Agilität ist eines der populärsten modernen Business-Buzzwords. Seit einiger Zeit werden die ursprünglich für die Softwareentwicklung aufgestellten Grundsätze auch als Managementkonzept verwendet. Nicht immer sind Ziele und Vorgehen dabei klar.
Das agile Manifest hat vor kurzem seinen 20. Geburtstag gefeiert. Im Februar 2001 gingen 17 Software-Ingenieure gemeinsam in Utah Skifahren. Beim Après-Ski tauschten sie sich über ihre gemeinsamen Frustrationen zum Stand der Softwareentwicklung aus und entwarfen das Manifest für agile Softwareentwicklung.
Dessen wesentliche Elemente gelten bis heute unverändert:
- Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge.
- Funktionierende Software sind wichtiger als umfassende Dokumentation.
- Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.
- Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans.
Die Autoren ergänzen eine wichtigen Hinweis: „Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.“
Agilität goes Mainstream
Die definierten Prinzipien haben zunächst dazu beigetragen, die Softwareentwicklung nachhaltig zu verändern. Später wurden sie auch auf andere Bereich übertragen und haben in vielen Unternehmen zu umfassenderen organisatorischen Veränderungen geführt.
Agilität hat sich im Laufe der Zeit von einer Vorgehensweise für Computer Nerds zu einem Management-Mindset und in der Folge zu einem ganzheitlichen Konzept entwickelt, um Unternehmen strategisch neu auszurichten und erfolgreicher zu machen.
Buzzword oder strategisches Konzept?
Zugleich hat das Konzept der Agilität durch die Verbreitung des Mainstreams viel von seiner ursprünglichen Bedeutung eingebüßt. Wie bei vielen Business-Buzzwords erhalten Sie zehn verschiedene Antworten (oder sogar mehr), wenn Sie 10 Personen danach fragen, was Agilität wirklich bedeutet. Oder wie Dave Thomas – einer der Mitautoren des Manifests – formulierte: „Das Wort ‚agil‘ wurde solange missbraucht, bis es zur Bedeutungslosigkeit mutiert ist.“ Agil sei kein Substantiv sondern ein Adverb. Man könne nicht agil sein, sondern lediglich etwas agil tun.
Eine Rückbesinnung auf die Grundlagen agiler Softwareentwicklung kann helfen:
- Finden Sie heraus, wo Sie stehen.
- Gehen Sie kleine Schritte in Richtung Ihres Ziels.
- Passen Sie Ihre Maßnahmen an das an, was Sie gelernt haben.
- Wiederholen Sie die Schritte.
Wenn Sie mit zwei oder mehr Alternativen konfrontiert sind, die ungefähr den gleichen Wert liefern, gehen Sie den Weg, der zukünftige Anpassungen erleichtert.
Unterschied zwischen Softwareentwicklung und Unternehmensstrategie
Der vielleicht wichtigste Unterschied zwischen Softwareentwicklung und einer Unternehmensstrategie besteht allerdings darin, dass man neue Software Schritt für Schritt in einer Testumgebung austesten kann (und sollte) und damit in kürzester Zeit ein Feed-back erhält, was funktioniert und was nicht.
Bei einer Unternehmensstrategie ist dies kaum möglich. Und wenn sie dann noch häufig geändert wird, bevor Ergebnisse vorliegen, fällt auch das Feed-back aus. Damit Agilität mehr als nur ein Schlagwort ist, sollte definiert werden, was genau damit gemeint ist.