Viele Spitzenpolitiker scheinen in einer weitgehend eigenen Welt zu leben, die nur noch wenig mit dem Alltag der Bürger zu tun hat. Doch wie sieht es in Finanzinstituten aus? Wissen Vorstand und Führungskräfte, was Kunden und Mitarbeiter umtreibt?
Haben Sie letzten Herbst die Doku-Serie „Kevin Kühnert und die SPD“ in der ARD gesehen? Oder das Buch „Die Schulz-Story“ des Spiegel-Redakteurs Markus Feldenkirchen gelesen? Mal abgesehen davon, dass derartige Reportagen immer nur einen kleinen Ausschnitt der Wahrheit zeigen, wird eines deutlich: Die Lebenswirklichkeit von Top-Politikern ist eine vollkommen andere als die normaler Bürger. Sie leben gleich in mehreren Blasen:
- Die innere Blase ist die der engsten Vertrauten, mit denen sie einen Großteil der Zeit und Diskussionen verbringen. Man hat gemeinsame Werte und Ziele, die man erreichen will, koste es, was es wolle.
- Es folgt die Blase derjenigen Parteifreunde, die einen unterstützen, getreu dem Motto „hilfst Du mir, so helf ich Dir“.
- Weiterhin gibt es eine Blase der politischen Berater. Die meisten bekommen Geld, die wenigsten trauen sich, Wahrheit im Klartext auszusprechen. Man will den Kunden ja nicht verärgern.
- Die äußere Blase ist die der eigenen Wähler und Fans, die man auf Veranstaltungen unterschiedlichster Art trifft und die einem meist anerkennend auf die Schulter klopfen. „Weiter so“ lautet die Devise.
- Begleitet wird das Ganze von der Meta-Blase der Journalisten, vor allem der Berliner Hauptstadtszene. Auch wenn man sich nicht liebt, man braucht sich gegenseitig: Der eine will Leser und Einschaltquoten, der andere will sich Gehör verschaffen. Das führt meist dazu, dass Kritik – wenn überhaupt – nur in homöopathischer Dosierung erfolgt, oft dann auch nicht objektiv sondern von der eigenen Meinung beeinflusst.
Auf politisch Andersdenkende treffen Top-Politiker nur bei Talkshows, in Parlamenten oder bei Meinungsumfragen. Ist die Kamera aus, kommt man (meist) gut miteinander klar, bei eingeschalteter Kamera haut man sich wechselseitig eingeübte Plattitüden um die Ohren. Wirklich authentische Auseinandersetzungen erlebt man nur selten.
Gibt es Blasenbildung in Banken?
Was hat das nun mit Banken und Sparkassen zu tun? Alles und nichts, je nachdem, wie Sie die folgenden Fragen für Ihr Institut beantworten:
- Kommunizieren Vorstand und Führungskräfte mit- und untereinander ehrlich und ohne „Hidden Agenda“?
- Leben Vorstand und Führungskräfte das, was als offizielle Strategie verkündet ist?
- Sehen Vorstand und Führungskräfte häufig genug (unterschiedliche) Kunden, ehemalige Kunden und Nichtkunden?
- Wissen Vorstand und Führungskräfte, was Kunden und Mitarbeiter tatsächlich denken?
- Fördern Vorstand und Führungskräfte den offenen konstruktiv-kritischen Austausch?
- Werden echte Querdenker (nicht diejenigen, von denen in den Nachrichten die Rede ist) in der eigenen Organisation toleriert?
Wenn Sie guten Gewissens alle Fragen mit „Ja“ beantworten können, besteht zumindest in Ihrem Institut keine Gefahr einer Blasenbildung.