Viele sehnen sich im Zuge der Corona-Pandemie danach, wieder zu einem „Business as Usual“ zu kommen. Doch die neue Realität ist gar nicht so neu wie sie scheint. Ein einfaches „Zurück zum Normalen“ hat es noch nie gegeben und wird es auch in Zukunft nicht geben.
Einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Gartner unter 432 Marketingverantwortlichen aus Nordamerika, US, Frankreich und Deutschland zufolge erwarten 73 Prozent, dass die negativen Auswirkungen von COVID-19 nur von kurzer Dauer sind. Immerhin sagen 60 Prozent der Befragten, dass sie für den Fall einer zweiten Welle ein entsprechendes Alternativszenario für ihre Planungen berücksichtigen würden.
57 Prozent der Befragten glauben jedoch, dass die Geschäftsergebnisse in den nächsten 18 bis 24 Monaten wieder das alte Niveau erreichen würden. Und 38 Prozent erwarten sogar einen positiven Effekt durch die Corona-Pandemie.
Die Einschätzungen schwanken zwischen den Branchen. Im Finanzbereich erwarten 45 Prozent innerhalb der nächsten 18 bis 24 Monaten business as Usual, 44 Prozent erwarten eine deutlich positiven Effekt und nur 11 Prozent einen deutlich negativen Effekt. Letzteres ist interessanterweise der höchste Negativwert aller untersuchten Branchen.
Realistisch, optimistisch oder naiv?
Angesichts anhaltender erheblicher Turbolenzen stellt sich die Frage, ob diese Erwartungshaltungen realistisch, optimistisch oder schlicht naiv sind. Von „Business as usual“ kann auf absehbare Zeit keine Rede sei. Verschiedene Aspekte unserer Arbeitsweise und das Verhalten der Kunden haben sich so grundlegend geändert, dass es kaum vorstellbar ist, dass nicht wenigstens einige dieser Änderungen nicht nachhaltig und dauerhaft sein werden.
Für einige Bereiche (z.B. Online und Mobile Banking) mag es zutreffen, dass die Corona-Pandemie Veränderungen beschleunigt habe, die bereits im Gang waren. Dennoch sind noch zahlreiche Herausforderungen offen und es gibt mehr Fragen als Antworten.
Das neue Business as Usual
Die Idee, wieder wie gewohnt zu arbeiten, ist zwar ein beruhigender Gedanke. Aber wann gab es jemals so etwas wie Business as usual? Das „alte“ Business as Usual – wenn es denn jemals so etwas gab – ist schon lange passé. Entwicklungen wie sprunghafter technologischer Fortschritt, Klimawandel, Brexit, Cyberkriminalität oder die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten machen deutlich, dass traditionelles Herangehen an Managementaufgaben längst nicht mehr ausreicht. COVID-19 hat die Effekte zusätzlich verstärkt. Das Akronym VUCA (Volatility, Uncertainty, Complexity, and Ambiguity = Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit) beschreibt treffend, wie sich die heutige Wirtschafts- und Finanzwelt präsentiert.
Das VUCA-Konzept wurde bereits 1987 vom US Militär entwickelt. Es soll in schwierigen Entscheidungssituationen und unter schnellen Veränderungen helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.
Antworten auf die Herausforderungen der VUCA-Welt
Bereitschaft, Antizipation, Vision, Verständnis und Mut zum Handeln lauten die Antworten auf die Herausforderungen der VUCA-Welt. Beim Treffen von Entscheidungen, Management von Risiken, Lösen von Problemen und Förderung von Veränderungen können fünf Maßnahmen helfen:
- Antizipation der wirklichen Probleme,
- Verständnis der Folgen und Konsequenzen von Problemen und Maßnahmen,
- Berücksichtigung der gegenseitigen Abhängigkeiten von Variablen,
- Vorbereitung auf alternative Realitäten und Herausforderungen sowie
- Interpretation und Adressierung der relevanten Gelegenheiten.
Fehler sind keine Katastrophe, wohl aber, aus ihnen nicht zu lernen. Die Antizipation von Veränderungen ist dabei der Schlüssel einer belastbaren Führung.