Der regulatorische und öffentliche Druck zur Bekämpfung von Finanzkriminalität ist allgegenwärtig. Eine Studie hat untersucht, inwiefern menschliches Verhalten ursächlich ist und wie Unternehmenskultur als Mittel gegen Finanzkriminalität genutzt werden kann.
Als Reaktion auf die Finanzkrise im Jahr 2008, eine Reihe von Skandalen (u.a. Panama Papers, Russian Laudromats, Danske Bank) und angesichts der vielfältigen Entwicklungen des digitalen Zeitalters müssen Finanzinstitute neue Wege suchen, ihre Reputation zu behaupten, beziehungsweise wiederherzustellen. Hierbei bieten ganzheitliche und systematische Ansätze zur Erkennung, Bewertung und Minderung von Risiken eine bedeutende Rolle, die insbesondere das Fehlverhalten von Menschen und die Gründe dafür in den Mittelpunkt stellen.
Eine besondere Rolle spielt dabei die Unternehmenskultur, definiert als die Grundgesamtheit gemeinsamer Werte, Normen und Einstellungen, welche die Entscheidungen, die Handlungen und das Verhalten der Organisationsmitglieder prägen, definiert werden. Sie rückt immer stärker sowohl in den Fokus der Institute als auch der Regulatoren.
Unternehmenskultur als Treiber von Fehlverhalten
Unternehmenskultur ist eine wichtige Grundlage für das Handeln von Mitarbeitern innerhalb einer Organisation. Je nach Ausprägung und den damit einhergehenden Werten und Normen wird das Stresslevel der Mitarbeiter und die Identität mit sowie die Loyalität zur Organisation beeinflusst.
Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge hat die Unternehmenskultur der Finanzinstitute nicht nur erhebliche Auswirkung auf die Finanzkrise 2008 gehabt, sondern scheint bis heute ein signifikanter Treiber von menschlichem Fehlverhalten und den damit einhergehenden Skandalen und Strafzahlungen vieler Banken zu sein. Demzufolge hat die Bedeutung von Kultur im Kampf gegen Finanzkriminalität deutlich zugenommen und sowohl die Politik, als auch die Öffentlichkeit fordern schonungslose Transparenz und Besserung. Es besteht weitgehend Einigkeit, dass es eines umfassenden Kulturwandels bedarf, um das Vertrauen der Öffentlichkeit wiederherzustellen, die Wertschätzung und Motivation der Mitarbeiter zu steigern und die Negativschlagzeilen vieler Institute und den damit verbundenen Reputationsschaden auszugleichen.
Stresslevel in Organisationen abbauen
Um den Stresslevel zu bewältigen und Spannungen abzubauen, neigt der Mensch dazu, Abkürzungen in den beruflichen Alltag und die vorgegebenen Prozessschritte einzubauen, erhöhte Risiken einzugehen und – je nach Situation und Umfeld – unerwünschtes Verhalten an den Tag zu legen. Der angesprochene Stresslevel der Mitarbeiter kann beispielsweise durch folgende Faktoren beeinflusst werden:
- Allein materiell ausgerichtete Belohnungssysteme,
- Widersprüchlich gelebte Leitbilder der Unternehmensführung,
- Irreführende Vorbildfunktionen,
- Intransparente Kommunikationswege sowie
- Nicht vorhandene Fehlerakzeptanz.
Der „Wells Fargo-Skandal“ im Jahr 2017 um fingierte Kunden ist ein gutes Beispiel dafür, dass das Fehlverhalten von Mitarbeitern nicht nur in der eher „risikoreichen“ Abteilung von Finanzinstituten (z.B. Handel, Investment Banking), sondern auch im normalen Filial- und Tagesgeschäft, welches beispielsweise die Eröffnung von Girokonten beinhaltet, beobachtet werden kann.
Kultur im Kampf gegen Finanzkriminalität
Aus den genannten Gründen gilt die Unternehmenskultur als eine der Hauptursachen für unerwünschtes Verhalten und die daraus resultierenden Risiken. Damit muss sie auf die Agenda des Top Managements rücken. Mithilfe von Kultur-Assessments sollten Banken und Sparkassen beginnen, die Bedeutung von Kultur im Kampf gegen Finanzkriminalität und den verbundenen institutsspezifischen Kulturstärken und -schwächen in ihren Organisationen zu verstehen und zu messen.
Um einen notwendigen Kulturwandel ins Leben zu rufen und Veränderung im gesamten Institut anzustoßen, können Kultur-Assessments unterstützen und anhand von verschiedenen Methoden und Werkzeugen
- die Ist-Kultur aufnehmen,
- die Lücken zur Target-Kultur aufzeichnen und
- abschließend Lösungswege und Initiativen für den Kulturwandel entwickeln.
Hierbei ist es besonders wichtig, die Ursachen von vergangenem Fehlverhalten zu analysieren und zu benennen und die daraus entstehenden Herausforderungen, nämlich den aktiven Kulturwandel, positiv anzunehmen. Wie genau und mit Hilfe welcher Initiativen und Vorgehensweisen die eigene Kultur verändert wird, bleibt von Fall zu Fall abhängig von den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Finanzinstitute.
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