Private Equity erhält aktuell so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor, gilt aber als Anlageklasse institutioneller Investoren. Doch es gibt Gründe, warum Banken eine Neubewertung von Anlagelösungen auch für das Retailgeschäft vornehmen sollten.
Der Gewinn pro Kunde im Privatkundengeschäft europäischer Banken ist in 2020 um acht Prozent gesunken. Das zeigt der Retail Banking Monitor von Strategy&, der Strategieberatung von PWC. Nur einzelne Banken konnten der Negativentwicklung entgehen, indem sie höhere Gebühren für Basisprodukte eingeführt haben.
Lukrativer könnte ein Perspektivwechsel sein: Statt kostenlose Leistungen zu streichen und sich somit vom Kunden zu entfernen, könnten Banken ihre Klientel mit neuen Lösungen für das anhaltende Niedrigzinsumfeld langfristig an sich binden. Denn neue Wettbewerber schielen längst auf die Gelder zunehmend wechselwilligerer Bankkunden.
Bankenvorteil erlaubt gute, alternative Anlagelösungen
ETF-Vermögensverwalter, Robo-Advisor und Neobroker werden zwar langsam, aber dennoch kontinuierlich wachsend zur Konkurrenz. Sie bieten mit günstigen Gebühren typischerweise niedrigschwellige Angebote im Self-Service an, mit denen Kleinanleger Negativ- und Niedrigzinsen umgehen können sollen. Ebenso wie der Wettbewerb, nimmt auch die Bereitschaft der Kunden zu, sich mutmaßlich risikoreicheren, aber renditestärkeren Anlageformen zu öffnen und diese selbstständig abzuschließen.
Mit ihren langjährigen Kundenbeziehungen und der personellen Infrastruktur haben die klassischen Retailbanken aber noch immer einen Vorteil gegenüber der neuen Konkurrenz: Sie können ihren Kundinnen und Kunden gemäß dem Best-in-Class-Ansatz alternative Anlagelösungen empfehlen, auf diese Weise ihr Alleinstellungsmerkmal gegenüber Execution-only-Produkten verdeutlichen und durch den Mehrwert der persönlichen Beratung ihr Gebührenmodel rechtfertigen. Die anhaltende Niedrigzinsepoche ist daher ohne Frage eine Herausforderung, ebenso aber eine Chance. Denn insbesondere alternative Anlageformen wie Private Equity versprechen Kunden wie Banken langfristig gute Erträge.
Private Equity – Anlageklasse der Profis für Privatanleger?
In den Fokus dieser Alternativen ist spätestens seit der Covid-19-Pandemie Private Equity gerückt. Bei der Anlageklasse beteiligen sich Private-Equity-Fonds typischerweise über einen Zeitraum von 4-5 Jahren pro aufgelegtem Fonds an 10 bis 15 Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, und unterstützen deren zukünftiges Wachstum mit finanziellen, operativen und strategischen Maßnahmen. Dafür erwerben diese Fonds in der Regel Mehrheitsbeteiligungen. Damit sind die Fondsmanager in der Lage durch aktive Involvierung operativen und strategischen Mehrwert zu schaffen, schnell auf ein sich änderndes Umfeld zu reagieren und das Geschäftsmodell auf eine erfolgreiche Zukunft auszurichten. Nach einigen Jahren der Wertsteigerung kommt es zum Verkauf der Unternehmen. Der erzielte Erlös fließt dann an die Investoren zurück.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass dieser Prozess im Schnitt eine deutlich höhere Rendite als etwa am Aktienmarkt bietet. Nur ein Grund, warum institutionelle Investoren, wie Stiftungen, Versicherungen oder Pensionskassen, teils seit Jahrzehnten in Private Equity investieren. Die langfristig erfolgreiche Stiftung der Elite-Universität Yale etwa strebt einen Private-Equity-Anteil von über 40 Prozent im Portfolio an und überzeugte bislang mit durchschnittlich zweistelligen Renditen pro Jahr. Ein weiterer Grund ist das vorteilhafte Risiko-Rendite-Profil. Die vergleichsweise niedrige Korrelation mit den traditionellen Kapitalmärkten und die geringere Volatilität verbessert die Diversifikationseigenschaften des Gesamtportfolios. So zeigten sich Private-Equity-Anlagen etwa auch zu Beginn der Covid-19-Pandemie stabil, als die Börsen bis zu 40 Prozent Verlust innerhalb kürzester Zeit verzeichneten.
Wachstumsschub für Private Equity
Seit Beginn der Niedrigzinsphase hat die Anlageklasse einen zusätzlichen, enormen Schub erfahren. So waren die verwalteten Mittel von 2,6 Billionen US-Dollar in 2015 zuletzt auf 4,4 Billionen US-Dollar im Jahr 2020 angestiegen. Klar dominiert wird die Anlageklasse von institutionellen Investoren.
Und das hat seine Gründe: Die Anlageklasse kommt mit hohen Einstiegsbarrieren daher. So akzeptieren die besten Private-Equity-Fonds grundsätzlich nur professionelle Anleger, die Millionenbeträge investieren können. Dazu ist auch Private Equity nicht von einer notwendigen Diversifikation ausgenommen. Einzelne Unternehmen könnten sich anders entwickeln als gewünscht. Daher empfiehlt es sich ein Portfolio verschiedener Private-Equity-Fonds aufzubauen – aufgrund der hohen Mindestanlagesummen ein unmögliches Unterfangen für den normalen Privatanleger.
Zugang für normale Retailkunden mit Publikums-AIFs
Was institutionelle Investoren erfolgreich nutzen, bleibt Retailanlegern mit kleineren Beträgen jedoch heute nicht weiter vorenthalten. Sie erlangen den Zugang zur attraktiven Anlageklasse über Publikums-AIF (AIF kurz für: Alternative Investmentfonds). Diese sind in der Regel nach dem Dachfondsprinzip aufgebaut. Dabei wird das Kapital der vielen Privatanleger gebündelt und in eine Vielzahl von Private-Equity-Dachfonds investiert. So beteiligen sich die Kunden häufig an weit über einhundert Unternehmen verschiedener Länder und Branchen. Die Risiken werden durch diese breite Streuung deutlich minimiert. Mit solch einem Dachfondskonzept ist die Anlage in Private Equity daher auch für Privatkunden geeignet und bietet in dieser Form Netto-Renditen zwischen fünf und neun Prozent pro Jahr.
Mit über 140.000 Anlageverträgen bei deutlich über 30 Dachfonds ist die RWB PrivateCapital Emissionshaus AG, eine Tochter der Munich Private Equity AG, einer der erfahrensten Anbieter von Private-Equity-Anlagelösungen im Privatkundensegment. Anlegerinnen und Anleger können bei dem Anbieter aus der Nähe von München bereits ab 5.000 Euro Einmalanlage oder 50 Euro im monatlichen Ratensparplan investieren. Gegenüber Retailbanken agiert die RWB dabei über die Funktion als Produktpartner hinaus als Full-Service-Dienstleister. Dazu gehören deutschsprachige Dokumentation und Unterlagen, pragmatischer Kundenberatersupport und eine volldigitale Zeichnungsstrecke, mit der Kundenberater einen transparenten und rechtskonformen Beratungsprozess komplett abbilden können. Dabei verhindern etwa intelligente Plausibilitäts- und Vollständigkeitsprüfungen aufwendige Nachbearbeitungen.
Private Equity als Differenzierungschance
Banken, die ihren Retail- und Private Banking Kunden ein solches Produkt ermöglichen, differenzieren sich im positiven Sinne vom Gesamteindruck der Branche, die in den vergangenen Monaten vor allem mit Gebührenerhebungen für Aufmerksamkeit gesorgt hat. Sie bieten ihren Kunden aber in erster Linie eine echte Lösung in der anhaltenden Niedrigzinsphase – mit attraktiver Renditeerwartung und breiter Risikostreuung. Vor allem aber bewegen sich Bankberaterinnen und -berater immer in ruhigem Fahrwasser. Dafür sorgt die schwankungsarme Entwicklung und Stabilität der Anlageklasse Private Equity, die sie in bisherigen Krisen – zuletzt in der Pandemie bewiesen hat.