Zeitenwende auch im Wertpapiergeschäft?

Digitale Transformation schreitet voran

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Die Finanzbranche erlebt einen tiefgreifenden Wandel. Das veränderte Zinsumfeld, ein selbstbewusster Kunde und die Digitalisierung prägen die Transformation – die Ansprüche bei der Wertpapieranlage steigen. Was gilt es als Wertpapierdienstleister zu beachten?

Digitale Transformation im Wertpapiergeschäft der Banken

Die digitale Transformation erfasst das Wertpapiergeschäft.

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Das Ertragsgeschäft mit Wertpapieren ist aufgrund des Marktumfelds der letzten Jahre längst wieder in den Fokus von Finanz- und Wertpapierdienstleistern gerückt. Skalierung aufgrund moderner Technologien ermöglicht im Massengeschäft mit Privatkunden attraktive Profite.

Dass Retailbanking im Wertpapiergeschäft „in“ ist, zeigt auch die Beteiligung des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock an dem IT-Haus Avaloq und damit das Interesse an Privatkunden. Privatbanken und Vermögensverwalter senken Mindestanlagevolumen und umwerben ein breiteres Kundenklientel mit deren Wertpapierdienstleistungen. Initiativen zur finanziellen Bildung fördern die Aufmerksamkeit und Möglichkeiten im Vermögensaufbau und der Wertpapieranlage bei junger Generation und Kleinanleger. Der Anreiz zu einem attraktiveren Anbieter von Wertpapierdienstleistungen zu wechseln steigt!

„Empowered Customer“ im Wertpapiergeschäft

Dazu passend setzte sich die Management- und Technologieberatung BearingPoint mit dem Thema „Empowered Customer“ in der Studie „Effizientes Wertpapiergeschäft und digitales Kundenerlebnis“ auseinander. Mittels einer Kundenumfrage wurde u.a. das subjektive Empfinden und Verhalten deutscher Privatanleger abgefragt. Aus der Kundenumfrage resultiert die Erkenntnis, dass deutsche Privatanleger als „Empowered Customer“ ihre Investitionsentscheidungen überwiegend eigenständig treffen. Neben der unabhängigen Entscheidungsfindung ist dieser Kundengruppe eine hohe Transparenz hinsichtlich der Kostenstruktur und des Produktangebotes wichtig, sowie die Möglichkeit die eigene Anlagestrategie flexibel an die Bedürfnisse auszurichten. Um diesen Kundenanforderungen gerecht zu werden, muss der Wertpapierdienstleister eine attraktive und flexible Zugänglichkeit zum Wertpapierdepot sowie innovative Technologie zur Informationsgewinnung, Entscheidungsfindung und Auftragserteilung bereitstellen.

Gezielte Analyse und Kundenansprache

Das Bedürfnis nach Eigenständigkeit und zunehmende Bedeutung der „Empowered Customers“ deuten auf Veränderungen im Markt hin. Es wird ersichtlich, dass gerade durch die veränderten Kundenansprüche eine gezieltere und individuellere Beratung unabdinglich ist, da deutsche Privatanleger ihren Anlageberatern offensichtlich weniger Kompetenz über Investitionsstrategien zugestehen. Eine gezielte Analyse der individuellen Bedürfnisse kann jedoch genutzt werden, um Angebote auf diese Kundengruppe zuzuschneiden. Daher ist eine Re-Evaluierung der eigenen Kunden sowie der potenziellen Neukunden erforderlich. Wertpapierdienstleister klassifizieren die Kunden oftmals ausschließliche nach regulatorischen Vorgaben (MiFID II), andere Potenziale bleiben unberücksichtigt. Um sich am Markt zu behaupten, sind zusätzliche neue Ansätze zu überlegen und umzusetzen.

Neue Technologien mit Impact auf das Wertpapiergeschäft

Im digitalen Zeitalter sind neue Technologien entscheidend für die digitale Transformation von Finanzinstituten. Technologische Innovationen werden als Ausgangspunkt und Hauptwerkzeug betrachtet, um einen effizienten Vertrieb zu gewährleisten. Mit einigen dieser innovativen Technologien, darunter etwa die Blockchain-Technologie oder Smart Contracts, wird im Bankenumfeld bereits experimentiert. Vor dem Hintergrund des steigenden Interesses am Handel von Kryptowährungen werden diese Technologien weiter an Bedeutung gewinnen.

Wachsendes Interesse an Kryptowährungen

Im Jahr 2016 hatten lediglich fünf Prozent der 2052 befragten Teilnehmer unserer „Kryptowährungsstudie“ Kenntnis von Kryptowährungen. Diese Zahl stieg, in den von YouGov regelmäßig durchgeführten Umfragen, jedoch deutlich an und erreichte im Jahr 2023 einen Sprung auf 90 Prozent. Ein Viertel der Befragten hält die Ablösung von staatlichen Währungen durch Kryptowährungen für wahrscheinlich. Obwohl Bedenken in der Bevölkerung präsent sind, steigt die Nachfrage stetig an. Hauptgründe für die Skepsis sind die hohe Volatilität (46 Prozent), regulatorische Unsicherheit (39 Prozent) und Unsicherheiten in Bezug auf die Verwahrung (39 Prozent). Trotz dieser Bedenken wächst das Interesse in der Bevölkerung, weshalb es von perspektivischer Bedeutung ist, den Zugang zu diesen Finanzinstrumenten zu erleichtern. In diesem Kontext stellt die Blockchain-Technologie, besonders im Bereich des Wertpapierhandels, ein wichtiges Instrument dar, welches Sicherheit, Transparenz und Effizienz fördert. Dank der Echtzeitverfolgung von Transaktionen wird ein vertrauenswürdiger und effizienter Handel ermöglicht.

Einführung eines digitalen Euros

Parallel zu Kryptowährungen wird die Einführung eines digitalen Euros immer wahrscheinlicher. Nach der Veröffentlichung eines Gesetzesvorschlags im Juni 2023, hat die EZB im Oktober über die Einleitung einer zweijährigen Vorbereitungsphase entschieden. Die digitale Form des Euros soll ergänzend zum bestehenden Bar- und Giralgeld eingeführt werden und dabei Zahlungsdienstleister wie Banken dazu verpflichten, diesen anzubieten. Für Dienstleister entsteht dadurch die Chance, eigene Front-End-Dienste für Kunden bereitzustellen, d.h. den digitalen Euro als Cross-Selling-Lösung zu nutzen. Durch die Erweiterung des Produktportfolios um den digitalen Euro können Banken neue Kundenkreise erschließen.

Social Trading

Während Kryptowährungen und der digitale Euro den Finanzmarkt umgestalten, könnten Social Trading-Angebote einen zusätzlichen Mehrwert im Vertrieb bieten. Social Trading ist eine Form der Vernetzung, die es dem Kunden ermöglicht sich über Plattformen auszutauschen und möglicherweise Anlagestrategien nachzubilden. Besonders beim „Empowered Customer“ und jüngeren Zielgruppe könnte dadurch die Kundenbeziehung gestärkt werden.

Nutzung von Künstlicher Intelligenz

Des Weiteren bietet auch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) Dienstleistern weitreichende Vorteile, die über eine verbesserte Kundenbindung hinausgehen. Durch die Analyse von Kundendaten kann eine KI potenzielle Trends und Muster präzise prognostizieren. Diese präzisen Erkenntnisse ermöglichen eine optimierte Kundensegmentierung, was wiederum zu einer gezielten Kundenansprache führt. Mit Hilfe von Predictive Analytics ist es zudem möglich, das Kundenverhalten frühzeitig zu antizipieren, um relevante Produkte und Dienstleistungen rechtzeitig beim Kunden zu platzieren. Diese innovative Anwendung eröffnet neue Perspektiven im Vertrieb des Wertpapiergeschäfts und stärkt die Wettbewerbsposition der Finanzinstitute.

Schlüsselrolle der Digitalisierung im Retailgeschäft

Die Digitalisierung spielt im Retailgeschäft eine wesentliche Schlüsselrolle, insbesondere zur Berücksichtigung der Bedürfnisse der „Empowered Customers“, der jungen Anleger bzw. der Erbengeneration. BearingPoint-Untersuchungen zeigen, dass eine individualisierte Kundenansprache unverzichtbar ist und eine Integration von KI und Kryptowährung entscheidende Wettbewerbsvorteile bieten. KI ermöglicht automatisierte Analysen und personalisierte Empfehlungen, während die steigende Akzeptanz von alternativen Assetklassen neue Perspektiven eröffnet. Wertpapierdienstleister, die diese Entwicklungen frühzeitig für sich nutzen, können eine Vorreiterrolle einnehmen und Vertriebserfolge generieren.

Über den Autor

Dr. Robert Bosch

Dr. Robert Bosch ist Partner bei BearingPoint und gehört der Banking & Capital Markets Group in Deutschland an. Der Schwerpunkt seiner Beratungstätigkeit liegt auf der Schnittstelle von Unternehmensstrategie, Kapitalmarktprozessen und Kapitalmarkt-Compliance. Er leitet ein Innovationsteam, das Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie für den Kapitalmarkt entwickelt und hat zahlreiche wegweisende Artikel zu Kapitalmarktthemen veröffentlicht.

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