Die Corona-Krise hat nicht nur für das laufende Jahr viel Unsicherheit zurückgelassen. Auch die Budgetierung für 2021 und erst recht die Überlegungen zur strategischen Planung sind davon betroffen. Agilität hilft, ist aber kein Ersatz.
Planung ist seit langem eines der Eckpfeiler modernen Managements. Henri Fayol wird die Rolle eines ihrer Mitbegründer im frühen 20. Jahrhundert zugeschrieben. Er identifizierte als Aufgabe von Managern, zu planen, zu organisieren, anzuweisen, zu koordinieren und zu kontrollieren.
Das Konzept der strategischen Planung stammt aus den 50er Jahren. Sie sollte als als praktisches Hilfsmittel dienen, um die Investitionen in Unternehmen wachsender Größe und Diversifikation zu koordinieren und eine Langfristplanung zur Bewältigung des Wachstums – oft noch in Verkäufermärkten – zu entwickeln.
Strategische Planung ist nicht mehr strategisch
Inzwischen ist strategische Planung oft weder „strategisch“ noch steckt ein echter „Plan“ dahinter. Oft soll sie vor allem den Stakeholdern als Orientierung dienen. Ihre Halbwertzeit hat deutlich abgenommen. Mitunter ist sie bereits in dem Moment, in dem sie geschrieben wurde, veraltet. Wer dies bezweifelt, möge einmal in die Verlautbarungen diverser Institute zum Thema Bankfilialen schauen.
Die Gründe sind vielfältig: Zum Teil sind sie handwerklicher Natur, zum Teil hat das Top Management seine ganz eigene Vorstellung von Strategie, zum Teil überlagern die operativen Herausforderungen jegliche langfristigen Überlegungen, zum Teil sind Strategien mit Personen verknüpft.
Meine These: Heutige Top Manager nehmen sich schlicht nicht mehr die Zeit, in Ruhe und grundlegend über ihr Unternehmen nachzudenken, geschweige denn kritisch zu reflektieren. „Operative Hektik ersetzt geistige Windstille“ haben wir das früher genannt.
Corona-Krise als GAU für die Planung
Dieses Jahr hat die Corona-Krise dafür gesorgt, die Grenzen eines starren jährlichen Planungsprozesses noch deutlicher herauszustellen. Die anhaltende Unsicherheit macht es für 2021 noch schwieriger.
Dabei stand und steht ein Planungsprozess schon immer unter dem Damoklesschwert der Unsicherheit. Angeblich Albert Einstein soll einst den berühmten Satz geprägt haben, dass Planung den Zufall durch Irrtum ersetze.
Agilität und Planung müssen sich ergänzen
An der fortschreitenden Unsicherheit wird sich nichts ändern und wenn man die letzten 20 Jahre zurückblickt, war dies schon immer so. Das Smartphone konnten in einer Strategie des Jahres 2000 keine Berücksichtigung finden. Und selbst in einer Strategie 2008 hätte man schon hellseherische Qualitäten haben müssen. Spätestens 2010 hätte man dem mobilen Internet jedoch durchaus einen Platz in der eigenen Strategie einräumen können und müssen.
Fakt ist, wir müssen mit der Realität einer VUCA-Welt weiter leben. Der Name ist neue, aber Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit sind es nicht. Die Planung gibt die Richtung vor und schafft es idealerweise, die Randbegrenzungen zu definieren. Ein agiles Management muss dafür sorgen, dass der Weg und die Richtung auch eingehalten werden.