Modern Digital Workplace hält Einzug in die Finanzbranche

Chance für Banken und Sparkassen

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Im Zuge der Corona-Krise hat der Modern Digital Workplace bei Banken und Sparkassen quasi über Nacht an die Tür geklopft und wurde eingelassen. In einer Branche, die für die digitale Transformation neue Talente ansprechen muss, ist dies eine große Chance.

Modern Digital Workplace in der Finanzbranche

Im Zuge der Corona-Krise hat der Modern Digital Workplace bei Banken und Sparkassen Einzug gehalten.

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Die Covid-19-Pandemie hat Gesellschaft und Wirtschaft viele neue Erkenntnisse gebracht. Unter anderem, dass viele Bereiche nicht ausreichend auf eine solche Herausforderung vorbereitet waren. Aber es hat sich auch die Leistungsstärke der Wirtschaft gezeigt; innerhalb kürzester Zeit wurde die Mammutaufgabe bewältigt, weite Teile des Tagesgeschäfts aus dem Homeoffice oder generell „remote“ zu leisten. Und das Ergebnis dieser spontanen Transformation? Remote works!

Den Wandel einleiten

Durch Remote-Arbeit werden in vielen Bereichen Effizienzsteigerungen erzielt. Häufig bringt die Option, ortsunabhängig zu arbeiten, mehr Zufriedenheit im Job und damit auch mit dem Arbeitgeber mit sich. Viele Unternehmen haben bereits angekündigt, künftig ganz oder in großen Teilen auf Remote-Arbeit zu setzen. Ein Großteil der Kunden der Finanzdienstleister, die bislang Filialen genutzt haben, hat zudem erkannt, dass Service und Beratung auch remote erhältlich sind.

Nach der spontanen, Covid-19-bedingten Umstellung steht die Finanzbranche nun vor einer echten und dauerhaften Transformation; ausgelöst von den folgenden Faktoren:

  • Kunden verlangen (auch generationsunabhängig) Service und Beratung losgelöst von Vor-Ort-Präsenz und Servicezeiten
  • Kostensenkungspotenziale durch Reduktion von Ver- und Betriebsflächen
  • Änderung des Anforderungsprofil an Mitarbeiter der Finanzbranche

Die Unternehmen müssen neu denken, denn um dauerhaft Kundenbedürfnisse erfüllen und gleichzeitig Kostensenkungen realisieren zu können, bedarf es der Loslösung nahezu aller Prozesse von Ver- und Betriebsflächen. Für diese Transformation sind Mitarbeiter erforderlich, die besondere Skills und Erfahrungen mitbringen und die bislang die Finanzwelt nur in Ausnahmen als attraktiven Arbeitgeber gesehen haben.

Selbstverständlich ist eine fundierte Ausbildung im Bank- und Versicherungsgeschäft weiterhin wichtig, aber eben nicht für alle. Es müssen zwingend digitale Kompetenz, Innovationsfreude und Methodenvielfalt Einzug halten. Ein weiterer wesentlicher Baustein der Wandlung der Finanzbranche ist der „Modern Digital Workplace“ – dieser ist gleichzeitig Voraussetzung, um die für die Transformation erforderlichen Talente zu gewinnen und längerfristig zu halten.

Modern Digital Workplace als Erfolgsfaktor

Die wohl einfachste und gängigste Definition eines „Modern Digital Workplace“ stammt von Paul Miller („The Digital Workplace: How technology is liberating work“, 2012): „Der digitale Arbeitsplatz ist das virtuelle, digitale Äquivalent zu einem physischen Arbeitsplatz.“ Arbeit ist demnach grundsätzlich kein physischer Ort, sondern vielmehr ein Event. Aber Achtung: Ein Tablet oder Notebook für den mobilen Einsatz allein ist noch lange kein digitaler Arbeitsplatz.

Höchstwahrscheinlich werden diejenigen Unternehmen im „War for Talents“ erfolgreich sein, die auf die Bedürfnisse der Generationen von heute und morgen eingehen. Mit Blick auf Generation Y (geboren zwischen 1981 und 1995) und Generation Z (nach 1995) treten Bestrebungen nach Freiheit, Selbstbestimmung und einer ausgewogenen Work-LifeBalance in den Vordergrund, gepaart mit einer großen Affinität zur Informationstechnologie. Vergleicht man dieses Mindset mit dem der Babyboomer (1955 bis 1968) oder der Generation X (1961 bis 1980) mit dem Wunsch nach Jobsicherheit oder Karriere, werden große Unterschiede ersichtlich; vor allem auch bei der persönlichen Relevanz der IT. Diese Unterschiede und Bedürfnisse müssen miteinander in Einklang gebracht werden. Ein „Modern Digital Workplace“ spielt dabei eine zentrale Rolle.

Mitarbeiter-Segmentierungen ausarbeiten

Grundsätzlich hängt es von der Art des Jobs ab, ob ein Arbeitnehmer remote arbeiten kann: Kann ein IT-Developer problemlos remote arbeiten, so ist dies beim Handwerker grundsätzlich nur schwer möglich. Um Talenten einen smarten und digitalen Arbeitsplatz bieten zu können, müssen Arbeitsweisen in der Organisation rekonstruiert werden, um festzustellen, was an Remote-Arbeit getan werden kann. Dabei ist es sinnvoll, eine entsprechende Mitarbeiter-Segmentierung mit vier Kategorien vorzunehmen:

  1. Vollständige Remote-Arbeit
  2. Bedarfsgerechte Remote-Arbeit (bedarfsgerecht vor Ort)
  3. Ausnahmefähige Remote-Arbeit (Remote nur in Ausnahmefällen)
  4. Arbeiten vor Ort (physisch am Arbeitsplatz im Office)

Diese Segmentierung kann ein Instrument sein, um die Grenzen zwischen dem physischen Aufenthalt im Büro und dem Aufenthalt außerhalb des Büros fallen zu lassen. Mit Blick auf künftige Fach- und Führungskräfte können Stellenausschreibungen um zeitgemäße Informationen wie „Vollzeit remote“ oder „Vollzeit bedarfsgerecht remote“ ergänzt werden. So wird der organisationsbezogene Digitalisierungsgrad eines Unternehmens sichtbarer

Kontinuierlich strategische Arbeitsplatzinitiativen analysieren

Damit verbunden sind smarte Kollaborations-Tools ein wesentliches Erfolgskriterium: Videokonferenzen, smarte Räume für die persönliche und die Remote-Zusammenarbeit (wie virtuelle Whiteboards) sowie asynchrone Kooperations- und Arbeitsmodelle werden sich schnell von futuristischen Ideen zur Standardpraxis entwickeln. Um einen nachhaltigen modernen und digitalen Arbeitsplatz im Unternehmen zu etablieren, bedarf es einer Digitalisierungsstrategie, die sich auch dieses Themas kontinuierlich annimmt und stetig analysiert, wie State-of-the-Art-Arbeiten funktioniert und was die eigene Organisation tun kann, um effizient und zukunftsorientiert aufgestellt zu sein. Denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Und das Talent in andere Branchen.


Nicolas Hülsmann - Manager, Gravning GmbH

Nicolas Hülsmann

Nicolas Hülsmann ist Koautor des Beitrags. Er ist Manager bei der Gravning GmbH im Bereich Organisationsentwicklung und damit einhergehenden (digitalen) Business Strategien und deren Umsetzung. Zuvor war der Master of Science bei BearingPoint als Senior Consultant tätig.


Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2020/21 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier herunterladen.

Über den Autor

Jan Claas Bringezu

Jan Claas Bringezu ist Gründer und Geschäftsführer des Beratungs- und Projektmanagementanbieters Gravning. Basierend auf 25 Jahren Erfahrung in und mit Banken und Finanzdienstleistern ist seine Hauptaufgabe, den Generations-, Technologie- und Philosophie-„Change“ im Banking gemeinsam mit Nutzern und Anbietern zu schaffen.

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