Investitionen in Start-ups trotz Corona auf hohem Niveau

Steigende Transaktionen bei rückläufigem Volumen

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Trotz Corona-Krise erhielten 2020 mehr deutsche Start-Ups frisches Kapital als im Vorjahr. Eine aktuelle Studie zeigt neue Rekorde, aber auch rückläufige Entwicklungen.

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2020 war ein gutes Jahr für deutsche Start-Ups. Das zeigt eine aktuelle Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Berücksichtigt wurden Unternehmen, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um sechs Prozent auf den neuen Rekordwert von 743. Ein plus von 39 Deals. Das Investitionsvolumen sank allerdings im gleichen Zeitraum um 15 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Ein Rückgang von immerhin 956 Millionen Euro.

Zurückzuführen ist der Rückgang auf die gesunkene Zahl an Großdeals im Umfang von mindestens 100 Millionen Euro: 2020 wurden acht solcher Deals im Wert von insgesamt 1.354 Millionen Euro verzeichnet, 2019 gab es noch 13 derartiger Transaktionen im Wert von 3.035 Millionen Euro.

Entwicklung der Startup-Finanzierungen in Deutschland (2015-2020)

Entwicklung der Startup-Finanzierungen in Deutschland (2015-2020).

Berlin und München führend

Die ganz großen Deals werden zunehmend entweder in Berlin oder in München ausgehandelt. Die größte Transaktion war eine Finanzspritze von 255 Millionen Euro für die in Berlin ansässige Auto1 Group im Juli. Gleich dahinter: 218 Millionen Euro für den Münchner Flugtaxi-Entwickler Lilium im März, erweitert im Juni auf fast 250 Millionen Euro. An dritter Stelle steht eine 212-Millionen-Euro-Finanzierung für das Berliner E-Mobility-Startup Tier Mobility. Von den fünf größten Finanzierungsrunden des Jahres entfielen vier auf Berlin. Eine auf Bayern. Dieser Trend dürfte sich im laufenden Jahr fortsetzen, erwarten die Experten.

Besonders die Hauptstadt ist investitionsfreudig: Die Zahl der Finanzierungsrunden kletterte in Berlin um 20 Prozent auf 314. Allerdings zeigte sich auch hier der Mangel an großen Transaktionen. Das Investitionsvolumen verringerte sich um 17 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro. Berlin konnte damit seine Position als Deutschlands führender Startup-Standort behaupten und verzeichnete gerade in der zweiten Jahreshälfte starke Finanzierungsaktivitäten.

Neben Berlin etabliert sich aber auch München zunehmend als Top-Standort mit einem klaren eigenen Profil. Die Stadt an der Isar hat sich zum zweiten großen Startup-Standort in Deutschland entwickelt. Die bayrische Hauptstadt und das Münchner Umland haben eine spezifische Stärke im Technologie-Bereich und ergänzen Berlin perfekt.

In Bayern lag das Investitionsvolumen mit 1,51 Milliarden fast auf dem Niveau des Vorjahres (1,55 Milliarden Euro). Die Zahl der Transaktionen lag in Bayern zudem mit 176 Deals um 36 Prozent höher als 2019.

Die Bundesrepublik im Startup-Check

Andere deutsche Startup-Standorte hätten es im vergangenen Jahr hingegen relativ schwer gehabt. Dort war die Entwicklung rückläufig: In Nordrhein-Westfalen sank die Zahl der Transaktionen um 29 Prozent auf 62, in Hamburg um 15 Prozent auf 46 und in Baden-Württemberg um 17 Prozent auf 34.

Auch beim Investitionsvolumen lagen diese drei Bundesländer unter dem Vorjahresniveau: In NRW schrumpfte die insgesamt investierte Summe um 27 Prozent auf 196 Millionen Euro, in Baden-Württemberg um 26 Prozent auf 155 Millionen Euro. In Hamburg sogar um 45 Prozent auf 140 Millionen Euro.

Health und E-Commerce als Gewinnerbranchen

Die Experten sehen auch Veränderungen bei den Branchen, in die das Geld fließt. Eindeutige Gewinner des letzten Jahres waren die Bereiche Health und E-Commerce, in die jeweils deutlich höhere Summen investiert wurden als in den Jahren zuvor.

Die meisten Finanzierungsrunden wurden 2020 wie schon im Vorjahr im Bereich Software & Analytics gezählt. Die Zahl lag mit 232 etwa auf dem Niveau des Vorjahres (228 Deals). Das Investitionsvolumen schrumpfte allerdings um 15 Prozent auf 1,0 Milliarden Euro.

Mit 109 Transaktionen (plus 27 Prozent) belegt der Gesundheitssektor den zweiten Platz im Ranking nach Deal-Anzahl. Das Investitionsvolumen, das in Gesundheits-Startups floss, kletterte sogar um 42 Prozent auf 670 Millionen Euro. Gesunken ist hingegen die Zahl der Finanzierungsrunden für e-Commerce Startups (um 8 Prozent auf 98). Aber: Das Investitionsvolumen schnellte dort aber um 35 Prozent auf 976 Millionen Euro hoch.

FinTech und Mobility verlieren stark

Deutliche Einbußen verzeichneten die Segmente Mobilität und FinTech – die Zahl der Deals lag zwar bei Mobilitäts-Startups mit 58 höher als im Vorjahr (51 Transaktionen) bzw. im FinTech-Sektor nicht allzu stark unter dem Vorjahresniveau (minus 13 Transaktionen auf 54). Das Investitionsvolumen ging aber in beiden Segmenten aufgrund der geringeren Zahl großer Transaktionen kräftig zurück: um 28 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro (Mobilität) bzw. um 58 Prozent auf 552 Millionen Euro (FinTech).

Krise bislang gut überstanden

Das deutsche Startup-Ökosystem habe die Corona-Krise insgesamt bislang relativ gut überstanden. Viele Jungunternehmen hätten zwar mit massiven Problemen gekämpft, das von vielen befürchtete große „Startup-Sterben“ sei 2020 aber ausgeblieben.

Für eine Entwarnung sei es jedoch noch zu früh: Aufgrund der ausgesetzten Insolvenzanmeldungspflicht ist nicht klar, wie es tatsächlich um die vielen kleinen Unternehmen stehe, die nicht im Fokus der Investoren stehen. Diese könnten etwa vollständig mit Eigenmitteln finanziert sein.

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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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