Nur 40 Prozent der Deutschen vertrauen Finanzinstituten

Ängste treiben die Skepsis

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Finanzinstitute sind auf das Vertrauen ihrer Kunden angewiesen. Eine aktuelle Studie zeigt jedoch, dass ihnen nur 40 Prozent der Deutschen vertrauen. Banken konnten zwar Vertrauen zurückgewinnen, liegen aber im internationalen Vergleich immer noch hinten.

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Vertrauen und Reputation sind für Finanzinstitute entscheidende kritische Erfolgsfaktoren. Seit der Finanzkrise ist es darum schlecht bestellt. Entwicklungen wie der Zusammenbruch der Krypto-Plattform FTX oder die Beinahe-Pleite der Credit Suisse lassen den Finanzsektor weiterhin in der öffentlichen Diskussion stehen.

Dennoch sind in der Branche bislang weder Konzepte noch Handlungen erkennbar, das verloren gegangene Vertrauen wieder neu zu beleben.

Der Finanzbranche fehlt es an Vertrauen

Eine aktuelle Studie von Edelman bestätigt erneut, dass es um das Vertrauen in die Finanzbranche nicht gut bestellt ist. Von insgesamt 17 ausgewählten Branchen schenken die Menschen weltweit Unternehmen aus dem Finanzsektor das zweitgeringste Vertrauen – lediglich den Unternehmen aus dem Social-Media-Sektor wird noch weniger Vertrauen entgegengebracht.

In Deutschland ist dieses fehlende Vertrauen besonders ausgeprägt. Nur 40 Prozent der Deutschen geben an, Unternehmen aus dem Financial-Service-Sektor zu vertrauen – ein deutliches Misstrauensvotum, das sogar unter dem globalen Durchschnitt von 59 Prozent liegt.

Banken liegen beim Vertrauen vorne

Bei näherer Betrachtung einzelner Sektoren der Branche zeigt sich in Deutschland ein tiefes Misstrauen gegenüber Krypto-Währungen und digitalen Assets – lediglich 18 Prozent der befragten Deutschen vertrauen diesem Bereich. Ebenso befinden sich die Bereiche Investment Management (34 Prozent), Finanzberatung (33 Prozent) und FinTech-Unternehmen (31 Prozent) im Misstrauensbereich.

Deutsche Verbraucher haben wenig Vertrauen in Finanzakteure

Im internationalen Vergleich haben Deutsche weniger Vertrauen in die einzelnen Sektoren der Finanzbranche.

Unternehmen der Sektoren Sachversicherer (53 Prozent), Personenversicherer (51 Prozent) und Banken (54 Prozent) schaffen es in den neutralen Bereich zwischen 50 und 59 Prozentpunkten.

Bemerkenswert ist die erstaunliche Entwicklung der Banken in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr: Ihr Trust Score stieg um 16 Prozentpunkte an – somit hat der Bankensektor von 2022 auf 2023 in Deutschland deutlich an Vertrauen gewonnen.

Diese Entwicklung unterscheidet sich deutlich von den restlichen Ländern, die global befragt wurden, denn dort konnten Banken im Durchschnitt nur um zwei Prozentpunkte zulegen. Mit 63 Prozent vertrauen die global Befragten dem Bankensektor jedoch immer noch mehr als die Befragten hierzulande.

Ängste treiben die Skepsis gegenüber dem Finanzsektor

Die Skepsis gegenüber dem Finanzsektor ist inmitten gesellschaftlicher und existenzieller Ängste verwurzelt: Aktuell fürchten sich die global Befragten sowohl im persönlichen Bereich (89 Prozent vor einem Jobverlust) als auch im gesellschaftlichen Bereich (76 Prozent vor dem Klimawandel, 72 Prozent vor einem Atomkrieg). Ebenfalls weit verbreitet ist die Angst vor Inflation, die global bei 74 Prozent liegt. Hier sind die Deutschen etwas optimistischer mit 69 Prozent.

Hingegen zeigt sich bei der allgemeinen ökonomischen Zuversicht ein anderes Bild: Nur noch 40 Prozent der global Befragten stimmen der Aussage „In fünf Jahren geht es meiner Familie und mir besser“ zu (im Vorjahr waren es 50 Prozent) – in Deutschland sind es lediglich 15 Prozent. In puncto Pessimismus teilen Deutsche diese Einschätzung nur mit Japanern und Franzosen.

Wege zu mehr Vertrauen

Auf die Frage „Dienen die Finanzdienstleistungsunternehmen den Interessen aller gleichermaßen und gerecht?“ haben nur 27 Prozent der Deutschen mit Ja geantwortet. Lediglich 32 Prozent stimmten der Frage zu: „Haben sie eine Vision für die Zukunft, an die ich glaube?“

Im aktuellen Klima des Misstrauens stellt sich für Unternehmen der Finanzbranche die Frage, wie sie Vertrauen aufbauen können. Im Fokus stehen hier Transparenz und Aufklärung, wobei die eigene Belegschaft eine entscheidende Rolle spielt. Unter den untersuchten 17 Branchen ist das Vertrauen der Mitarbeiter in ihren eigenen Arbeitgeber innerhalb des Finanzsektors mit 83 Prozent am höchsten. Daher bietet es sich an, die eigenen Angestellten glaubhaft in die Kommunikation einzubinden.

Aufbau und Stärkung von Vertrauen sind heute vor allem eine Frage der Transparenz, Ehrlichkeit und Vorbereitung. In einer sozial und global vernetzten Welt ist es unerlässlich, mit einer gut durchdachten Strategie und Positionierung zu agieren, um in angemessener Geschwindigkeit zu reagieren.

In der aktuellen Situation besteht ein hohes Branchenrisiko: Die Probleme einzelner Finanzunternehmen wirken sich negativ auf den gesamten Sektor aus. Um solche Krisen zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen, ist es essenziell, dass ein Finanzinstitut seine eigenen Unternehmenswerte klar kommuniziert und von der Öffentlichkeit verstanden wird.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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