Eine neue Studie zeigt, wie gut Unternehmen und Verwaltungen mit den Folgen der Corona-Pandemie zurechtkommen, wie es um ihre generelle Widerstandsfähigkeit bestellt ist und wie die Resilienz erhöht werden kann.
Die Ergebnisse einer neuen Studie von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut geben Aufschluss darüber, wie gut Organisationen aus verschiedenen Branchen mit den Folgen der Corona-Pandemie zurechtkommen und wie es um ihre generelle Widerstandsfähigkeit steht. Dafür wurden 294 Führungskräfte befragt, welche größtenteils in den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe sowie öffentliche Verwaltung & Versorgungsunternehmen tätig sind.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich einige Branchen in Deutschland sicher sind, die Folgen der Corona-Pandemie gut zu bewältigen. So auch in der Industrie: 57 Prozent der Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe glauben, sogar gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Ähnlich sieht es bei den Führungskräften im Finanzdienstleistungssektor und in der öffentlichen Verwaltung aus – sie zeigen sich zuversichtlich. Trotzdem bleibt ein Problem: Die operativen Sofortmaßnahmen greifen zwar, jedoch nur kurzfristig. Die langfristige Widerstandsfähigkeit wird dennoch vernachlässigt.
Folgen der Pandemie trifft Unternehmen unterschiedlich schwer
Die Untersuchung macht außerdem deutlich, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Unternehmen in Deutschland sehr unterschiedlich getroffen haben. So zeigt sich: Während manche Branchen aus den Wirtschaftszeigen Einzelhandel, Tourismus und Kultur seit gut einem Jahr nicht bzw. nur sehr eingeschränkt geschäftlich aktiv sein können, konnten sich andere Branchen schnell festigen. Dazu zählt neben der Industrie mit 41 Prozent der Banken- und Versicherungssektor, welcher nach eigenen Angaben die gegenwärtigen Herausforderungen sehr gut bewältigen. Hinzu kommt: 45 Prozent der Finanzdienstleister rechnet damit, nach der Krise besser aufgestellt zu sein als vorher.
Grund für den Optimismus der Branche seien auch die Investitionen der vergangenen Jahre in die Digitalisierung. Damit seien nicht nur Remote-Arbeitsplätze gemeint, sondern beispielsweise auch Investitionen in Geschäftsmodelle wie Pay-per-Use in der Industrie, um Maschinenkapazitäten schnell drosseln und erweitern zu können. Außerdem sind die Unternehmen im Besitz über zunehmend verbesserte Frühwarnsysteme, um so Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen.
Nur wenige Unternehmen stellen ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand
Die positiven Erfahrungen im Hinblick auf Homeoffice, Videocalls und Co. haben allerdings auch einen Nachteil. So hat die Euphorie über dessen Erfolg dazu geführt, dass viele Unternehmen nicht über diese operativen Sofortmaßnahmen hinaus gehandelt haben.
Demnach haben nur durchschnittlich 23 Prozent ihr Geschäftsmodell auf den Prüfstand gestellt. Andersherum haben nur 25 Prozent der befragten Unternehmen und Behörden die aktuelle Situation genutzt, um ihre strategisch bedeutenden Wettbewerbsvorteile und Kernaufgaben präzisieren. Unter den Teilnehmenden bildet den Vorreiter die Industrie: Hier haben 44 Prozent der Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe ihr Stärkenprofil geschärft, um widerstandsfähiger zu werden. Bei der öffentlichen Verwaltung sowie bei Versorgungsunternehmen sind es durchschnittlich 11 Prozent.
Resilienz dürfe nicht in Risiko-Aversion enden, die nur darauf aus ist, Konzepte, Ideen und Systeme nach allen Seiten abzusichern, ohne innovativ zu denken. Denn vor allem Krisen würden die Chance bieten, sich auf seine Stärken zu fokussieren und diese nach Möglichkeit zu vergrößern. Schließlich sei am Ende nicht nur wichtig, dass man es geschafft hat, den Laden am Laufen zu halten. Denn dies hebt einen noch nicht vom Wettbewerb ab. Dafür müsse die Analyse deutlich tiefer gehen und zusätzlich hinterfragt werden, ob die aktuellen Stärken künftig überhaupt noch relevant sein werden. Gerade die so ermittelten strategischen Wettbewerbsvorteile machen Organisationen langfristig widerstandsfähig.
Infografik: Resilienz in Wirtschaft und Verwaltung
Die folgende Infografik gibt zudem einen Überblick darüber, auf welchen Gebieten Wirtschaft und Staat mit welchen Maßnahmen widerstandsfähiger werden wollen.