Die Schlüsselrolle von Banken im wirtschaftlichen Wandel

Vom Finanz-Produktbündel zum grünen Ökosystem

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Unternehmen müssen langfristig erfolgreich sein und gleichzeitig den gesellschaftlichen Erwartungen, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit, gerecht werden. Banken müssen diesen Prozess aktiv mitgestalten und ihre Schnittstelle zu den Kunden überdenken.

Banken haben eine Schlüsselrolle bei der grünen Transformation

Banken haben eine Schlüsselrolle bei der grünen Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft.

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Geopolitische Krisen, unterbrochene Lieferketten, Fachkräftemangel, Energiekosten und Rezession: Die deutsche Wirtschaft steht vor mehr als nur einer Herausforderung. Zum einen gilt es, auf Krisen zu reagieren, gleichzeitig aber auch die digitale und nachhaltige Transformation weiter voranzutreiben. Aktuelle Krisen und langfristige Megatrends korrelieren, überlappen und verstärken sich dabei gegenseitig. Sämtliche Herausforderungen der vielzitierten „Welt im Wandel“ erfahren eine massive Beschleunigung.

Herkulesaufgabe Transformation gemeinsam meistern

Unternehmen und Geschäftsmodelle müssen Schritt halten und sich immer schneller an die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen anpassen. Die Parole „Weiter so wie bisher!“ ist keine Option. Vielmehr gilt es, die Ärmel hochzukrempeln und den Wandel aktiv zu gestalten.

Aus meiner Sicht spricht vieles dafür, dass der deutschen Wirtschaft die grüne Transformation gelingen wird. Natürlich ist das eine Herkulesaufgabe für alle Beteiligten – sowohl für Unternehmen, Gesellschaft, Politik und nicht zuletzt für uns Banken, denn wir finanzieren die Transformation in großen Teilen. Solche tiefgreifenden Veränderungen gehen mit einem entsprechenden Investitionsdruck einher.

Schlüsselrolle der Banken

Bei der Entwicklung zukunftsfähiger Geschäftsmodelle nehmen Banken eine Schlüsselrolle ein, vor allem dann, wenn es um die Finanzierung strategischer Veränderungen geht. Die entscheidende Frage: Kann die jeweilige Hausbank eines Unternehmens die wichtige Rolle als zuverlässiger, weitsichtiger und erfahrener Wegbegleiter im Transformationsprozess mit Leben füllen?

Dies gelingt nur dann, wenn sie die branchenspezifischen Trends und Probleme versteht und Kundinnen und Kunden nicht nur mit einem kompletten Finanzproduktbündel begleitet, sondern viel umfassender mit einem umfassenden grünen Ökosystem. Potentielle Partner wie Nachhaltigkeitsberater, oder Zertifizierer arbeiten mit der Hausbank Hand in Hand und bieten Kundinnen und Kunden ein Netzwerk rund um die unternehmerische Transformation.

Transformation im genuinen Kunden- und Bankeninteresse

Die Transformation ist eine der komplexesten Aufgaben, die es in der heutigen Zeit zu bewältigen gilt. Banken haben ein genuines Interesse, diesen Prozess aktiv und vor allem nachhaltig zu begleiten. Dafür gibt es neben der gesellschaftlichen Erwartungshaltung, dem eigenen Image und rechtlichen Vorgaben zahlreiche wirtschaftliche Gründe. So wächst seitens der Kundinnen und Kunden die Nachfrage nach speziell zugeschnittenen Finanzierungslösungen stetig. Das ermöglicht es den Banken, sich als strategische Partner zu etablieren – vorausgesetzt sie bringen das entsprechende Know-how mit. Genau das ist gefragt, um Kundinnen und Kunden eine maßgeschneiderte, auf die individuellen Bedürfnisse angepasste Finanzierungslösung zu bieten. Davon profitieren am Ende nicht nur Kundinnen und Kunden, sondern auch die Bank, die sich mit ihrer Expertise gegenüber dem Wettbewerb positiv abhebt.

Trendsetter statt Nachzügler – bei Nachhaltigkeit und Bio-Diversität

Im Bereich der Nachhaltigkeit setzt die Gestaltung und Finanzierung des Wandels neue Standards: „Grüne“ Finanzierungen entwickeln sich mittelfristig zum neuen Normal, „braune“ Geschäftsmodelle hingegen werden aus gesellschaftlichen und regulatorischen Gründen verdrängt. Finanzierenden Banken drohen hier nicht nur Reputations-, sondern auch erhöhte Ausfallrisiken.

Die Finanzierung der Transformation eines Unternehmens sichert nicht nur dessen Unternehmenswerte und Bild in der Gesellschaft: Nachhaltigkeit betrachten knapp 70 Prozent des deutschen Mittelstands auch als Chance für eigenes Wachstum und stärkere Wettbewerbsfähigkeit (vgl. Studie der Unternehmerperspektiven).

Produkte und Beratung zum Thema Nachhaltigkeit

Genau dieser Wandel in eine nachhaltige Wirtschaft erfordert enorme Investitionen. Um Kundinnen und Kunden dabei zu unterstützen, bauen Banken ihr nachhaltiges Produktangebot stetig aus. Dazu gehören nicht nur nachhaltigkeitsbezogene Konsortialkredite und Schuldscheindarlehen sowie Sustainable Bonds, sondern auch bilaterale grüne Kredite. Immer mehr Bedeutung erlangen die Biodiversität sowie soziale Aspekte der Nachhaltigkeitsstrategie.

Hinzu kommen das gesamte Spektrum an allgemeiner Beratung zu Nachhaltigkeitsthemen und Unterstützung beim Berichtswesen. Die grüne Transformation kann nur bewältigt werden, wenn in Synergien gedacht und gearbeitet wird. Kooperationen zwischen Unternehmen sind der Schlüssel zum Erfolg, um notwendige Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Mit einem umfassenden Netzwerk an Beratungskooperationen entsteht so besagtes grünes Ökosystem an Nachhaltigkeitsexpertise, auf das Firmenkundinnen und -kunden jederzeit themenbezogen zugreifen können.

Transformation braucht interdisziplinäre Expertise und mittelständischen Pioniergeist

Ob Digitalisierung, erneuerbare Energien oder wegweisende Mobilitätskonzepte – jedes Transformationsprojekt bringt seine eigene Komplexität mit sich. Das erfordert nicht nur Sachverstand und Flexibilität, sondern auch Pioniergeist seitens der Unternehmen. Es kommt auf die Entschlossenheit an, Veränderungen frühzeitig anzugehen und – vor allem durch die Banken – zu unterstützen. Erfolge werden häufig erst am langen Ende spürbar, Preisvorteile im Kredit- und Kapitalmarkt ebenfalls.

Häufig bedingen neue Geschäftsmodelle auch neue Abrechnungswege. Beispielhaft sei hier aus dem Transformationsbereich Mobilitätswende die Einführung von Car-Sharing-Modellen oder die Nutzung von Elektroladeinfrastruktur für E-Autos genannt. Durch das „Pay per Use-Prinzip“ werden am Ende einer jeden Ladesitzung vom Betreiber die Kosten des Dienstes berechnet. Damit werden stark nutzungsbezogene und gleichsam variable Zahlungsströme generiert.

Erweiterte Rolle für Banken

Für die Bankenwelt bedeutet dies eine zunehmende Komplexität in der Prognose künftiger Cashflows sowie auch eine umfassendere Bewertung entsprechender Finanzierungsvorhaben. Die klassische Maschinenfinanzierung mit fest definierten Zeiträumen hat zwar nicht ausgedient, doch hebt sie sich in Bearbeitungszeit und im Komplexitätsgrad deutlich von der Beratung und Betreuung von Transformationsprojekten ab. Banken setzen daher zunehmend auf interdisziplinär zusammengesetzte Teams, in denen sowohl Firmenkundenbetreuer als auch Risiko- und Nachhaltigkeitsexperten zusammenarbeiten.

Dieser Expertise-Mix hilft dabei, die Vielzahl von Interessen, die durch die industrieübergreifende Vernetzung verschiedener Stakeholder wie Produzenten, Betreiber oder Nutzer entstehen, auszuloten und in Einklang zu bringen. So aufgestellt können Banken in die Rolle eines beratenden Partners wechseln – und bieten ihren Kundinnen und Kunden damit einen dauerhaften Mehrwert weit über die Rolle des reinen Finanzierers hinaus.

Über den Autor

Dr. Stefan Otto

Dr. Stefan Otto ist Bereichsvorstand der Mittelstandsbank NordWest der Commerzbank AG und Vorsitzender des Norddeutschen Bankenverbandes. Zuvor war er u.a. Regionalvorstand in Asien, bei Dresdner Kleinwort Wasserstein u.a. in New York tätig sowie für Baring Brothers tätig.

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