Von APIs zu Ökosystemen: Neue Chancen für Banken

Open Banking in der Commerzbank

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Nach Amazon oder Alibaba nutzen nun vermehrt Banken  die Chancen, mittels APIs bequeme und flexible Angebote aufeinander abzustimmen und perfekt in den Alltag der Kunden zu integrieren.  So auch die Commerzbank mit ihrem Open Banking Ansatz.

Open Banking APIs bei der Commerzbank

Die Commerzbank ist mit API Banking auf dem Weg zu einem offenen Ökosystem.

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API, Open Banking bis hin zu Ökosystemen verändern die Bankenwelt. Aufgrund der hohen Sicherheitsanforderungen sind Banken mit ihren geschlossenen Systemen nicht sofort auf den Zug gesprungen, den Amazon & Co. gestartet haben. Doch mittlerweile setzen auch Kreditinstitute APIs gezielt ein – und nutzen diese nach und nach für die Öffnung des Bankings über moderne Schnittstellen und die Zusammenarbeit mit externen Partnern.

Der nächste Schritt wird der Aufbau von „Ökosystemen“ sein, also einer Art Netzwerk verschiedener Unternehmensangebote, das aus einer Hand heraus ein vielseitiges Leistungsportfolio für den Kunden bereithält und durch die Kombination von Bankendienstleistungen und Partnerangeboten neue Mehrwerte schafft.

Schnelle Weiterentwicklung – Schritt für Schritt

Schnittstellen zwischen Anwendungen und Systemen gab es in der IT schon immer – aber es waren individuell programmierte Point-to-Point-Schnittstellen, die einzelne Systeme miteinander verbanden. Vor einigen Jahren  haben auch Banken begonnen, Schnittstellen gezielt zu standardisieren, um diese mehrfach verwendbar und damit kostengünstiger zu machen. Diese so genannten Application Programming Interfaces, kurz APIs, gewinnen sowohl bei internen wie bei externen Lösungen nicht nur immer mehr Gewicht, sondern sind auch ein wesentlicher Baustein für die Öffnung des Bankgeschäfts.

Die geschlossenen Banksysteme werden im Rahmen des Open Banking nach und nach geöffnet, damit Partner und Kunden über APIs direkt auf Bank-Anwendungen zugreifen können. Gefühlt laufen dann Transaktionen beispielsweise im Zahlungsverkehr für die Kunden so ab, als seien Banken gar nicht beteiligt.

Auch wenn Banken die dahinterliegende Infrastruktur bereitstellen – die Kundenschnittstelle gehört in der digitalen Welt oftmals anderen Unternehmen,  beispielsweise Onlinehändlern. Dabei schaffen Banken mit ihren APIs erheblichen Mehrwert für die Kunden, wenn diese Entscheidungen treffen oder Geschäfte einfacher abwickeln wollen. Dieser Effekt verstärkt sich umso mehr, wenn Banken beginnen, Plattformen aufzubauen.

Commerzbank auf gutem Weg

API Banking ist in der Commerzbank vor etwa drei Jahren als eigene Organisationseinheit entstanden. Insgesamt haben die API-Spezialisten seitdem bereits über 200 Funktionalitäten über APIs  bereitgestellt. Die Nutzung dieser APIs ist über API-Portale möglich – und zwar sowohl intern als auch extern -, beispielsweise um die Systeme externer Vermögensverwalter mit  Systemen der Commerzbank zu verbinden.

Produkt-APIs ermöglichen die Öffnung der Banken hin zu digitalen Ökosystemen

Produkt APIs, als externe Ausbaustufe von Daten- und Orchestrierungs-APIs, ermöglichen die Öffnung der Banken hin zu digitalen Ökosystemen und bieten Kunden Zugang zu Bankservices – zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Mit Corporate Payments API können Firmenkunden der Commerzbank ihre Zahlungsverkehrsanwendungen via API an die Bank anbinden und dabei beispielweise Kontoauszüge oder Umsatzinformationen erhalten oder Zahlungsaufträge durchführen – und zwar ohne Zusatzprogramme.

Für private Kunden bietet die Consumer Loans API einen komplett digitalen End-to-End-Kreditantragsprozess: Verbraucher können sich nach Eingabe relevanter Darlehensdetails Kreditangebote erstellen lassen und die entsprechenden Kreditantragsunterlagen generieren und herunterladen. Darüber hinaus ist es möglich, die für den Antragsprozess erforderlichen Dokumente hochzuladen oder den Status des Kreditantrags abzufragen.

Vorteile von API Banking in Zeiten der Corona-Krise

Bewährt hat sich das API Banking ganz aktuell auch in der Corona-Krise. In kürzester Zeit hat die Bank nicht nur eine Plattform für Firmenkredite aufgebaut, die auf APIs basiert, sondern konnte diese Geschäftsvorgänge auch in ein neues Geschäftsmodell einbauen.

Aber nicht nur in Zeiten von Corona geht das Konzept auf: In demselben Maß wie die Zahl der APIs wächst, steigt auch ihre Nutzung. Pro Woche erfolgen mittlerweile mehr als 2,5 Millionen Zugriffe auf die Commerzbank APIs; im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Wachstum um den Faktor einhundert.

Aus Open Banking werden Ökosysteme

Open Banking ist für Banken die Basis, sich mit neuen Partnern außerhalb der Bankenbranche zu vernetzen und Leistungen und Produkte anzubieten, die über reine Finanzdienstleistungen hinausgehen – also der Aufbau von Ökosystemen. Beispielsweise könnten zu Baufinanzierungen auch gleich Versicherungen, zu Autokäufen die passende Finanzierungsmöglichkeit oder auch via Onlinehändler passendes Zubehör angeboten werden. Die Banken werden somit ein starker Partner, der dem Kunden das Leben erleichtert, weil mehrere miteinander verknüpfte Bedürfnisse aus einem Guss und an einer Stelle befriedigt werden können. Hilfreich ist dabei, dass für Banken traditionell die Sicherheit der Daten einen sehr hohen Stellenwert hat und diese als vertrauenswürdige Partner in Ökosystemen wahrgenommen werden.

Angesichts der unvermeidbaren Öffnung der Bankeninfrastruktur, aber auch der zunehmenden digitalen Integration und Vernetzung als potenziellem neuem Standard müssen sich Banken Gedanken darüber machen, wie sie Ideen für attraktive Ökosysteme generieren und sich und ihre Angebote angesichts der stärker werdenden Plattformen und Ökosysteme positionieren. Es gilt, starke Partner am Markt zu finden, mit denen sie sich gut ergänzen: Die verschiedenen Partner spielen dabei unterschiedliche Rollen gemäß ihrer Stärken und relativen Vorteile.

Maßgeblich für den Erfolg ist, dass kundenzentriertes Denken kein Fremdwort ist, sondern eine Grundhaltung im Ökosystem. Es gilt, aus der Sicht und dem Kontext der Kunden zu denken, um diesen Mehrwerte oder intelligente Problemlösungen für ihre tatsächlichen Bedürfnisse zu bieten. Natürlich braucht es neben den genannten Aspekten eine stabile technische Grundlage und eine passende Architektur.

Zusammenarbeit mit Business Engineering Institute St. Gallen

Um diese Ziele zu erreichen, ist die Commerzbank Mitte April einem Konsortialprojekt mit dem Business Engineering Institute St. Gallen (BEI) beigetreten, welches in enger Verbindung zur Universität St. Gallen steht. Hier werden gemeinsam mit anderen Banken Lösungen für die Finanzindustrie erarbeitet, und definiert, wie (Finanz-)Ökosysteme gestaltet werden können und welche innovativen Geschäftsmodelle sich hieraus ableiten lassen. Die Commerzbank verspricht sich von der Zusammenarbeit zügige Fortschritte bei der konkreten Erarbeitung und Umsetzung von Ökosystemen, um die Vorteile daraus nutzen zu können.

API, Open Banking und Ökosysteme: Chancen für die Zukunft

Die Weiterentwicklung von APIs hin zu Ökosystemen schafft für Banken Chancen, die sie sich nicht entgehen lassen werden. APIs und Open Banking werden auch in der Commerzbank immer mehr zur Realität. Auf dem Weg zu wettbewerbsfähigen Ökosystemen, in denen die Banken tragende Rollen spielen, gilt es jedoch noch viel zu lernen und geeignete Strategien zu entwickeln – hierbei werden Projekte wie das mit dem BEI einen wichtigen Beitrag leisten.

Über den Autor

Carsten Bittner

Carsten Bittner ist Bereichsvorstand Technology Foundations und CTO in der Commerzbank. Der promovierte Wirtschaftsingenieur verantwortet den Betrieb und die Stabilität der Commerzbank Systeme sowie die für die Digitalisierung sehr wichtigen Innovationsthemen API, CI/CD, Blockchain und Cloud. Vor der Commerzbank hat er viele Jahre verschiedene Managementaufgaben bei Bertelsmann sowie bei Accenture wahrgenommen.

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