Bis zum Jahr 2031 werden in Deutschland rund 27 Prozent aller Beschäftigten 55 Jahre oder älter sein. Eine aktuelle Studie zeigt auf, wie Unternehmen das Potential dieser Mitarbeiter für sich nutzen können.
Bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird die weltweite Zahl der Beschäftigten im Alter von 55 Jahren und älter um etwa 150 Millionen Menschen zunehmen. Dieser Trend ist besonders in Ländern mit hohem Einkommen zu beobachten. In den G7-Staaten wird der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 55 Jahren auf etwa ein Viertel der Gesamtbeschäftigten steigen. Das entspricht einem Anstieg um rund 10 Prozentpunkte im Vergleich zu 2011.
Trotzdem bleibt das Potenzial älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen oft ungenutzt. Dies verdeutlicht eine Studie der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company, die auf regelmäßigen Befragungen von rund 40.000 Beschäftigten aller Altersgruppen in 19 Ländern basiert.
Verschiebung der Alterspyramide
Dieser globale Trend hat mehrere Ursachen. Einerseits steigt die Lebenserwartung, andererseits tritt aufgrund niedriger Geburtenraten weniger junge Bevölkerung in den Arbeitsmarkt ein. Zudem erhöht sich das durchschnittliche Eintrittsalter in das Berufsleben aufgrund eines höheren Bildungsniveaus. Aus diesen Gründen erwarten weltweit immer mehr Erwerbstätige, länger im Berufsleben stehen zu müssen.
Auch in Deutschland verzeichnet man seit Jahren einen Anstieg der Zahl älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bis 2031 werden etwa 27 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland der Generation 55plus angehören. Im Jahr 2001 gehörten nur 12 Prozent der Erwerbstätigen dieser Altersgruppe an, 2011 waren es bereits 18 Prozent und im Jahr 2021 stieg der Anteil auf etwa 25 Prozent. Angesichts dieses demografischen Wandels hat Deutschland bereits 2006 die „Rente mit 67″ eingeführt.
Potenzial der Generation 55plus nutzen
Topmanagement und HR-Verantwortliche müssen schnellstmöglich einen Kurswechsel vornehmen. – Dr. Imeyen Ebong, Bain
Unternehmen auf der ganzen Welt sehen sich nun der Herausforderung gegenüber, diesem Megatrend gerecht zu werden und ihn für ihren eigenen Nutzen zu erschließen. Bisher lag der Fokus darauf, Talente zu finden, zu binden und Maßnahmen gegen den Mangel an Fach- und Führungskräften in jüngeren Altersgruppen zu ergreifen.
Es ist daher erforderlich, dass Unternehmen verstärkt die ältere Belegschaft in den Mittelpunkt rücken und ihr Potenzial mehr wertschätzen. Bisher werden nur selten Programme angeboten, die ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die hauseigenen Personalentwicklungssysteme integrieren.
Die Art und Weise, wie Unternehmen sich gegenüber ihren Beschäftigten ab 55 positionieren und welche Angebote sie bereitstellen, wird in Zukunft entscheidend für ihre Wettbewerbsfähigkeit sein. Daher sind Unternehmen weltweit aufgefordert, sich nachhaltig mit ihrer älteren Belegschaft auseinanderzusetzen.
Drei Handlungsfelder zur Förderung der Generation 50plus
Die Autoren der Studie sehen drei Handlungsfelder zur Förderung der Generation 50plus:
- Verständnis für die Motivationslage entwickeln,
- Für gezielte Weiterbildung sorgen,
- Stärken erkennen und Freiraum schaffen.
Verständnis für die Motivationslage entwickeln
Die Prioritäten älterer Beschäftigter unterscheiden sich von denen anderer Altersgruppen. Langjährige Untersuchungen von Bain haben gezeigt, dass die Phase rund um das 60. Lebensjahr oft als entscheidender Wendepunkt betrachtet wird.
Während in jüngeren Jahren die Vergütung eine wichtige Rolle spielt, legen beispielsweise in Deutschland für die ab 62-Jährigen vor allem eine interessante Tätigkeit, Flexibilität und selbstständiges Arbeiten im Vordergrund.
Darüber hinaus zeigen ältere Mitarbeitende eine höhere Loyalität. Laut der Studie fühlen sich in Deutschland 77 Prozent der 55- bis 61-Jährigen und 88 Prozent der ab 62-Jährigen mit ihrem Unternehmen verbunden. Damit erzielen sie die höchsten Loyalitätswerte aller Altersgruppen.
Für gezielte Weiterbildung sorgen
Ältere Erwerbstätige benötigen oft spezielle Schulungen, um mit der modernen Arbeitswelt Schritt zu halten. In der aktuellen Bain-Studie geben weltweit rund 20 Prozent der Beschäftigten zwischen 55 und 64 Jahren an, bessere Tech-Kenntnisse erwerben zu müssen. Unternehmen sollten daher spezielle Trainingsprogramme entwickeln, die auf diese und andere Anforderungen zugeschnitten sind.
Stärken erkennen und Freiräume schaffen
Die Generation 55plus verfügt über ein hohes Maß an beruflicher und persönlicher Kompetenz. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass ihre älteren Beschäftigten mit geeigneten Aufgaben betraut sind und die Möglichkeit haben, Jüngere in ihrer beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung zu unterstützen. Wenn es gelingt, die über viele Jahre erworbenen Fähigkeiten effektiv zu nutzen, wirkt sich dies auch positiv auf die Arbeitsplatzkultur aus.
Unternehmen müssen handeln
Eine längere Lebensarbeitszeit wird unvermeidlich sein. Angesichts dieser Entwicklung ist es für Unternehmen entscheidend, schnell zu handeln und die Generation 55plus vollständig in den Arbeitsprozess zu integrieren. Die Kompetenz, das Know-how und die Erfahrung dieser Altersgruppe sollten dabei vollständig anerkannt werden.
Dies führe zu einer Win-win-Situation für alle Beteiligten. Die Unternehmen können ihre Geschäftserfolge aufrechterhalten, während die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich respektiert fühlen und dies mit erhöhter Loyalität und Engagement erwidern.
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