Im vergangenen Jahr befanden sich die empirischen Ausfallraten deutscher Betriebe auf einem historischen Tiefstand. Doch die Aussichten für die kommenden Monate sehen schlecht aus – die Ausfallraten könnten schon bald wieder steigen. Das zeigt eine aktuelle Studie.
Die Analyse der empirischen Ausfallraten und der entsprechenden Ausfallwahrscheinlichkeiten ist eine wichtige Basis für die risikoadäquate Gestaltung des Kreditmanagements. Die Creditreform Rating AG beleuchtet die Risikosituation deutscher Unternehmen anhand der empirischen Ausfallraten. Datengrundlage ist dabei eine Wirtschaftsdatenbank, die rund drei Millionen wirtschaftsaktive Unternehmen mit Sitz in Deutschland umfasst. Das entspricht einer Vollerhebung des deutschen Unternehmenssektors.
Die empirische Ausfallrate deutscher Unternehmen erreichte demnach 2021 einen historischen Tiefstand von 1,08 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte die Rate noch 1,14 Prozent betragen. Durch die aktuelle Gemengelage aus geopolitischen, wirtschaftlichen und pandemiebedingten Faktoren hat jedoch die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ausfallrate deutscher Unternehmen spürbar zugenommen.
Dabei waren – wie schon in den Jahren zuvor – kleinere Betriebe 2021 ausfallgefährdeter als größere Unternehmen. Bei mittelgroßen und großen Firmen gingen die Ausfallraten am stärksten zurück. Zudem offenbarte sich ein bundesdeutsches Ost-West-Gefälle: Die ostdeutschen Bundesländer verzeichneten eine geringere empirische Ausfallrate als die westdeutschen. Berlin (1,85 Prozent) hatte die höchste Ausfallrate, Thüringen (0,72 Prozent) wies die niedrigste auf.
Diese Branchen hielten den Betrieb aufrecht
Blicken wir auf den Vergleich zwischen Wirtschaftszweigen, erfahren wir, dass der Verkehrs- und Logistiksektor 2021 mit 2,19 Prozent die höchste Ausfallrate zeigte. Im Baugewerbe (1,44 Prozent) und in der Chemiebranche (1,05 Prozent) stieg die Ausfallrate um 0,08 Prozent an. Die restlichen Branchen erreichten anhaltend rückläufige Quoten – insbesondere konsumnahe Dienstleister (1,13 Prozent) dürften von gelockerten Corona-Auflagen sowie von staatlichen Stützungsmaßnahmen profitiert haben, wie die Autoren der Studie kommentieren.
Startups fallen seltener aus
Staatshilfen dürften auch dazu geführt haben, dass die Ausfallrate unter neugegründeten Betrieben 2019 noch bei 2,26 Prozent, 2021 aber nur noch bei 1,66 Prozent lag. Dennoch sei es für Startups in den vergangenen zwei Jahren schwierig gewesen, adäquate Anschlussfinanzierungen zu organisieren, wie es in der Untersuchung heißt – vor allem dann, wenn das Startkapital bereits unmittelbar nach der Gründung aufgebraucht war.
Wie geht es weiter im Risikomanagement?
Für die kommenden Monate und Jahre erwarten die Experten, dass der Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von russischen Energie-Importen, die gestörten Lieferketten und die Einschränkung der Binnenschifffahrt aufgrund des Hitzesommers in Deutschland die Wirtschaft bremsen werde. Demnach dürfte es in Branchen wie der Automobilindustrie, der chemischen Industrie und der Metallindustrie zu Produktionseinbußen kommen.
Man gehe dennoch davon aus, die staatlichen Stützungsmaßnahmen ihre stabilisierende Wirkung nicht verfehlen und einen weitreichenden Anstieg der Insolvenzen verhindern werde. Auch, weil die Bundesregierung ein drittes Entlastungspaket in Arbeit hat.
In Anbetracht der beschriebenen Risiken und Unsicherheiten, aber auch der potenziell stabilisierenden Entwicklungen, ergeben die Schätzungen für die 1-jährige Ausfallrate zur Jahresmitte 2023 einen Anstieg auf 1,45 Prozent.
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