Der Markt für Rechenzentren in Frankfurt boomt

Cloud liegt im Trend, auch im Finanzwesen

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Zahlreiche rechtliche Änderungen in Deutschland und auf europäischer Ebene sorgen dafür, dass Daten von Kunden und Nutzern in Deutschland gespeichert werden müssen. Von diesem Trend profitiert insbesondere Frankfurt als neuer Hotspot für Rechenzentren.

Blick auf die Bankenmetropole Frankfurt am Main

Frankfurt ist nicht nur eine Bankenmetropole sondern auch ein wichtiger Standort für Rechenzentren.

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Es ist mittlerweile keine Insider-Information mehr, dass der Standort Frankfurt sich in den letzten Jahren zu einem führenden Ort für Rechenzentren entwickelt hat. Der Grund dafür ist recht naheliegend: denn Frankfurt liegt in der Mitte von Deutschland und der geografische Mittelpunkt der EU liegt nur rund 40 Kilometer östlich der Bankenstadt. Eine schnelle Datenanbindung von vielen Menschen wird auf diese Weise sichergestellt.

Frankfurt als Hauptstadt der Rechenzentren

Streng genommen beschränkt sich die Entwicklung von Rechenzentren auch nicht nur auf das Stadtgebiet von Frankfurt am Main selbst. In der gesamten Rhein-Main-Region entstehen Cluster für Rechenzentren, wobei diese stets die Nähe zum DE-CIX (dem weltweit größten Internet-Peering-Point) bevorzugen. Hotspots für Data Center im Großraum Frankfurt sind insbesondere der Osten von Frankfurt, Sossenheim, das Gallus, das Kaiserleigebiet in Offenbach, Hattersheim und Rüsselsheim. Der Grund für die regionale Verteilung der Rechenzentren ist, dass beispielsweise ein Cloudanbieter wie AWS aus Gründen der Risikostreuung auf drei Standorte verteilt und diese miteinander koppelt. Zwischen den einzelnen Standorten liegt in der Regel eine Entfernung von mind. 20 Kilometern, damit im Falle einer Leistungsunterbrechung ein nahegelegenes Rechenzentrum die Arbeit übernehmen kann.

Neckermann wird zum Rechenzentrum

Im Juli 2020 kündigte Interxion an, den ehemaligen Sitz vom Versandhändler Neckermann zu einem großen IT-Standort zu entwickeln. Auf einem Großteil des Neckermann-Areals werden demnach ab dem ersten Quartal 2021 mehrere Rechenzentren entstehen. Bis zum Jahr 2028 soll mehr als eine Milliarde Euro investiert werden, sagte der Geschäftsführer von Interxion Deutschland, Jens Prautzsch. Das Unternehmen betreibt in Frankfurt bereits 15 Rechenzentren und beherbergt dort den weltweit größten Internetknoten DE-CIX. Interxion gehört mittlerweile zu Digital Realty.

Das Rechenzentrum von Interxion: Mehr Rechenkapazität auf engstem Raum

Früher wurden Rechenzentren in Frankfurt insbesondere ebenerdig in Hallengebäuden errichtet. Diese Zeiten sind jedoch vorbei. Da die Bodenpreise teuer sind, werden Rechenzentren jetzt auch in die Höhe gebaut. Dies sieht man auf beeindruckende Weise insbesondere im Osten von Frankfurt bei den Rechenzentren von Interxion.

Wachstumsmarkt Rechenzentren

Die Global Data Center Advisory Group von Cushman & Wakefield bestätigt in ihrem jüngsten Bericht über europäische Datacenter die Einschätzung, dass der Markt für Rechenzentren weiter wachsen wird. Der Lockdown in der Corona-Krise habe die Notwendigkeit einer robusten IT-Infrastruktur bewiesen, wegen Homeoffice und weil die Menschen in ihrer Freizeit mehr Video-Streaming und Online-Spiele genutzt hätten. Entsprechende Leistungsspitzen im Internet-Verkehr würden diese neue Realität widerspiegeln. Der DE-CIX hat im Frühjahr 2020 einen Weltrekord-Durchsatz von 9,1 Terabit pro Sekunde gemeldet. Dieser Datenfluss beinhaltete einen 50-prozentigen Anstieg bei Video-Konferenzen und einen 25-prozentigen Anstieg sowohl bei Online-Glücksspielen als auch bei der Nutzung sozialer Medien.

Riesige Rechenzentren entstehen derzeit im Großraum Frankfurt

Mehrere Hundert Millionen Euro werden im Rhein-Main-Gebiet jedes Jahr in neue Rechenzentren investiert. Der Trend geht dabei hin zur Cloud: Unternehmen betreiben immer seltener eine eigene IT-Infrastruktur und lagern diese stattdessen zu in die AWS Cloud, Azure oder Google Cloud aus. AWS ist derzeit Marktführer in diesem Bereich.

Außerdem sei in Frankfurt am Main eine Expansion von weit über 100 MW in vollem Gange. Dazu beigetragen haben insbesondere die globalen Anbieter Digital Realty und Equinix, die an jeweils mehreren Clustern tätig sind, sowie die Wettbewerber Cyrusone, Iron Mountain, Colt, Interxion und Etix. Viele dieser Anbieter rechnen damit, weitere Hyperscaler als Ankermieter zu gewinnen. Diese Hyperscaler sind insbesondere die Unternehmen Amazon Web Services, Google, Microsoft Azure, die wiederum immer stärker von Unternehmen aus dem Finanzwesen als Plattform eingesetzt werden.

DSGVO hilft Frankfurt

Aber nicht nur das Coronavirus trägt zum Wachstum der Rechenzentren in Frankfurt bei. Auch datenschutzrechtliche Erwägungen aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sorgen weiter dafür, dass Kapazitäten in Deutschland und nicht in anderen Ländern aufgebaut werden.

Im Juli 2020 kippte außerdem der europäische Gerichtshof (EuGH) das sogenannte Privacy-Shield-Abkommen zwischen der EU und der USA. Damit wurden bisher legitime Datenübertragungen in vielen Fällen für illegal und nicht vereinbar mit europäischem Recht erklärt. Als Konsequenz davon werden Daten künftig vermehrt in Deutschland gespeichert werden, damit keine Übertragung in Gebiete mit anderer Rechtslage erfolgt.

Über den Autor

Michael Wutzke

Michael Wutzke ist IT-Experte und Chief Information Officer bei einem Unternehmen im Finanzsektor. Zuvor hatte er unterschiedlichste Funktionen inne, wie Projekt-Manager, Software-Entwickler und IT-Leiter. Er ist mehrfach offiziell zertifiziert von Google, Amazon Web Services und Scrum.org. Zudem ist er als Business Angel, Investor und Berater aktiv.

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