Mehr PEPP für die Rente

Vorteile der neuen EU-Altersvorsorge für Anbieter und Kunden

Abonnieren Sie den kostenlosen Bank Blog Newsletter

Die private Altersvorsorge wird EU-weit harmonisiert. Die etablierten Versicherer und Kapitalverwaltungsgesellschaften erhalten damit die Chance, ihre Kundenbasis beträchtlich zu erweitern. Gleichzeitig verschärft sich der Wettbewerb.

Die neue Europarente PEPP bringt Vorteile für Anbieter und Kunden

Die neue Europarente PEPP bringt Vorteile für Anbieter und Kunden.

Partner des Bank Blogs

Atruvia ist Partner des Bank Blogs

Die fortschreitende Überalterung der Bevölkerung lässt den Druck auf die Rentensysteme steigen. Die Europäische Kommission will mit einem europaweiten privaten Altersvorsorgeprodukt (Pan-European Personal Pension Product – PEPP) den Bürgern beim Sparen für  den  Ruhestand  mehr  Möglichkeiten  bieten. Durch den Wegfall von Vertriebshürden für neue Anbieter aus dem In- und Ausland  soll gleichzeitig der Wettbewerb  im  Markt  angeregt werden. Schon Anfang 2022 soll es losgehen mit der flexiblen und staatlich geförderten Alternative zur Riester-Rente.

Mit der Umsetzung wird die Palette der europaweit angebotenen unterschiedlichen gesetzlichen, betrieblichen und privaten Renten um ein standardisiertes Produkt erweitert, das EU-weit vertrieben werden kann. Für die Anbieter privater Vorsorgeprodukte öffnet sich damit ein riesiger Markt mit insgesamt rund 445 Millionen Menschen. Und der Bedarf ist groß: Nur jeder Vierte EU-Bürger zwischen 25 und 59 Jahren hat eine private Vorsorge abgeschlossen. Die im Zuge der Corona-Pandemie steigende Staatsverschuldung kann dieses Problem sogar noch verschärfen.

Der große Markt weckt Begehrlichkeiten

Diese neue Konkurrenzsituation ist von der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA explizit gewünscht. Über den Wettbewerb soll gewährleistet werden, dass die EU-Bürger Zugang bekommen zu einem preiswerten, sicheren, fairen und europaweit verfügbaren Digital-Produkt. Für die Anbieter heißt das aber auch: Im Vergleich zu den bisherigen Vorsorgeprodukten ist bei PEPP mit zum Teil deutlich geringeren Margen zu rechnen. Die Kosten für das „Basis-PEPP“ sollen zum Beispiel nur maximal 1 Prozent betragen.

Die PEPP-Vorteile für Anbieter

Trotz des verschärften Wettbewerbs aus dem Ausland und von Seiten der FinTechs überwiegen für Banken und Kapitalverwaltungsgesellschaften die Chancen:

  • Großes Marktpotenzial – Mit erfolgreicher Anmeldung eines neuen PEPP-Produkts ist automatisch die Registrierung für den gesamten EU-Raum erfolgt. Die Institute könnten sofort mit dem Vertrieb starten und zum Beispiel über einen Robo Advisor ihr PEPP-Produkt in andere Sprachen übersetzen. Um es dann auch interessierten Kunden beispielsweise in Portugal oder Polen anzubieten.
  • Geringe Vertriebskosten – Als digitales Produkt kann die PEPP-Europarente schnell und einfach in verschiedene Distributionskanäle integriert und sowohl über Fachberater wie auch Robo Advisor vertrieben werden. Als digital konzipiertes Produkt eignet es sich ideal für die Integration in einen hybriden Beratungsprozess. Die EIOPA erlaubt ausdrücklich die verschiedenen Beratungsmodelle für die Bedarfsermittlung, Ruhestandsplanung, Eignungsprüfung und personalisierte Projektionen. Über den Online-Vertrieb werden auch Eintrittsbarrieren abgebaut und neue grenzüberschreitende Möglichkeiten geschaffen, die letztendlich zu Kostensenkungen führen.
  • Neue Kundengruppen – Über den volldigitalen oder auch hybriden Beratungsansatz werden vor allem jüngere, online-affine Menschen angesprochen, also genau diejenigen, die von komplizierteren Lösungen wie beispielsweise einer Riester-Rente eher abgeschreckt wurden. Weiterer Vorteil: Die Generationen X, Y und Z sind von der aktuellen Corona-Pandemie in ihren Rentenplänen besonders betroffen – sie haben also einen gesteigerten Bedarf an renditestarken und günstigen Vorsorgemöglichkeiten.
  • Nachhaltige Ertragssteigerungen – Aufgrund des Ansparcharakters der PEPP-Rente ergibt sich für die Anbieter eine „Volumensautomatik“. Ohne erneute Vertriebsanstrengung und weitgehend börsenunabhängig vergrößert sich das verwaltete Volumen von Jahr zu Jahr und damit auch der wichtige passive Ertragsanteil.
  • Hohe Margen möglich – Die Anbieter dürfen neben der Basis-Variante bis zu vier weitere Varianten anbieten. Hier gilt kein Kosten-Cap. Renditestärkere Produkte können daher, analog zu Modellvarianten z.B. in der Autoindustrie, auch höhere Margen erzielen.

Die Vorsorge-Alternative für „digitale Nomaden“

Gleichzeitig wird die Europarente aber auch für neue Kundengruppen interessant.

Als private Altersvorsorge bietet die Europarente folgende Vorteile für die Verbraucher:

  • Einfach und verständlich – Nicht zuletzt aufgrund der bisher gemachten Erfahrungen mit komplizierten Vorsorgeprodukten hat die EIOPA darauf geachtet, ein besonders einfaches und verständliches Produkt zu konzipieren. Das beginnt beim Antragstellen: Das Angebot ist „omnikanal“ geeignet, wird also digital genauso verfügbar sein wie über den Berater, das Mobiltelefon oder die Filiale.
  • Hohes Renditepotenzial – Im Gegensatz zu den in Deutschland bislang aufgelegten Rentenprodukten ist der mögliche Aktienanteil bei PEPP deutlich höher. Ohne „harte“ Garantiepflicht können die Anbieter das Geld der Versicherten vernünftig anlegen. Dies ermöglicht chancenreichere Investments, die vor allem im aktuellen Niedrigzinsumfeld wichtig sind.
  • Sicher – Die vom Kunden angesparten Beiträge können über Sicherungsmechanismen in der langen Ansparphase geschützt werden. Ein Beispiel für derartige Mechanismen ist die Umschichtung von risikoreicheren aber renditestarken Anlageklassen in risikoärmere Anlageklassen im Verlauf.
  • Preiswert – Ein Basis-PEPP kostet max. 1 Prozent im Jahr. Die Verwaltungs- und Abschlusskosten liegen damit deutlich unterhalb der aktuell bestehenden Lösungen aus dem Asset Management und Vertrieb.
  • Flexibel – Kunden können ihr PEPP-Produkt EU-weit „mitnehmen“. Die neue Europarente kann z.B. bei einem beruflich bedingten Umzug in ganz Europa mitgenommen werden. Oder von einem Anbieter zum nächsten getauscht werden. Und: Versicherte können den Produkttyp (Basis oder andere) alle fünf Jahre ebenso wechseln wie den Anbieter. Es gibt auch keine vorgeschriebenen Mindest- oder Höchstbeiträge

Fazit: Höchste Zeit, sich zu positionieren.

Mit der Europarente reagiert die EU auf wichtige gesellschaftliche und wirtschaftliche Strömungen. Grenzüberschreitende Karriereschritte sind in der EU mittlerweile Routine geworden, immer mehr Menschen arbeiten im europäischen Ausland, häufig auch nur zeitlich begrenzt. Gleichzeitig verschärft sich nicht zuletzt aufgrund des demografischen Wandels und der Corona-Pandemie die Rentenproblematik.

Mit einem EU-weit harmonisierten Rentenprodukt kann die private Altersvorsorge deutlich vereinfacht werden. Eine transparente, sichere, EU-weit gültige und zudem noch renditestarke Vorsorgemöglichkeit ist notwendig.

Noch ist nicht eindeutig geklärt, wie PEPP in den nationalen Regelungen integriert wird, aber klar ist schon jetzt: Die Kundennachfrage wird hoch sein – wozu auch eine staatliche Förderung beitragen wird. Für viele Anbieter nahm die Riester-Rente Anfang der 2000er eine zentrale Rolle in der Gewinnung von Neukunden ein. Ähnlich könnte es in den kommenden Jahren mit PEPP sein. Aber aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation sollten die etablierten Anbieter sich jetzt bereits positionieren und ihre Produktstrategie ausarbeiten.

Über den Autor

Dr. Jörg Brock

Dr. Jörg Brock ist Senior Manager bei Cofinpro und seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen in der Finanzbranche tätig. Er gilt als ausgewiesener Experte in den Themen Vermögensanlage und -verwaltung, Altersvorsorge und Asset Management.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


Mit dem kostenlosen Bank Blog Newsletter immer informiert bleiben:

Anzeige

Get Abstract: Zusammenfassungen interessanter Businessbücher

Kommentare sind geschlossen

Bank Blog Newsletter abonnieren

Bank Blog Newsletter abonnieren