Digital Banking zielt im Kern auf sinnstiftende Interaktion

Wie zukunftsfähig ist das genossenschaftliche Geschäftsmodell?

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Volks- und Raiffeisenbanken sind prädestiniert dazu, Menschen durch digitalen Mehrwert näher zueinander zu bringen und mit anderen Institutionen in ihrer Region zu vernetzen – ein richtungsweisender Gedanke für die Transformation des bisherigen Geschäftsmodells.

Vernetzte Geschäftsmodelle sind die Zukunft im Banking

Vernetzte Geschäftsmodelle sind die Zukunft im Banking.

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Dass sich das klassische Geschäftsmodell von Banken lieber früher als später ändern muss, steht heute außer Frage. Denn einerseits stößt die Near- und Non-Banking-Konkurrenz mit immer neuen App-Angeboten in das angestammte Hoheitsgebiet der Kreditwirtschaft vor. Andererseits sind etablierte Geldhäuser auf neuartige Wertschöpfungsoptionen angewiesen, um sich trotz anhaltender Niedrigzinsphase alternative Ertragsquellen zu erschließen.

Hinzu kommen fundamental veränderte Erwartungen der Kundschaft, die laut aktuellen Studien ein zunehmend hybrides Nutzungsverhalten zeigt. Nicht nur junge Menschen favorisieren je nach Situation ganz unterschiedliche Kontaktkanäle: mal Onlineportal oder App, mal Telefon oder Chat – wobei die Nutzungsfrequenz in der Filiale eindeutig zurückgeht. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend verstärkt und die Bereitschaft etwa für virtuelle Video- statt physische Filialberatungen erhöht.

Megatrend Regionalität: Riesenchance für Genossenschaftsbanken

Der Zeitgeist birgt für VR-Banken aber auch die Option, ihre regionale Verwurzelung in der digitalen Welt als Differenzierungsmerkmal neu auszuspielen. Denn als Gegenbewegung zur Globalisierung sehnen sich viele Menschen wieder nach lokalen Bezügen. Sie kaufen vermehrt regionale Produkte ein und haben beispielsweise in den Lockdown-Phasen bewusst ortsansässige Restaurants und Geschäfte unterstützt. Mit diesem Re-Lokalisierungstrend geht ein wachsendes gesellschaftliches Nachhaltigkeitsbewusstsein einher. Immer breiter wird das Streben nach einem Lebensstil, der natürliche Ressourcen schont und das Klima nicht belastet.

Die Strategieagenda des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR) trägt diesen Veränderungen im kollektiven Bewusstsein unter anderem durch ihre Orientierung auf digitale Ökosysteme regionaler Prägung Rechnung. Gut so, denn 84 Prozent der genossenschaftlichen Kundschaft wünscht sich von ihrer Hausbank mehr Engagement für das regionale Wirtschaftsleben. Fast 40 Prozent sehen VR-Banken zudem als regionale Netzwerker. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting.

Digitale Ökosysteme: Wie Mehrwert durch Vernetzung entsteht

Die Weichen dafür hat die genossenschaftliche Finanzgruppe mit ihrem klaren Bekenntnis zum Omnikanal schon vor mehreren Jahren gestellt. Nur durch eine nahtlose Verzahnung sämtlicher Kontaktkanäle können VR-Banken ein konsistentes, unverwechselbares Nutzungserlebnis garantieren. Zugleich wird die universelle Omnikanal-Kundenschnittstelle zur zentralen Drehscheibe, um das eigene Portfolio durch ausgewählte Angebote anderer Marktteilnehmer zu bereichern. Dank Vernetzung im Ökosystem entsteht ein gänzlich neuer Mehrwert, den in dieser Form keiner der beteiligten Partner allein jemals generieren könnte.

Wie das schon heute in der Praxis aussieht, zeigt sich unter anderem in Trier: Dort haben die Stadtwerke in Kooperation mit einem lokalen E-Commerce-Unternehmen eine App entwickelt, mit der die Menschen in der Stadt zum Beispiel Brötchen bestellen, Parkplätze suchen oder einen Stromvertrag abschließen können. Der kommunale Versorger hat erkannt, dass es heute nicht mehr ausreicht, isolierte Bedürfnisse durch eindimensionale Produkte zu stillen. Stattdessen schafft er mit einer sinnvollen Kombination vernetzter Ökosystemangebote einen Mehrwert, der Begeisterung bei der Kundschaft auslöst und sie nachhaltig an das eigene Unternehmen bindet.

Individuelle Bedürfnisse erkennen – digitale Nähe schaffen

Auch in der Finanzwirtschaft gewinnt der Ökosystemgedanke weltweit an Boden: Etwa in Singapur, wo die DBS Bank, das größte Kreditinstitut in Südostasien, allein im Jahr 2019 insgesamt zehn strategische Plattformpartnerschaften abschloss – unter anderem mit einer Fastfood-Kette sowie mit verschiedenen Ticketportalen und Online-Reisebüros. Für VR-Banken interessant ist das DBS-Beispiel, weil es zeigt, wie ein Geldinstitut ausgewählten Partnern einen Zugang zur eigenen Kundschaft ermöglicht und dadurch die Customer Journey mit einem spürbaren Mehrwert anreichert. Menschen und Unternehmen digital näher zueinander zu bringen, stiftet Sinn: „We are creating meaningful conversations“ bringt ein anderer Plattformpionier – die Commonwealth Bank of Australia – diesen Gedanken in prägnanter Form auf den Punkt.

Wirklich sinnvoll jedoch werden digitale Interaktionen erst dann, wenn sie individuell auf einen bestimmten Menschen zugeschnitten und somit personalisiert sind. Für VR-Banken ergibt sich daraus, dass sie das immense Potenzial ihrer jahrelang akkumulierten Kundendaten als Rohstoff für innovative KI-Anwendung nutzen können. Nur so nämlich gelingt es, in jedem Moment ein tatsächlich bedarfsgerechtes, also sinnvolles Angebot zu unterbreiten. Überdies steigert KI signifikant die Effizienz in der Kundenkommunikation, fördert die Automatisierung etwa bei der Dokumentenprüfung und beschleunigt zudem Kreditvergabeprozesse. Viele gute Gründe also, warum Atruvia als Digitalisierungspartner der Genossenschaftsbanken in den nächsten Jahren massiv in KI-Technologien investieren wird.

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Über den Autor

Ulrich Coenen

Ulrich Coenen ist Vorstandssprecher der Atruvia und verantwortet das Ressort „Portfolio-und Verbundstrategie, Vertriebsbank und digitale Lösungen“. Der gelernte Diplom-Ökonom und Digital-Experte verantwortete zuvor unter anderem als Mitglied der Geschäftsleitung von E-Plus, als unabhängiger Strategie-und Technologieberater und zuletzt als Bereichsvorstand der Commerzbank erfolgreich zahlreiche Projekte zur digitalen Transformation.

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