Es gibt viele Gründe, warum so viele Finanzinstitute nur langsam Veränderungen vornehmen, obwohl sich alle darüber einig sind, dass sie durchgeführt werden müssen. Der wichtigste wird meistens ignoriert.
Unsichere Zeiten sind oft die besten Zeiten für Unternehmen, um sich von der Masse abzuheben, vorausgesetzt, ihre Führungskräfte sind bereit, nicht stehen zu bleiben. Doch gerade in schwierigen Zeiten dominiert nur allzu oft das Kostenmanagement. Mut zu Innovation und Veränderung ist selten vorhanden.
Risiken von Veränderungen
Die meisten Führungskräfte und Unternehmen sind sehr gut darin, die Risiken zu beziffern, wenn es darum geht, etwas Neues zu versuchen. Die Nachteile und Hindernisse bei der Einführung eines neuen Produkts oder der Erschließung eines neuen Marktes sind schnell gefunden:
- „Unsere Margen sind hoch, obwohl uns neue Wettbewerber das Leben schwer machen.“
- „Unsere aktuellen Produkte sind immer noch beliebt, obwohl eine neue Angebote auf dem Vormarsch sind.“
- „Unser derzeitiges Vertriebssystem erreicht nicht die Kunden, die wir erreichen müssen, um ein neues Geschäft aufzubauen.“
Risiken von ausbleibenden Veränderungen
Gerade Banken können die Risiken die mit einer neuen Idee verbunden sind, recht genau erkennen und berechnen. Weitaus weniger geschickt sind die Beteiligten meist darin, die Risiken der Beibehaltung des eingeschlagenen Kurses ehrlich zu bewerten.
Risiken, die entstehen, wenn man die berechneten Risiken nicht eingeht, sind meist ein blinder Fleck in der strategischen Bewertung.
Das Boot versenken oder verpassen
In einem im Journal of Marketing veröffentlichten Artikel argumentieren die renommierten Wirtschaftswissenschaftler Peter Dickson und Joseph Giglierano, dass Führungskräfte und Unternehmer zwei sehr unterschiedlichen Arten von Risiken ausgesetzt sind. Das eine besteht darin, dass ihr Unternehmen einen kühnen Schritt unternimmt, der scheitert – ein Risiko, das sie „das Boot versenken“ nennen. Das andere besteht darin, dass ihr Unternehmen eine mutige Maßnahme, die erfolgreich gewesen wäre, nicht ergreift – ein Risiko, das sie „das Boot verpassen“ nennen.
Die meisten Führungskräfte machen sich mehr Sorgen darüber, das Boot zu versenken, als das Boot zu verpassen. Daher sind viele Unternehmen selbst in Zeiten der Hochkonjunktur eher vorsichtig und konservativ. Der Weg des geringsten Widerstands ist es, auf Nummer sicher zu gehen und so nah wie möglich am Bewährten zu bleiben. Gerade Finanzinstitute fallen unter diese Kategorie, liegt ihnen doch Risikovermeidung in den Genen.
Führung bedeutet, Risiken eingehen
Eine der wichtigsten Führungsaufgaben ist die Suche nach großen Ideen und kleinen Veränderungen innerhalb und außerhalb der Organisation, die dazu beitragen, diese besser und erfolgreicher zu machen. Boshaft formuliert: Die Kosten der Selbstzufriedenheit erkennen und überwinden.
Risiken sind ein notwendiger Bestandteil von Veränderung. Echter Wandel ist stets mit zahlreichen Herausforderungen und möglichen Rückschlägen verbunden. Er ist schwierig und unbequem. Doch das Risiko des Stillstands könnte wesentlich größer sein.
Setzen Sie doch einfach mal die folgende Frage auf die Tagesordnung der nächsten Vorstandssitzung: „Was ist das Schlimmste, was uns passieren kann, wenn wir so weitermachen wie bisher?“ Aber seien Sie ehrlich bei den Antworten.