Die Zahl der Beschäftigten im deutschen Kreditgewerbe hat einen neuen Tiefststand erreicht. Zwar hat sich das Tempo des Personalabbaus etwas verlangsamt, dürfte aber in Folge der strukturellen Anpassungen im Nachgang der Corona-Krise wieder ansteigen.
Die zahlreichen Veränderungen im Markt für Finanzdienstleistungen hinterlassen weiterhin ihre Spuren, auch am Arbeitsmarkt. Im vergangenen Jahr wurden in Banken und Sparkassen erneut zahlreiche Jobs gestrichen und Stellen abgebaut. Die Beschäftigtenzahl im Bankgewerbe hat einen neuen Tiefststand erreicht, auch wenn die Höhe des Abbaus wieder leicht zurückgegangen ist
Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) untersucht jedes Jahr die Entwicklung bei der Zahl der Beschäftigten im Kreditgewerbe. Im Jahr 2019 schrumpfte die Zahl der Beschäftigten in Banken und Sparkassen von 571.200 um über 10.250 Stellen (1,8 Prozent) auf 561.450.
Im langfristigen Vergleich ist erkennbar, dass seit der Jahrtausendwende ein kontinuierlicher Personalabbau im Bankbereich stattfindet, der von Jahr zu Jahr mal höher, mal niedriger ausfällt.
In den letzten zehn Jahren ist der Personalbestand in der Branche im Durchschnitt um rund 1,5 Prozent pro Jahr gesunken.
Mitarbeiterrückgang bei Privatbanken am höchsten
Am höchsten war der Rückgang bei den privaten Banken. Hier sank die Zahl der Beschäftigten von 156.200 um 1,9 Prozent auf 153.250. Den größten Personalabbau gab es in den Großbanken im Zuge der schon länger laufenden Personalabbauprogramme. Bei den Privatbankiers bewegte sich die Beschäftigungsentwicklung im Branchendurchschnitt, etwas geringeren Personalabbau meldeten die Regional- und Hypothekenbanken.
Die Sparkassen bauten die Zahl ihrer Mitarbeiter um 1,8 Prozent von 209.600 auf 205.000 ab. Bei den Genossenschaftsbanken sank die Zahl von 148.700 um 1,4 Prozent auf 146.400.
Auch im längerfristigen Vergleich haben die privaten Institute mehr Personal abgebaut als die anderen Bankengruppen. Vom Abbau weitgehend verschont sind lediglich Landes- und Förderbanken, öffentlich-rechtliche Bausparkassen und Spezialinstitute.
Strukturelle Ursachen für Personalabbau
Die Ursachen für diese Entwicklung sind struktureller Natur:
- Der fortschreitenden Konsolidierung der Bankenbranche,
- der Umbau von Geschäftsmodellen im Zuge der Digitalisierung sowie
- der anhaltende Zwang zum Kostensparen.
Setzt man zum Beispiel die Entwicklung von Mitarbeitern und Bankfilialen in Beziehung zueinander, so stellt man fest, dass zwischen beiden eine deutliche Korrelation besteht.
Es steht zu erwarten, dass sich der Kostendruck der Branche – auch als Folge der Corona-Pandemie – weiter verschärft und der Abbau in diesem und im nächsten Jahr wieder höher ausfallen wird.
Altersstruktur im deutschen Kreditwesen
Überaltern die deutschen Banken und Sparkassen oder fehlt schlicht der Nachwuchs? Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man die Altersstruktur im Kreditgewerbe betrachtet. Über 40 Prozent der Mitarbeiter bei den drei großen Bankengruppen sind demnach 50 Jahre oder älter.
Im Vergleich der Bankengruppen fällt auf, dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowohl bei den Mitarbeitern unter 30 als auch bei denen über 60 einen deutlich höheren Anteil ausweisen als die privaten Banken.
Betrachtet man für das private Bankgewerbe die Entwicklung, so stellt man fest, dass seit 2015 bis zum Alter von 49 Jahren der Anteil in jeder Altersgruppe rückläufig ist, in den älteren Gruppen jedoch ansteigend. Auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigt seit Jahren an. Zum Jahresende 2019 waren 38 Prozent der Arbeitskräfte 50 Jahre oder. Knapp ein Drittel (31,9 Prozent) ist zwischen 40 und 50 Jahre alt, ein Fünftel (20,5 Prozent) zwischen 30 und 40 Jahre. Jeder elfte Beschäftigte (9,3 Prozent) ist jünger als 30 Jahre. Das Durchschnittsalter liegt bei 45,3 Jahren; männliche Beschäftigte sind im Durchschnitt 45,5 Jahre alt, weibliche Angestellte 45,1 Jahre.
Immerhin ist die Ausbildungsquote im privaten Bankgewerbe 2019 erstmals seit 2011 wieder gestiegen und erreichte 4,0 Prozent (Vorjahr: 3,8 Prozent).
Mehr Frauen und Teilzeitkräfte in Führungspositionen
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im privaten Bankgewerbe ist weiter gestiegen und liegt mittlerweile bei mehr als einem Drittel: 2019 waren 34,3 Prozent aller außertariflich bezahlten Angestellten weiblich; bis zum Jahr 2000 lag diese Quote noch bei unter 20 Prozent.
Darüber hinaus stieg Anteil der Teilzeitkräfte insgesamt von 25,6 auf 26 Prozent, unter den außertariflich Beschäftigten von 15,8 auf 16,3 Prozent. 2015 lag der Wert noch bei 14 Prozent.
Schaubilder zum Stellenabbau im deutschen Bankwesen
Alle Schaubilder zur Mitarbeiterstruktur im deutschen Bankwesen können Sie hier als PDF-Datei herunterladen.