. Es umfasst 435 Unternehmen mit ca. 85.000 Betrieben aus 35 Branchen des Handels mit einem Bruttoumsatz (2018) in Höhe von 274,4 Mrd. Euro, davon relevanter stationärer Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne (ohne Kfz, Mineralöl, Apotheken, E-Commerce und Versandhandel) in Höhe von 251,2 Mrd. Euro (ca. 58,4 Prozent des Einzelhandelsumsatzes i. e. S. in Höhe von 430 Mrd. Euro).
Und nach einer aktuellen Analyse dieses Panels des sinkt der Umsatzanteil von Bargeld. In 2018 ist er sogar erstmals unter den der Karten gefallen.
Karten erreichten demnach 48,6 Prozent am Gesamtumsatz und verdrängten damit Barumsätze knapp auf Platz 2 mit einem Anteil von 48,3 Prozent. Haupttreiber dieser Entwicklung war das girocard-System der Deutschen Kreditwirtschaft, auf das ein Anteil von 30,1 Prozent (plus 3,8 Prozentpunkte) vom Umsatz entfällt.
Die restlichen 3,1 Prozent verteilen sich auf Rechnungen, Finanzkäufe und Gutscheine. Größter Verlierer im Ranking der Zahlungsarten ist das SEPA-Lastschrift-Verfahren mit nun nur noch 10 Prozent Umsatzanteil von vormals 12,6 Prozent.
Bei den Transaktionen dominiert Bargeld
Anders sieht es hingegen bei der Anzahl der Transaktionen aus. Von 20 Mrd. Transaktionen in 2018 wurden 15,2 Mrd. in bar und 4,6 Mrd. mit Karte. Zwar ist auch hier ist der Baranteil um 1,1 Prozentpunkte bzw. 220 Mio. Transaktionen rückläufig. Dennoch werden immer noch 76,1 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel mit Bargeld beglichen.
Girocard punktet
Der deutliche Anteilszuwachs der Girocard von 3,8 Prozentpunkten bzw. 19,2 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr wird im Wesentlichen durch drei Einflussfaktoren erklärt:
- Nachdem die Gebührendeckelung zu einer Konditionenangleichung mit dem SEPA-Lastschriftverfahren geführt hat, ist das Girocard-PIN-Verfahren für Händler deutlich attraktiver geworden. Mehrere große Lebensmittelhändler haben daraufhin die girocard-Anteile deutlich höher gewichtet oder sogar komplett von SEPA-Lastschrift auf Girocard-PIN-Verfahren umgestellt. Im Gegensatz zum Lastschrift-Verfahren ermöglicht das PIN-basierte Zahlungsverfahren ein praxistaugliches kontaktloses Bezahlen.
- Kunden scheint diese praktische wie schnelle Alternative zu mehr Kartenzahlungen motiviert zu haben.
- Hinzu kommt, dass kontaktloses Bezahlen generell häufiger für Kleinbeträge genutzt wird.
Kreditkartenwachstum eher bescheiden
Das kontaktlose Bezahlen verhilft auch den Kreditkarten zu Wachstum – wenn auch bescheidenem. Sie konnten ihren Anteil von 6,5 auf 6,9 Prozent ausbauen. 29,8 Mrd. Euro wurden damit 2018 per Kreditkarte umgesetzt, ein kleinerer Teil davon bereits über mobile Bezahlverfahren wie Apple Pay oder Google Pay.
Mit 28,2 Prozent Anteil liegt in den vom EHI untersuchten Unternehmen die Kontaktlosquote bei Kreditkartentransaktionen dabei noch deutlich über der stark angestiegenen Girocard-Kontaktlosquote von 21,2 Prozent.
Steigende Investitionen der Einzelhändler
Der Erfolg des kontaktlosen und mobilen Bezahlens wie auch der turnusmäßige Austausch von Terminals veranlassen Händler dazu, nach mehrjährigem Rückgang bzw. Stagnation ihre Investitionen in die Zahlungsverkehr-Infrastruktur wieder zu erhöhen.
Aktuell planen daher 44,8 Prozent (Vorjahr: 33,8 Prozent) der großen Unternehmen eine Auffrischung der Payment-IT-Landschaft. Jedes fünfte Unternehmen will noch in diesem Jahr etwas ändern oder ergänzen.