Die Corona-Krise könnte eine neue Kostensenkungswelle bei Banken auslösen und dabei bisher vernachlässigte Bereiche in den Fokus rücken. Eine aktuelle Studie zeigt Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungspotentiale in der Abwicklung des Wertpapiergeschäfts auf.
Lange Zeit lag das Hauptaugenmerk der Banken im Wertpapiergeschäft auf den Kosten und Erträgen im Vertrieb, da die Aktivitäten in Wertpapier-Middle- und Backoffices nur einen relativ kleinen Teil der Gesamtkosten ausmachen.
Die Unternehmensberatung zeb geht davon aus, dass infolge der Corona-Pandemie ein Umdenken stattfinden wird und durch eine neue Kostensenkungs- und Konsolidierungswelle die Potenziale in den Backoffices wieder stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Banken rücken werden und auch sollten.
Ausbleibende Konsolidierung der Wertpapierabwicklung
In einer aktuellen Studie werden daher Erfahrungen und Vorschläge zur Verbesserung der Rentabilität in der Wertpapierabwicklung aufgezeigt. Die Analyse ergab, dass europäische Banken ihre Middle- und Backoffice-Kosten in der Wertpapierabwicklung in den letzten 12 Jahren kaum verringern konnten. Gründe waren vor allem nicht realisierte Initiativen zur Konsolidierung.
Die Analysen zeigen, dass Frontoffice-Tätigkeiten (ohne Beratung) im europäischen Bankwertpapiergeschäft in der Regel ca. 20 bis 30 Prozent aller Kosten der Wertpapierwertschöpfungskette ausmachen. Im Gegensatz dazu liegt der Kostenanteil im Middle- und Backoffice-Bereich bei ca. 70 bis 80 Prozent, wobei etwa ein Drittel dieser Kosten auf die Transaktionsverarbeitung und zwei Drittel auf Verwahrungsaktivitäten entfallen. Durch gezielte Maßnahmen könne die Rentabilität im Nachhandelsgeschäft um mehr als 25 Prozent gesteigert werden
Ansatzpunkte zur Verbesserung der Rentabilität in der Wertpapierabwicklung
Zeb sieht vier Ansatzpunkte im Mittelpunkt möglicher Maßnahmen zur Verbesserung der Rentabilität in der Wertpapierabwicklung:
- mangelnde Größe der jeweiligen Wertpapierabwicklungseinheiten,
- eine geringe Effizienz,
- ein unbefriedigender Beitrag zum Gesamtertrag der jeweiligen Institute sowie
- eine deutlich begrenzte Zukunftsfähigkeit der relevanten IT (hoher Investitionsbedarf).
Durch eine Reihe gezielter Maßnahmen könnten Banken die Effizienz ihrer Wertpapiergeschäfte um mehr als 25 Prozent steigern. Insbesondere sollten sie ihre Prozesse standardisieren, eine stärkere Zentralisierung vorantreiben und gezielt automatisieren, um eine konsistente Datenverarbeitung zu erreichen.
Vier Herausforderungen bei der Optimierung der Wertpapierabwicklung
Banken, die ihre Wertpapierabwicklung optimieren und neu ausrichten möchten, müssen im Kern vier Herausforderungen meistern:
- eine substanzielle Skalierung (durch Mehrgeschäft oder Zusammenlegung von Einheiten),
- die Hebung von Effizienz- bzw. Kostenpotenzialen,
- eine Steigerung des Wertbeitrags in der Gruppe sowie
- die Steigerung der Zukunftsfähigkeit der jeweiligen IT, z. B. durch Investitionen und/oder Outsourcing bzw. Cloud-Technologie.
Dabei spiele auch der Einsatz künstlicher Intelligenz zur kostenorientierten Bewältigung komplexerer Geschäftssituationen eine wichtige Rolle. Echtzeitindikatoren und -Benchmarks wie Social-Media-Reaktionen würden die Produkte aufwerten und aus Sicht der Kunden einen deutlichen Mehrwert gegenüber der Konkurrenz schaffen.
Praxisbeispiele würden belegen, dass Effizienzmaßnahmen in der Wertpapierabwicklung mit automatisierten Prozessen und weniger Variationen Einsparungen von durchschnittlich 20 Prozent erbringen. Die Auswahl der Maßnahmen hänge ganz individuell von der bestehenden Größe einer Bank, ihrem Geschäftsmodell und ihrer Fähigkeit zur Integration neuer Technologien und Systeme ab.
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