Aktuelle strategische Prioritäten im Bankensektor

Finanzinstitute vor der Neuausrichtung

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Eine aktuelle Umfrage unter Bankvorständen hat die strategischen Prioritäten und Herausforderungen ermittelt, vor denen der Bankensektor 2024 steht. Dazu gehören auch Diskussionen über Zinserwartungen, das Risikoergebnis, sowie die Digitalisierung.

Strategische Prioritäten im Banking 2024

Angesichts zahlreicher Herausforderungen stehen Banken vor einer strategischen Neuausrichtung.

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Die  Management-Beratung Horváth hat in ihrer 5. jährlichen Studie „CxO Priorities“ mit 770 Vorständen in Bezug auf ihre Herausforderungen und strategischen Prioritäten interviewt. Im Folgenden werden exklusiv die Ergebnisse des Banken-Panels betrachtet.

Banken-Panel: Rund 110 Interviews mit Bankvorständen

Die Horváth CxO-Studie 2024 beleuchtet auch die entscheidenden strategischen Prioritäten und Herausforderungen für Führungskräfte im Bankensektor. In einer Zeit, in der wirtschaftliche Unsicherheiten, regulatorische Anforderungen und technologische Innovationen den Markt prägen, sehen sich Banken gezwungen, ihre Strategien neu zu definieren. Die digitale Transformation und Cybersicherheit stehen dabei im Mittelpunkt, während gleichzeitig die Erwartungen an die Geschäftsentwicklung unter dem Einfluss makroökonomischer Faktoren angepasst werden müssen.

Digitale Transformation: Der Imperativ für zukünftige Wettbewerbsfähigkeit

Die digitale Transformation hat sich als unumgängliche Priorität etabliert und steht mit 39 von 50 möglichen Punkten an der Spitze der strategischen Agenda der Banken. Diese Transformation umfasst nicht nur die Modernisierung bestehender IT-Infrastrukturen, sondern auch die tiefgreifende Integration digitaler Technologien in alle Geschäftsprozesse. Für viele Institute ist dies der Schlüssel zur Verbesserung der Effizienz, zur Bereitstellung besserer Kundenerfahrungen und zur Erschließung neuer Ertragsquellen.

Die Studie zeigt, dass trotz des hohen Stellenwerts viele Banken noch am Anfang dieser Reise stehen. Dies ist insbesondere auf die Komplexität der Umstellung und die damit verbundenen Herausforderungen zurückzuführen, wie etwa die notwendige Anpassung an ein strenges regulatorisches Umfeld und die Sicherstellung der Datensicherheit.

Cybersicherheit: Schutzschild gegen zunehmende Bedrohungen

Die Cybersicherheit hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen und steht 2024 mit 37 Punkten auf Platz zwei der Prioritätenliste. Banken sehen sich einer steigenden Bedrohung durch Cyberangriffe ausgesetzt, was sie zwingt, ihre Verteidigungsmechanismen kontinuierlich zu verstärken.

Die zunehmende Digitalisierung macht die Branche anfälliger für Angriffe, und das Vertrauen der Kunden hängt maßgeblich von der Fähigkeit der Banken ab, ihre Daten zu schützen.

Der Fokus auf Cybersicherheit wird auch durch verschärfte regulatorische Anforderungen und die Einführung robuster Data-Governance-Rahmenwerke verstärkt, die sicherstellen sollen, dass Datenintegrität und -sicherheit gewahrt bleiben.

Zurückhaltende Geschäftserwartungen angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten

Die Geschäftserwartungen der Banking-CxOs für 2024 spiegeln ein gemischtes Bild wider. Während die Branche im Jahr 2023 noch außergewöhnlich starke Ergebnisse verzeichnete, deutet die Studie auf eine Abkühlung des Wachstums hin. Die prognostizierte Umsatzsteigerung von lediglich 19 Prozent für 2024 liegt deutlich unter dem Vorjahresniveau, was auf eine Kombination aus wirtschaftlichen Unsicherheiten und einer abnehmenden Nachfrage insbesondere im Geschäftskundensegment zurückzuführen ist. Dieser Rückgang ist eng verknüpft mit der Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze bis 2026 mehrmals senken wird, wobei langfristige Zinsen von etwa drei Prozent prognostiziert werden.

Die Zinserwartungen stellen für die Banken aktuell eine erhebliche Herausforderung dar, da sie direkt die Ertragslage beeinflussen. Die meisten Teilnehmer erwarten einen leichten Rückgang des Zinsniveaus, aber keine schnelle Zinswende. Nach Jahren steigender Zinsen, die den Banken höhere Margen ermöglichten, wird nun ein Rückgang erwartet, der die Profitabilität insbesondere im traditionellen Einlagen- und Kreditgeschäft belasten könnte. Gleichzeitig hat der Wettbewerb um Kundeneinlagen zugenommen, was die Margen weiter unter Druck setzen könnte. Die Banken müssen daher innovative Ansätze finden, um ihre Zinsmargen zu stabilisieren und neue Ertragsquellen zu erschließen.

Erwartungen an das Risikoergebnis: Vorsicht ist geboten

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Geschäftserwartungen ist das Risikoergebnis, das die Banken im Jahr 2024 voraussichtlich beeinflussen wird. Die Studie zeigt, dass die Risikorückstellungen im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent steigen sollen, was auf eine zunehmende Vorsicht der Banken hindeutet. Diese Erhöhung der Rückstellungen spiegelt die Erwartungen wider, dass das wirtschaftliche Umfeld weiterhin volatil bleibt und möglicherweise zu höheren Ausfallraten bei Krediten führt. Besonders betroffen könnten Geschäftskundenkredite sein, da Unternehmen weltweit mit einer abnehmenden Wirtschaftsdynamik und steigenden Unsicherheiten konfrontiert sind.

Trotz des Anstiegs der Personalkosten, getrieben durch starke Gewerkschaften und inflationsbedingte Lohnsteigerungen, gelingt es den Banken, ihre Cost-Income-Ratio (CIR) leicht zu verbessern. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Institute ihre Kostenstrukturen optimieren und effizienter arbeiten. Die Fähigkeit, diese Kostenkontrolle aufrechtzuerhalten, wird entscheidend dafür sein, wie gut die Banken auf unerwartete wirtschaftliche Schocks reagieren können.

Herausforderungen und Chancen durch Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend als transformative Kraft im Bankensektor angesehen. Dennoch zeigt die Horváth-Studie, dass die Umsetzung von KI-Technologien noch in einem frühen Stadium ist. Über 50 Prozent der befragten CxOs gaben an, dass ihre Institute erst am Anfang der KI-Implementierung stehen oder diese noch nicht begonnen haben. Dies unterstreicht, dass die Integration von KI in bestehende Geschäftsmodelle und Prozesse für viele Banken eine große Herausforderung darstellt.

Die Zurückhaltung in der Branche ist teilweise auf das komplexe regulatorische Umfeld zurückzuführen, das hohe Anforderungen an die Datenverarbeitung und -sicherheit stellt. Darüber hinaus stellt der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bereich der Künstlichen Intelligenz eine erhebliche Hürde dar. Banken, die in der Lage sind, diese Herausforderungen zu überwinden, könnten jedoch erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielen. KI bietet das Potenzial, Kundenprozesse zu automatisieren, Risiken präziser zu bewerten und personalisierte Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind.

Strategien zur Risikominimierung und Umsatzsteigerung

Angesichts der erwarteten wirtschaftlichen Unsicherheiten und der sinkenden Zinsen legen Banken vermehrt Wert auf Strategien zur Risikominimierung und Umsatzsteigerung. Die Horváth-Studie zeigt, dass die Gewinnung neuer Kunden durch Marktdurchdringung die oberste strategische Priorität für Banking-CxOs ist. Banken suchen aktiv nach Wachstumschancen in wettbewerbsintensiven Märkten, um ihren Marktanteil zu erhöhen und dem Druck durch FinTechs sowie den sich ändernden Verbraucherpräferenzen zu begegnen.

Neben der Neukundengewinnung ist auch die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen für bestehende Kunden ein zentraler Hebel zur Umsatzsteigerung. Insbesondere im B2B-Markt können maßgeschneiderte Lösungen angeboten werden, die auf die spezifischen Anforderungen der Geschäftskunden eingehen. Diese Strategien zielen darauf ab, die Abhängigkeit von traditionellen Ertragsquellen zu reduzieren und gleichzeitig das Risiko durch eine breitere Diversifikation der Einkommensströme zu verringern.

Fazit: Strategische Neuausrichtung als Schlüssel zum Erfolg

Die Ergebnisse der Horváth CxO-Studie 2024 machen deutlich, dass Banken in einem herausfordernden Umfeld agieren, in dem sowohl technologische Innovationen als auch makroökonomische Faktoren die Geschäftsentwicklung prägen. Die digitale Transformation und Cybersicherheit bleiben dabei zentrale Themen, die es den Banken ermöglichen sollen, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig die Sicherheit und Stabilität ihrer Operationen zu gewährleisten.

Gleichzeitig zeigt die vorsichtige Prognose der Geschäftsentwicklung, dass Banken ihre Strategien anpassen müssen, um den Herausforderungen durch volatile Zinsentwicklungen und steigende Risiken gerecht zu werden. Die Erhöhung der Risikorückstellungen und die Konzentration auf Kosteneffizienz sind dabei entscheidende Maßnahmen, um die finanzielle Stabilität zu sichern.

Letztlich wird der Erfolg davon abhängen, wie gut Banken die Balance zwischen Innovation und Stabilität finden. Die Fähigkeit, sich an ein dynamisches und unsicheres Marktumfeld anzupassen, neue Technologien wie KI effektiv zu integrieren und gleichzeitig die Erwartungen der Kunden zu erfüllen, wird darüber entscheiden, welche Institute gestärkt aus diesen Herausforderungen hervorgehen.


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Über den Autor

Dr. Ingo Kipker

Dr. Ingo Kipker leitet das Competence Center Banken & Finanzdienstleister bei Horváth. Der Bankkaufmann und Betriebswirt begleitet die Finanzindustrie in der digitalen und nachhaltigen Transformation. Er war zuvor u.a. für die Deutsche Bank, Deutsche Börse und BearingPoint tätig.

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