Eine Studie zeigt, dass zahlreiche Unternehmen angesichts trüber Konjunkturaussichten verstärkt ins Ausland abwandern, um dort von vorteilhafteren Rahmenbedingungen zu profitieren. Für den Standort Deutschland hat dies nachteilige Folgen.
Laut einer EY-Studie bewerten insgesamt 84 Prozent der deutschen Industrieunternehmen die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland negativ, darunter 23 Prozent sogar als sehr negativ. Nur 48 Prozent erwarten eine Verbesserung der Wirtschaftslage in den nächsten fünf Jahren, während fast genauso viele (49 Prozent) keine Veränderung erwarten.
Viele Unternehmen planen daher, ins Ausland zu expandieren. Der Studie zufolge beabsichtigen 45 Prozent, neue Standorte außerhalb Deutschlands aufzubauen, während nur 13 Prozent neue Standorte innerhalb Deutschlands planen.
Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland
Mit der Expansion ins Ausland geht oft eine Verlagerung von Arbeitsplätzen einher: Voraussichtlich 29 Prozent der Unternehmen werden Arbeitsplätze von Deutschland ins Ausland verlagern. Dass umgekehrt Arbeitsplätze aus dem Ausland nach Deutschland zurückgeholt werden, ist selten – lediglich vier Prozent der befragten Industrieunternehmen planen einen solchen Schritt.
Insgesamt rechnen 63 Prozent der befragten Manager in den kommenden Jahren mit einem Verlust von Arbeitsplätzen in Deutschland, was angesichts der kritischen Bewertung der Standortperspektiven wenig überraschend ist.
Bürokratie als Wachstumsbremse
Neben den trüben Konjunkturaussichten belasten auch regulatorische und politische Hindernisse die Wirtschaft in Deutschland. Wer in Deutschland investieren möchte, braucht oft viel Zeit und Geduld. Häufig führt das dazu, dass Unternehmen dorthin abwandern, wo ihnen rasch und ohne bürokratischen Aufwand Unterstützung geboten wird.
Aus Sicht der befragten Industriemanager ist die deutsche Bürokratie der Hauptgrund für das schwache Wirtschaftswachstum. 70 Prozent sehen die bürokratischen Vorschriften als eines der drei größten Hindernisse für eine wirtschaftliche Erholung. Zudem betrachten 49 Prozent politische Fehlentscheidungen als Wachstumsbremse, und 26 Prozent kritisieren die ineffiziente Verwaltung.
Die Politik sollte Vorschriften reduzieren und Genehmigungsverfahren beschleunigen. Statt großer industriepolitischer Konzepte sind vor allem Schnelligkeit, Pragmatismus und ein unternehmerfreundliches Umfeld gefragt.
Vor allem der Fachkräftemangel bremst Unternehmen
Der Fachkräftemangel spielt aus Sicht der Industrie ebenfalls eine entscheidende Rolle: 57 Prozent der Manager betrachten das Fehlen ausreichend qualifizierter Mitarbeiter als eine wesentliche Wachstumsbremse.
Dagegen geben nur 13 Prozent an, dass die Mitarbeiter nicht leistungsbereit genug sind. Ein hoher Krankenstand scheint ebenfalls kein zentrales Problem für den Standort Deutschland zu sein: Nur sechs Prozent der Befragten sehen die hohe Zahl an Krankmeldungen als einen der Hauptgründe für die derzeitige Schwäche der deutschen Wirtschaft. Ebenso würde eine Lockerung des Kündigungsschutzes das Problem nicht lösen: Nur sechs Prozent betrachten die bestehenden Kündigungsschutzregelungen als signifikantes Wachstumshemmnis.
Die Beschäftigten in Deutschland sind zwar motiviert und leistungsbereit, doch das Problem besteht darin, dass die von den Unternehmen gesuchten Qualifikationen immer seltener verfügbar sind. Es wäre daher wichtig, das Bildungs- und Ausbildungssystem stärker an den tatsächlichen Bedürfnissen der Unternehmen auszurichten.
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