Die Corona-Krise ist für viele zur bequemen Ausrede geworden. Alles was schlecht läuft, liegt am Virus, alles was gut läuft, ist auf eigene Leistung zurückzuführen. Doch so einfach geht die Rechnung nicht auf.
Ein dreiviertel Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie sollten Banken und Sparkassen über ihre Reaktionen darauf nachdenken. Viele folgen weiterhin dem Weg, COVID-19 als Pauschalentschuldigung für unbequeme Entscheidungen und Maßnahmen anzuführen. Der Abbau von Mitarbeitern, die Schließung von Filialen oder die Erhöhung von Preisen werden oft mit der Corona-Krise begründet. Durch diese sei es nötig geworden, Kosten zu sparen, Erträge zu steigern oder auf das veränderte Kundenverhalten zu reagieren.
Ergebniskrise ist älter als Corona-Krise
Viele dieser Ausreden sind gültig und legitim. Aber viele Probleme bestanden schon vor der Krise und wurden durch diese allenfalls deutlicher sichtbar. Personalabbau, Filialschließungen und Preiserhöhungen sind schon lange Normalität bei Banken und Sparkassen.
Ursache ist nicht die Corona-Krise sondern die zu lange abwartende Haltung in Bezug auf die durch die EZB-Politik wegbrechenden Erträge auf der Passivseite, der verschlafene Trend zur Nutzung digitaler Kanäle durch die Kunden und die lange Zeit ausbleibende Suche nach neuen Geschäftsmodellen.
Die Ergebniskrise der Banken ist wesentlich älter als die Corona-Krise. Spätestens nach der Finanzkrise galt es zu reagieren. Dass dies nicht überall im notwenigen Ausmaß geschehen ist, zeigt unter anderem ein Vergleich der Entwicklung deutscher Banken mit denen in den USA.
Spätestens wenn die Corona-Pandemie besiegt ist, wird man nach neuen Erklärungen und Ausreden suchen müssen. Besser wäre, bereits jetzt eine klare Strategie zu entwickeln und umzusetzen.