Schweizer Retail-Banken setzen sich zunehmend für Klima, Umwelt und Soziales ein, bieten nachhaltige Produkte und Services. Das zeigt eine aktuelle Studie. Doch es gibt Verbesserungsbedarf. Noch fehlen die Einbindung des Kerngeschäfts und verbindliche Standards.
Wie nachhaltig arbeiten die 15 größten Schweizer Retail-Banken mit dem Geld ihrer Kunden? Sind neben Renditen, Liquidität und Sicherheit auch ökologische Faktoren ein Thema? Mit diesen Fragen beschäftigten sich der WWF und die Unternehmensberatung PwC in einer gemeinsamen Untersuchung.
Vor vier Jahren gab es diese Studie schon einmal, der Vergleich zeigt: Die Banken hätten Fortschritte gemacht. Im Kerngeschäft verankert ist die Umsetzung der Klimaziele jedoch noch nicht. Der Beitrag der Banken zur Nachhaltigkeit müsse konsequenter ausfallen.
Untersuchte Banken zeigen sich aktiv
Die Studie ergab, dass sich alle untersuchten Banken in unterschiedlicher Art und Weise für Klima, Umwelt und Soziales einsetzen. Ökologische Ideen hätten die Banken in der strategischen Ausrichtung vermehrt verankert. Auch das Angebot nachhaltiger Produkte und Services vergrößerten sie.
Nur wenige von ihnen brächten aber ihr Kerngeschäft mit den Klimazielen von Paris in Einklang. Konkrete Ziele und Maßnahmen etwa im Anlage- und Finanzierungsgeschäft seien selten. Biodiversitätsaspekte berücksichtigen die Manager fast gar nicht.
Somit ergebe sich folgende Einteilung der untersuchten Institute:
- Visionäre: keine
- Vorreiter: keine
- Verfolger: Basler Kantonalbank, Basellandschaftliche Kantonalbank, Berner Kantonalbank AG, Credit Suisse (Schweiz) AG, Raiffeisen-Gruppe, UBS Switzerland AG, Zürcher Kantonalbank
- Mittelfeld: Banque Cantonale Vaudoise, Graubündner Kantonalbank, Migros Bank AG, Post Finance AG, St. Galler Kantonalbank AG, Valiant Bank AG
- Nachzügler: Aargauische Kantonalbank, Luzerner Kantonalbank AG
Nachhaltigkeit beim Sparen und Anlegen
Wie ökologische Faktoren innerhalb der Anlageprodukte berücksichtigt werden, ist unterschiedlich. Produkte wie Sparkonten werden in der Studie nur von zwei Banken als potenzielle Hebel für die Förderung nachhaltiger Entwicklungen erkannt. Das Kundenangebot nachhaltiger Lösungen zeige sich spärlich.
Dafür bieten die Banken vermehrt Anlage- und Vorsorgeprodukte mit nachhaltigen Optionen an. Laut Studienautoren würden aber noch verbindliche Mindeststandards auf dem Finanzmarkt bei der Kennzeichnung nachhaltiger Produkte fehlen. Dies erschwere die Transparenz und Vergleichbarkeit der Produkte für Kunden, um eine fundierte Anlageentscheidung zu treffen.
Nur einzelne Banken wie die Basler Kantonalbank, die Basellandschaftliche Kantonalbank, die UBS Switzerland AG oder die Zürcher Kantonalbank schaffen eine gewisse Transparenz.
Nachhaltigkeit bei Krediten und Finanzierungen
Über Kredite haben Banken eine direkte Verbindung zur Realwirtschaft. In diesem Bereich wird noch zu wenig unternommen, wie die Untersuchung zeigt: 13 von 15 Banken bieten Öko-Hypotheken mit Vorzugskonditionen für ökologisches Bauen und Wohnen an.
Kreditlösungen aber, die nachhaltige Projekte oder deren Finanzierung fördern, bleiben vorerst eine Seltenheit: So gebe es nur wenige Kredite, deren Konditionen an Nachhaltigkeitsindikatoren und damit auch an das Nachhaltigkeitsrisikoprofil der Kreditnehmer geknüpft seien.
Die Mehrheit der Banken habe eine dort eine Lücke und berücksichtige nachhaltigkeitsbezogene Risiken noch nicht vollumfassend und meist nur qualitativ in ihrem Risikomanagement.
Nachhaltige Finanzprodukte wirken bisher kaum
Die angebotenen Finanzprodukte hätten zudem noch eine geringe Wirkung: Zwar bessere sich dies bei Anlage- und Vorsorgeprodukte. Allerdings sei der Umfang der Emissionsmessung noch ungenügend. Er beschränke sich auf einzelne Produkte und würde nicht für das gesamte Portfolio berechnet. Bei den Unternehmenskrediten und Hypotheken sei die Informationslücke noch größer.
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