Nicht nur in Banken und Sparkassen wird viel über Filialen als Vertriebskanal diskutiert. Im heutigen ersten Teil einer kleinen Serie über die Zukunft der Bankfiliale erfolgt ein Vergleich mit anderen Branchen.
Hintergrund
Laut einer Umfrage des Fraunhofer Instituts unter Finanzexperten könnte im Jahr 2020 ein Drittel des Vertriebs (Beratung/Verkauf) über das Internet stattfinden. Ich persönlich würde auf einen früheren Zeitpunkt tippen, was am grundsätzlichen Umbruch allerdings wenig ändert.
In den letzten Wochen gingen einmal mehr Meldungen über drastische Kostensenkungs- und Stellenabbauprogramme bei Banken durch die Medien. Immer wieder stand dabei auch die Zukunft der Filialen als Vertriebskanal. im Blickpunkt. Vor dem Hintergrund eines stetig wachsenden Anteils des Online Kanals und der propagierten mobilen Zukunft lohnt sich ein Blick über die Branchengrenzen hinweg.
Filialsterben? Ein Branchenvergleich
Derzeit gibt es in Deutschland rd. 38.000 Bankfilialen. Knapp zwei Drittel davon werden übrigens von Sparkassen und Kreditgenossenschaften betrieben. Zum Vergleich: Es gibt
- rd. 80.000 Friseursalons;
- rd. 30.000 Verkaufsstellen von Bäckern und Metzgern;
- über 21.000 Apotheken;
- rd. 15.000 Tankstellen und
- rd. 7.000 Buchhandlungen.
Wie sich die genannten Branchen im Zeitvergleich entwickelt haben, zeigt die nachfolgende Grafik.
Es wird deutlich, nicht nur die Zahl der Bankfilialen ist in den letzten Jahren gesunken, auch in den meisten anderen Branchen ist ein Rückgang der Verkaufsstandorte zu verzeichnen. Eine Ausnahme bildet das Friseurhandwerk.
Ursachen
Aus der Übersicht wird deutlich: Der Rückgang der Filialen kann nicht ausschließlich nur am steigenden Anteil des Online Geschäftes liegen. Auch Bäckereien, Metzgereien und insbesondere Tankstellen, die ihre Leistungen schwerlich (oder nur zum Teil) online verkaufen können, verzeichnen Rückgänge. Gleichwohl hat der Online Handel vor allem in denjenigen Branchen in denen er substituierend wirkt einen starken Einfluss. Neben den Banken sind in unserer Branchenauswahl sicherlich Buchhandel und Apotheken besonders stark betroffen.
Eine große Rolle spielt zweifellos der Faktor Personalkosten. Diese steigen überall zuverlässig und prognostizierbar an, während die Margen in den jeweiligen Produkten eher schrumpfen.
Interessant ist auch die Frage der optimalen Verteilung der Standorte. Dass es dabei nicht immer logisch und strikt nach Bevölkerungszahlen zugeht zeigt das Beispiel meiner Wohngemeinde Lütjensee mit rd. 2.700 Einwohnern: Hier gibt es z.B. drei Tankstellen, einen Bäcker (gegenüber der Schule), eine nicht genau definierte Zahl von Friseuren, weder Metzger noch Buchhandlung aber nur eine Bankfiliale (zzgl. einer Postbankagentur).
Zukunft
Eine explosionsartige Vermehrung stationärer Vertriebsstandorte wird wohl nicht nur bei Banken ausbleiben. Allerdings gibt es durchaus auch in todgesagten Branchen Bewegung.
Auf meine Frage, dass in der öffentlichen Diskussion ja oft der Eindruck entsteht, Buchhandlungen seien angesichts der digitalen Konkurrenz ein „sterbender“ Wirtschaftszweig, antwortete mir Frau Paul, Pressesprecherin beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. „ Wenn Sie heute eine neue Buchhandlung eröffnen wollen, benötigen Sie ein gutes Konzept, ein paar pfiffige innovative Ideen sowie einen klare Zielgruppendefinition. Dann aber haben sie gute Chancen auf Erfolg.“
Und in der Tat: Im Nachbarort mit rd. 5.000 Einwohnern) hat vor rd. zwei Jahren eine neue Buchhandlung aufgemacht. Mit sehr viel Liebe zum Detail beweist die dortige Inhaberin die Richtigkeit der These von Frau Paul.
Doch wie schaut es bei Banken aus? Darauf werde ich in den weiteren Artikeln dieser neuen kleinen Serie versuchen, einige Antworten zu geben. Bleiben Sie also am Ball.