Die Geschäftswelt wird komplexer. Das Risikomanagement der Banken kann nicht anders als mitziehen – und agiler zu werden. Eine aktuelle Studie zeigt: Nichtfinanzielle Risiken stehen hierbei im Fokus. Aber auch die Belegschaft und die Digitalisierung sind wichtig.
Der Klimawandel, die Digitalisierung, das Niedrigzinsumfeld und neue Regularien stellen das Risikomanagement von Banken vor neue Herausforderungen. Auch ein steigender Kostendruck gesellt sich hinzu. Um ihm beizukommen, braucht es eine effiziente Neuausrichtung der Unternehmensprozesse.
Das bedeutet für Banken die Konzentration auf eine agile und konsistente Risikofunktion: Sie könnte die Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz zu stärken. Wie eine aktuelle Befragung der Unternehmensberatung PwC ergab, befindet sich die Risikosteuerung bereits im Wandel.
Nichtfinanzielle Risiken im Blick
Wesentliche Herausforderungen sähen die Befragten hierbei in einem stärkeren Augenmerk auf operative Resilienz und die Integration der Risiken. Etwa zwei Drittel der Banken verorteten den größten Veränderungsbedarf der nächsten drei Jahre bei den nichtfinanziellen Risiken. Auch eine engere Verzahnung der Risiko- und Compliance-Funktionen stehe im Fokus. Eine weitere Priorität liege für die Banken darin, dass Risikoverantwortliche und ihre Teams innovative Ansätze entwickeln, um auf thematische und nichtfinanzielle Risiken einzugehen.
Die größten Gefahren für die Finanzbranche
Was die Gefahren betrifft, die die Unternehmen sähen, so sind mit jeweils 77 Prozent vor allem die Cyber-Risiken und ESG-Themen zu nennen. 62 Prozent der Befragten fürchten sich zudem vor zunehmender Regulierung. Hinzu kämen Betrug, Geldwäsche, oder die Abhängigkeit von einem komplexen Netz aus Dritt-, Viert- und sogar Fünftparteien.
Da sich die wachsende Zahl an Risiken als schwer oder gar nicht vorhersagbar erweise, werde die operative Widerstandsfähigkeit zu einem zentralen Instrument für die Geschäftsführung, wie es von den Autoren der Studie heißt. Weiter schreiben sie, dass die Branche sich noch in einem sehr frühen Stadium der Analyse befände: Herausforderungen mit Daten und Infrastruktur könnten dazu führen, dass die Risiken und Chancen nicht hinreichend abgeschätzt würden.
Das Spannungsfeld Belegschaft
Die Branche erwartet einen deutlichen Anstieg des Personalbedarfs für den Bereich nichtfinanzieller Risiken. Der Anteil der Mitarbeiter im Risikomanagement der befragten Institute liege zwischen zwei und vier Prozent der gesamten Belegschaft – häufig mit enormem Kostendruck auf die Risikoorganisation, nämlich bis zu 15 Prozent. Bei einigen Unternehmen liege dieser Wert sogar bei mehr als 25 Prozent. Hier ergebe sich ein Spannungsfeld, in dem Wert und Nutzen der Risikofunktion stärker herausgearbeitet werden sollten.
Risikomanagement setzt auf die Digitalisierung
Banken hätten in den vergangenen Jahren beim Risikomanagement signifikante Investitionen in Systeme, Tools und erweiterte Analytics-Kapazitäten vorgenommen. Technologisch würden die Banken zur Steuerung der Risiken verstärkt auf Big Data, künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning setzen. In den vergangenen drei Jahren wären zudem Lösungen aus dem Bereich Advanced Analytics eingeführt worden. Langfristig würden sich die Banken durch die Digitalisierung des Risikomanagements Kostenreduktionen von bis zu 25 Prozent erhoffen.
Außerdem werde der Aufbau dynamischer und zukunftsorientierter Szenarioanalyse-Funktionen, etwa agentenbasierter und systemdynamischer Tools zur Erfassung von Kreuzrisiken und Ausreißer-Ereignissen, oft erst mit künstlicher Intelligenz möglich.
Dies zeige auch die rapide Zunahme der KI-basierten Tools und Modelle, die in den Banken eingesetzt und aus Risikosicht gesteuert würden. Zahlreiche Banken hätten 20, 50 oder sogar mehr als 100 entsprechende Lösungen im Einsatz.
Den Risikoappetit der Banken bändigen
Risikofunktionen sollten den Studienautoren zufolge mit der Geschäftstransformation Schritt halten. So könnten sie Kostenanforderungen begegnen, Engpässe kontrollieren und die Effizienz verbessern. Mehr als 90 Prozent der befragten Institute sehen die Aufgabe der Risikofunktion darin, den Risikoappetit der Bank zu kalibrieren und zu steuern.
Eine konsequente Einbettung der Risikostrategie in die Gesamtstrategie und eine Stärkung der Teams rund um das Enterprise Risk Management und die nichtfinanziellen Risiken sei hilfreich. Hierzu würden auch die Einrichtung von Kompetenzzentren zählen, um auf Veränderungen adäquat reagieren zu können.
Die Studie komme letztlich zu dem Ergebnis, dass Banken ihre Risikofunktion zügig agiler gestalten, Silos auflösen, Prozesse automatisieren und entlang neuer Wertschöpfungsketten ausrichten sollten.
Die Studie „Risk Management 2025 – Industry priorities and transformation agenda“ können Sie hier direkt herunterladen.
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