Der Wandel der Wirtschaft hin zur Nachhaltigkeit wird die Welt verändern. Einige Länder sind darauf besser vorbereitet als andere. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Veränderungen uns ereilen werden und wie Deutschland durch die Klimawende kommen kann.
Der Mensch möchte im Einklang mit der Natur wirtschaften. Das hat Konsequenzen auf die Volkswirtschaften der Welt. Staaten und Regionen werden sich verändern – allerdings in sehr unterschiedlicher Ausprägung. Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Die Ausgangsposition für Deutschland etwa sei im internationalen Vergleich besser als jene anderer Länder.
Der Umfang des wirtschaftlichen Wandels ist erheblich Laut Studie sind bis 2050 weltweit mit Investitionsausgaben für Sachanlagen von rund 275 Billionen US-Dollar zu rechnen. Das entspräche etwa 9,2 Billionen US-Dollar pro Jahr. Die gute Nachricht sei, wie die Studienautoren schreiben, dass nur 3,5 Billionen US-Dollar davon „echte Zusatzinvestitionen“ seien. Bei den übrigen 5,7 Billionen US-Dollar handele es sich um Ersatzinvestitionen – zum Beispiel, wenn emissionsintensive Aktivität zurückgefahren und emissionsarme Aktivität ausgeweitet würde.
Die Umschichtung des Arbeitsmarktes
Auch am Arbeitsmarkt sei eine Umschichtung zu erwarten. Bis 2050 sollen etwa 200 Millionen direkte und indirekte Arbeitsplätze entstehen. Auf der anderen Seite könnten 185 Millionen Arbeitsplätze durch den Netto-Null-Umstieg verloren gehen. Unter dem Strich würden damit weltweit also mehr Arbeitsplätze entstehen, als verloren gehen.
Deutschland startet vorteilhaft – Entwicklungsländer stehen vor Problemen
Die Klimawende wird sich radikal auswirken, weltweit. Doch die Studie zeigt: Im internationalen Vergleich sind Europa und insbesondere Deutschland besser aufgestellt als andere Kontinente und Staaten. Deutschland zähle zu den wohlhabenden Staaten, die vor allem Sachgüter exportieren und eine starke Dienstleistungsbranche hätten.
Auch in puncto Energieeffizienz, Qualität und Resilienz habe Deutschland eine gute Ausgangsposition. Zudem sei man durch die Lage in Mitteleuropa weniger stark von Wetter- und Klimaextremen wie Wassermangel, Überflutungen oder Wirbelstürmen betroffen als andere Regionen.
Am schwierigsten werde der Übergang für Entwicklungsländer werden – sowie für Staaten, die landwirtschaftlich orientiert sind oder vor allem fossile Rohstoffe exportieren. Dazu zählen bevölkerungsreiche Länder wie Indien, Indonesien, Bangladesch und China, aber auch Russland oder die Länder des mittleren Ostens – Katar, Saudi-Arabien oder die Vereinigten Arabischen Emirate.
Die kommende Dekade entscheidet über den Ausgang
Die nächsten zehn Jahre seien für den Umbruch entscheidend – denn die wichtigsten Investitionen in die Wende der Wirtschaft stünden während dieser Zeit an. Die Ausgaben für nachhaltige Sachanlagen würden von den heutigen 6,8 Prozent des globalen Bruttoinlandproduktes auf bis zu 8,8 Prozent zwischen 2026 und 2030 steigen. Von diesem Höchststand würden sie schließlich fallen, wie es in der Studie heißt.
Steigen die Kosten, fallen sie?
Vieles könnte mit der Klimawende erst einmal teurer werden. Kurzfristig werde der Strompreis wohl stark steigen. Auch Investitionskosten ließen sich nicht vermeiden, etwa für neue Heizungen oder Elektroautos.
Längerfristig sei jedoch mit sinkenden Kosten zu rechnen, wie die Studienautoren schreiben. Die Energiekosten könnten unter das heutige Niveau fallen, weil die Betriebskosten der erneuerbaren Energien niedriger seien. Vorausgesetzt ist dabei, dass die Stromerzeuger flexible, zuverlässige und kostengünstige Netze anlegen.
Diese Sektoren könnten sich stark verändern
Vor allem Sektoren mit emissionsintensiven Produkten oder Tätigkeiten würden von der Klimawende betroffen sein. Diese machen derzeit etwa 20 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsproduktes aus. Weitere 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes würden auf Sektoren entfallen, deren Lieferketten hohe Emissionen aufweisen – etwa das Baugewerbe.
Die Klimawende bietet die Chance, zu wachsen
Die Studienautoren sind der Meinung, dass der geordnete Übergang zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft den Volkswirtschaften nicht nur Nachteile biete, sondern auch Vorteile. Dazu würden ein Rückgang der Energiekosten und bessere gesundheitliche Rahmenbedingungen gehören. Auch effizientere Betriebsabläufe und neue Märkte könnten entstehen.
Ein „Weiter so“ sei jedenfalls keine ernsthafte Option, wie es heißt: Die Kosten und Verwerfungen, die entstünden, wenn der Übergang zur Netto-Null-Emission nicht vollzogen werde, wären wahrscheinlich weitaus größer.
Drei Empfehlungen an Wirtschaft und Politik
Die Studienautoren erteilen abschließend noch Ratschläge: Regierung und Wirtschaft sollten enger kooperieren, „Planungs- und Investitionshorizonte“ verlängert werden. Zudem seien folgende Sofortmaßnahmen zu ergreifen:
- Entwicklung von Dekarbonisierungsplänen von Unternehmen für Scope-1- und Scope-2-Emissionen. Möglicherweise Ausdehnung auf Emissionen des Bereichs 3 – je nach Art ihrer Tätigkeit
- Einnahme einer zentralen Rolle durch Finanzinstitute bei der Kapitalumschichtung
- Schaffen von Anreizen, Unterstützung gefährdeter Unternehmen, Einführung von Standards und Nachverfolgung durch Regierungen oder multilaterale Institutionen
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