Auswirkungen und Chancen der Corona-Krise für Genossenschaftsbanken

Was Banken bisher lernen können

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Covid-19 hat zu einer Krise ungeahnten Ausmaßes geführt. Sie beschäftigt Länder, Bürger und Unternehmen. Auch Genossenschaftsbanken sind mit Ihrem traditionellen Geschäftsmodell von der Krise betroffen. Zugleich tun sich aber auch vielfältige Chancen auf.

Genossenschaftsbanken und die Folgen der Corona-Krise

Genossenschaftsbanken und die Folgen der Corona-Krise.

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Manche haben es geahnt, nur wenige wollten es wahrhaben. Ungefähr acht Monate nach Ausrufen der Corona-Pandemie befindet sich Deutschland wieder mitten in der Corona-Krise. Es wurden umfangreiche Hygienekonzepte erstellt, Erfahrungen gesammelt und Wege gefunden bestmöglich mit der Situation umzugehen. Auch auf Genossenschaftsbanken hat die Krise Auswirkungen, bietet aber auch Chancen das Geschäftsmodell zu überdenken.

Dabei ist es wichtig alle Stakeholder zu berücksichtigen. Drei ausgewählte Aspekte werden in diesem Zusammenhang beleuchtet. Die Kundenseite, die Auswirkungen auf die Banken und deren Mitarbeiter und der Einfluss der Bankenaufsicht.

Neue Chancen und Wege für Kunden

Die Krisensituation hat gezeigt, dass neben vielen Schicksalsschlägen sich einige Kunden durchaus erfinderisch und flexibel zeigen, was die Anpassungsfähigkeit Ihres Geschäftsmodells angeht. So berichten uns Kunden, dass sie ihr Geschäftsmodell dahingehend angepasst haben, dass es ihnen heute sogar wirtschaftlich besser geht, als vor der Krise.

Beispielsweise hat ein Messebauer die Situation genutzt, um nun anstatt Möbel für Ausstellungen und Messen, hochwertige Gartenmöbel herzustellen. Ebenso profitiert ein Großteil der Digitalbranche, zum Beispiel bei der Unterstützung von digitalen Veranstaltungen und Vertreterversammlungen.

Insgesamt sollten wir der Innovationskraft des Mittelstandes vertrauen und gleichzeitig dafür sorgen, dass dieser von unnötiger Bürokratie befreit wird, um besagte Kraft ungehindert entfalten zu können.

Genossenschaftsbanken trotzen der Krise

Trotz anderslautender Prognosen konnten sich viele Genossenschaftsbanken mit hohen Anstrengungen gegen die negativen Folgen der Krise stemmen. So verzeichnete die Fondsgesellschaft Union Investment als Verbundpartner der Genossenschaftsbanken von Januar bis Juni 2020 einen Nettozufluss in ihren Investmentfonds von über 3,7 Mrd. Euro. Das vor dem Hintergrund extremer Marktbewegungen und überschaubaren Zuflüssen bei anderen Gesellschaften ist durchaus erstaunlich. Auch die VR Bank Dachau konnte ihre Stellung am Markt behaupten.

Es zeigt sich, dass die Genossenschaftsbanken mit einem ihrer zentralen Werte „Solidarität“ den Zeitgeist der Krise treffen. In solch schwierigen Zeiten, wo es auf schnelle Hilfe und unbürokratische Lösungen ankommt, zeigen sich die Geno Banken als hilfreicher Partner und stehen ihren Kunden zur Seite. Viele Firmenkunden haben sich sogar per Videobotschaft bedankt und ihre eigene Corona-Geschichte erzählt, welche der Bundesverband der Genossenschaftsbanken (BVR) auf einer eigens eingerichteten Sonderseite in seinem digitalen Jahresbericht veröffentlicht.

Digitalisierung der Banken schreitet schneller voran

Für die Digitalisierung bietet die anhaltende Krise ebenfalls Chancen. Bisher nicht angegangene Themen mussten teilweise unter enormen Druck vorangebracht werden. So berichten viele Banken von deutlich steigenden Zahlen ihrer Telefonanrufe und Videoberatungen. Gerade letzteres ein Bereich, der von den Genossenschaftsbanken bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde.

Gleichzeitig steigen auch die Nutzerzahlen beim Onlinebanking und selbst die Süddeutsche Zeitung berichtet in einem Artikel vom 12. Oktober 2020, dass nun auch die Generation 60plus wie selbstverständlich im digitalen Banking unterwegs ist.

Menschen suchen bei komplexen finanziellen Angelegenheiten zwar auch weiterhin vielfach ein Gespräch mit dem Berater oder der Beraterin ihres Vertrauens. Diese Gespräche müssen nun aber nicht mehr zwingend persönlich stattfinden, sondern verteilen sich auch auf andere Kanäle. Kundennähe wird nun anders definiert.

Umstellung der Vertriebsstruktur

Ebenfalls deutlich beschleunigt hat sich die Veränderung der Vertriebsstruktur und der Vertriebskanäle der Banken. Gerade Genossenschaftsbanken und Sparkassen legen einen hohen Stellenwert auf ihre Nähe zum Kunden durch ein ausgeprägtes Filialnetz.

In der Krise hat sich das als Risikofaktor für Ansteckungen herausgestellt. Viele Geschäftsstellen wurden geschlossen oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung gestellt. Die bereits genannten Vertriebskanäle werden jetzt stärker genutzt. Es bleibt abzuwarten welcher Teil der nun geschlossenen Geschäftsstellen nach der Krise wieder geöffnet wird. Ende 2019 gab es laut Bundesbank noch knapp 27.000 Bankgeschäftsstellen. Zehn Jahre zuvor waren es noch fast 12.000 mehr, was einem Rückgang von über 30 Prozent entspricht. Experten sagen voraus, dass es im Jahr 2025 lediglich noch 20.000 Bankstellen geben wird.

Mobiles Arbeiten im Vormarsch

Auch auf Seiten der Mitarbeiter von Genossenschaftsbanken hat sich seit Beginn der Krise viel verändert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten sich auf veränderte Rahmenbedingungen, teilweise Kurzarbeit und Wegfall gewohnter Strukturen einlassen. Besprechungen finden nur noch selten persönlich statt und teilweise sind ganze Stockwerke wie leergefegt, da sich die Mitarbeitenden im „Home Office“ befinden. In der VR Bank Dachau sind zu Hochzeiten der Pandemie knapp ein Drittel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im mobilen Arbeiten. Nach anfänglicher Eingewöhnungsphase funktioniert das mittlerweile sehr gut. So konnten die Mitarbeitener den Stau gegen mehr Freizeit tauschen und nebenbei durch die wegfallenden Fahrten auch noch etwas für den Umweltschutz tun.

Neben schnellen Veränderungen ist selbstverständlich auch noch reichlich Optimierungspotential vorhanden. Unserer Erfahrung nach ist es so, dass insbesondere die Abstimmung untereinander im mobilen Arbeiten schwieriger wurde. Hier sammeln wir weiter Erfahrung, um die Abläufe für die Zukunft zu optimieren. Pessimisten sagten eine verringerte Produktivität im „Home Office“ voraus, unsere Erfahrung zeigt etwas anderes. Für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bietet die Heimarbeit die Möglichkeit Berufliches mit dem Privaten besser zu verbinden. Dadurch steigt die Zufriedenheit und am Ende auch die Produktivität. Ohne strenge Regeln setzen wir dabei auf die Selbstverantwortung der Mitarbeiter und die Umsetzung vorhandener Regeln mit Augenmaß. Wir wollen Rahmenbedingungen schaffen ohne Zäune zu bauen.

Bisherige Lehren aus der Krise

Was wir bisher gelernt haben ist, dass wir auch als eher traditionelle Genossenschaftsbank Themen noch schneller in die Wege leiten und umsetzen können, wenn wir durch eine Krisensituation dazu gezwungen werden. Wichtig ist, dabei die Mitarbeiter nicht aus den Augen zu verlieren. Selbstverständlich entstanden anfangs Ängste, welche es durch gut durchdachte Kommunikation zu nehmen galt. Gleichzeitig erleben wir ein bisher nicht dagewesenes Gemeinschaftsgefühl. Der gemeinsame „Feind“ Covid-19 schweißt zusammen und verbessert die bereichsübergreifende Zusammenarbeit.

Teilweise Verunsicherung durch die Bankenaufsicht

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Krisensituation für Genossenschaftsbanken neben vielen Herausforderungen auch Chancen zur Verbesserung bietet. Nur vereinzelt erkennbar ist jedoch bisher eine Entlastung der Banken durch die Bankenaufsicht. Auch hier hätte die Krise noch mehr genutzt werden können, um alte Zöpfe abzuschneiden und Bürokratie abzubauen. Bisher ist durch neue Regelungen (z.B. das faktische Dividendenverbot) eher weitere Verunsicherung entstanden. Auch das Herbeirufen einer Bankenkrise hilft derzeit nicht. Angebracht wäre ein stärkeres Vertrauen auf die Eigenverantwortung und die Stabilität der Genossenschaftsbanken.

Was bleibt sind bisher acht Monate voller Herausforderungen und der Anforderung sich schnell auf neue Bedingungen einzustellen. Diese Situation wird uns mittelfristig erhalten bleiben. Im Nachgang müssen wir die Chance einer gemeinsamen Manöverkritik nutzen, um offen über zukünftige Veränderungen zu sprechen.

Über den Autor

Thomas Höbel

Thomas Höbel ist Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Dachau eG und seit 25 Jahren bei der Bank tätig. Durch die tiefe Verwurzelung mit „seiner“ Bank und der Region setzt er sich seit jeher für die Belange der Mitglieder der Bank ein.

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