Dank der Revolution im Mobilfunkbereich, den Smartphones ermöglicht haben, sind die Themen „Mobile Payment“ und „Mobile Banking“ derzeit in aller Munde. Doch was kann der Kunde in den nächsten Jahren tatsächlich erwarten?
Hintergrund
Mobile Technologien befinden sich auf dem Vormarsch. Weltweit werden bald mehr mobile Internet Endgeräte verkauft als konventionelle PCs. Im Jahr 2015 wird ein Verkauf von über einer Milliarde Smartphones erwartet. 2010 waren es noch knapp 300 Millionen. Eine enorme Wachstumsrate, die nur von dem für Tablet PCs übertroffen wird.
Mobile Technik entwickelt sich zu einer kritischen Brücke, die Information und Kommunikation zwischen physischer und digitaler Welt verbindet. Sie erweitert dabei traditionelle Kommunikationskanäle wie E-Mail oder das reine Telefonieren. Insbesondere Smartphones entwickeln sich zu einer Alltagsplattform für Unterhaltung, persönliche Finanzen, Gesundheit und Wohlbefinden und vieles mehr.
Mit der Nutzung dieser Geräte geht auch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten einher. 89 Prozent der Smartphone Nutzer haben nach der Google Studie „The Mobile Movement“ ihr Gerät den ganzen Tag über in Betrieb, 72 Prozent nutzen es auch, während sie anderen Dingen nachgehen, z.B. während des Fernsehens, während sie Musik hören oder neben anderen Tätigkeiten. Der Mensch wird zunehmend zum „Multitasker“.
Google: The Mobile Movement
Aber auch die Bedürfnisse der Menschen scheinen sich mit zunehmender Nutzung mobiler Technologien zu verändern. Der gleichen Google Studie zufolge wären 43 Prozent der Amerikaner bereit, auf Bier zu verzichten, wenn dies die Alternative zum Smartphone wäre und einer Befragung unter US Studenten zu folge ist das Mobiltelefon zum wichtigsten Inhalt des täglichen Lebens geworden und explizit sogar wichtiger als Sex.
Mobile Banking
Besonders spannend sind die Auswirkungen dieser mobilen (R)Evolution auf die Beziehung zwischen Bank und Kunde sowie auf die Frage, welche Bankleistungen wie davon beeinflusst werden. So werden nach verschiedenen Prognosen 2015 weltweit zwischen 500 Millionen und eine Milliarde Nutzer für Mobile Banking erwartet. Zum Vergleich: 2009 lag diese Zahl noch bei 55 Millionen.
Vordergründig geht es dabei vor allem um eine Verbreitung des mobilen Bezahlens. Kunden und Banker scheinen den Trend zu bestätigen:
- Einer Studie der Comdirect Bank zufolge, sehen 44 Prozent der befragten Kunden das Handy als Filiale der Zukunft und
- nach einer Befragung durch KPMG erkennen 84 Prozent der Bankführungskräfte in Mobile Payment einen wichtigen Einfluss auf ihr Geschäft und 73 Prozent erwarten Mobile Payment als “Mainstream” innerhalb der nächsten vier Jahre.
Für 2015 wird zudem vorausgesagt, dass 40 Prozent aller Mobiltelefone mit einem Chip für Near Field Communication (NFC) ausgestattet sind.
Damit werden vollkommen neue und vor allem sichere Möglichkeiten einer digitalen Brieftasche geschaffen. Eine solche Digital Wallet bietet jedoch viel mehr Möglichkeiten, als nur die, mit dem Mobiltelefon sein Busticket, seine Tankfüllung oder seinen Hamburger zu bezahlen.
Bezahlen und mehr
Mobile Banking hat die Chance, wesentlich mehr zu werden als nur Mobile Payment. Vor allem bietet es die Möglichkeit, Bankleistungen durch bankfremde Komponenten zu ergänzen und zu erweitern und damit für den Kunden völlig neuen Nutzen und für die Bank neue Ertragsquellen zu erschließen.
Die möglichen Zusatzleistungen zum Bezahlen sind vielfältig:
- Persönliches Finanz Management ermöglicht den Kunden durch mehr Transparenz und bessere Kontrolle ihre Finanzen besser in den Griff zu bekommen.
- Neue Ansätze des Transaction Marketing analysieren die Zahlungsdaten des Kunden auf den individuellen Bedarf, um mit gezielten Ansprachen auf besondere Aktionen z.B. im Einzelhandel hinzuweisen.
- Persönliche, am individuellen Bedarf ausgerichtete Gutscheine und Rabatte verhelfen dem Kunden zu Einsparungen
- Geolocation Services geben dem Kunden Empfehlungen und Sparvorschläge direkt am Point-of-Sale.
- Der Einbezug von Gamification sorgt zudem dafür, dass dies alles spielerisch leicht und unkompliziert funktioniert.
Das folgende Video zeigt beispielhaft, wie sich PayPal als einer der innovativen Vorreiter in diesem Bereich zukünftig die Welt des Einkaufens und Bezahlens vorstellt:
Auf den Zusammenhang kommt es an
Forrester Research hat es gut auf den Punkt gebracht: Es kommt auf den Zusammenhang an. Dabei wird Zusammenhang (Kontext) als Summe dessen definiert, was ein Kunde mitgeteilt hat bzw. was er in seiner Kundenbeziehung erlebt. Darin einbezogen sind:
- Situation: Der aktuelle (räumliche) Standort, Höhe und Geschwindigkeit mit der der Kunde aktuell unterwegs ist.
- Vorlieben: Die historischen oder aktuellen Entscheidungen des Kunden.
- Gewohnheiten: Die Gefühle und Emotionen welche durch das Handeln oder die Entscheidungen des Kunden impliziert werden.
Konkret bedeutet das, um mit einem mobilen Angebot beim Kunden Erfolg zu haben, muss dieses
- aktuell,
- schnell (just-in time),
- einfach (convenient) sowie
- relevant in Bezug auf die individuelle konkrete Bedarfssituation sein.
Kein Wunder, dass angesichts dieser Anforderungen im Handling von riesigen Datenmengen (Big Data) einer der kommenden technischen Megatrends gesehen wird.
Ausblick: Chancen der Banken
In den nächsten Jahren werden wir erleben:
- Ob die Kunden Mobile Payment und eine Digital Wallet akzeptieren und nutzen.
- Welche Dienste sie nachfragen werden.
- Ob diese von den vermeintlich „besten“ oder „stärksten“ Anbietern stammen.
- Welche Rolle die Banken in diesem neuen Geschäftsmodell spielen.
Banken haben alle Chancen aufgrund ihrer guten Verbindung zum Kunden im Bereich Zahlungsverkehr auch überzeugende mobile Angebote zu präsentieren, die echten Zusatznutzen und damit Kundenbindung und Erträge generieren können. Dies setzt allerdings voraus, dass sie zunächst im Bereich Mobile Payment das Feld nicht anderen Anbietern überlassen, sondern selbst überzeugende Angebote präsentieren. Hier hapert es derzeit noch erheblich. Die wenigsten Banken haben bislang die strategische Bedeutung erkannt, geschweige denn entsprechende Angebote entwickelt. Vielfach überwiegt hierzulande rätselhafterweise noch die Skepsis, ob der Kunde überhaupt mobile Angebote akzeptieren würde. Dies, obwohl andere Länder (z.B. Japan) schon viel weiter fortgeschritten sind und die entsprechenden Erfahrungen von dort längst vorliegen.
Zum bedeutenden Erfolgsfaktor wird dabei – neben der Sicherheit – die Convenience werden. Ich habe es neulich in der Einleitung zu einem Artikel über die Revolution im Zahlungsverkehr schon mal kurz angedeutet:
Stellen Sie sich vor, Sie sind im Urlaub und schlendern mit Ihrer Familie gemütlich durch den Ort, auf der Suche nach einem Restaurant zum Abendessen. Sie bleiben an einem stehen, lesen die Speisekarte und im gleichen Moment erhalten Sie eine Nachricht auf Ihr Handy, die Sie einlädt, in genau diesem Restaurant, vor dem Sie gerade stehen, einzukehren, die Rechnung mit Ihrem Handy zu bezahlen und dazu noch 10% Rabatt zu erhalten.
Von meiner Bank erwarte ich, dass sie mich zukünftig mit Standard Werbebriefen z.B. über niedrige Zinssätze bei Konsumentenkrediten verschont und mir stattdessen gezielt – z.B. im Rahmen des Persönlichen Finanz Managements oder auch mobil beim Einkaufen oder im Urlaub – spezielle Sonderangebote für Hundefutter oder Bergsportausrüstung zukommen lässt. Die Relevanz solcher Angebote wäre leicht anhand meiner Zahlungsströme zu erkennen und die Einwilligung, dieses zu analysieren, erteile ich ihr gerne, wenn ich einen Nutzen davon habe.
In solchen Services sehe ich die Zukunft des Mobile Bankings und freue mich darauf sie zu nutzen.
Wo sehen Sie die Chancen und Risiken dieser neuen Entwicklung. Welche Leistungen und Services würden Sie gerne nutzen? Ich freue mich auf Ihre Kommentare.
Nachtrag
Der vorstehende Artikel ist gleichzeitig mein Beitrag zum Blog Wettbewerb „Shaping Mobile Life – heute und morgen!“ von Code_n. Dahinter verbirgt sich eine internationale Initiative für frische Ideen im Web- und IT-Bereich. Ziel des Netzwerks ist es, die findigsten Köpfe der Branche und ihre Ideen miteinander in Dialog zu bringen, kontinuierlich zu fördern und in diesem Kraftfeld Innovationen anzuregen und zu beschleunigen. CODE_n steht dabei für „Code of the New“, die DNA der Innovation. Initiator ist GFT Technologies, ein internationaler Anbieter von IT-Lösungen und -Dienst- leistungen. Partner sind die Deutsche Messe, Ernst & Young, Fujitsu Technologies Solutions, BITKOM und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM). CODE_n vergibt 2012 erstmals den CODE_n Award an eine besonders innovative IT-basierte Lösung für das mobile Leben. Hier das dazugehörende Video:
2 Kommentare
Toller Beitrag zu unserem Blogbeitrag!
Vielen Dank für Ihre großartige Unterstützung. :)
Viele Grüße
Janina Benz vom CODE_n Team
Gerne!. Wollte natürlich mit um den Preis „kämpfen“ ;-)