Der Bereich Payments ist – nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie – einem stetigen Wandel unterworfen. Über einige aktuelle Trends habe ich mit Günther Froschermeier, Mitgründer der CCV GmbH unterhalten.
COVID-19 gilt als großer Treiber der Digitalisierung im Allgemeinen und des kontaktlosen Bezahlens im Besonderen. Überhaupt unterliegt der Payment-Bereich derzeit zahlreichen Veränderungen. Das Bezahlterminal muss zunehmend zum Allrounder werden. Bisher bedeutete dies die Akzeptanz der gängigen Bezahlkarten, inklusive Mobile Payment (Google Pay, Apple Pay) und darüber hinaus auch Sonderformen wie Bonussysteme oder Geschenkkarten verarbeiten zu können.
Die zunehmenden Anforderungen an Mobilität im Handel und im Dienstleistungssektor wie auch die Notwendigkeit zur Einsparung bei Investitionen müssen von den Paymentdienstleistern im Sinne von Funktionalität und Flexibilität der Neuentwicklungen aufgegriffen werden. So verschafft sich das mobile Betriebssystem Android zunehmend Aufmerksamkeit als Individualisierer von statischen Payment-Terminals. Und auf Seiten der Bezahlverfahren erhebt sich mit „Request to Pay“ ein möglicher neuer Stern.
Interview mit Günther Froschermeier, CCV GmbH
Über einige der aktuellen Trends und Entwicklungen habe ich mich mit Günther Froschermeier unterhalten. Er ist Gründungsmitglied der CCV GmbH (früher EL-ME) und treibt seit 1994 als CTO die Entwicklungsabteilung des Paymentdienstleisters voran. Mit Gespür für Innovationen und der richtigen Einschätzung von technologischen Neuerungen steht er für das umfassend aufgestellte Lösungsportfolio der CCV, das als eines der ersten Paymentunternehmen in Deutschland auf Android als neues Betriebssystem für Bezahlterminals setzt.
Omnichannel als Begrifflichkeit ist fast abgenutzt
Der Bank Blog: Omnichannel gilt weiterhin als eines der wichtigsten Themen beziehungsweise Strategien im Handel. Inwieweit setzen Sie dies aus Payment-Sicht um?
Günther Froschermeier: Omnichannel als Begrifflichkeit ist mittlerweile schon fast abgenutzt. Jedoch – Händler, die sich nicht spätestens jetzt damit beschäftigen, werden bei den Themen „Click & Collect“ oder „Call & Collect“ immer stärker das Nachsehen haben. Die Onlinekomponente innerhalb von Omnichannel ist essenziell; spätestens während der Lockdowns konnten die schon im E-Commerce tätigen Handelsunternehmen davon profitieren.
Wir als Payment-Dienstleister ermöglichen die nahtlose Verknüpfung aller Transaktionen und Backendprozesse aus allen Kanälen, online, offline und auch mobil. Über APIs (Application Programming Interface – Schnittstellen) und eine starke Softwareplattform haben wir diese Zusammenführung von Online und Offline weiter optimiert. Für unsere Kunden schaffen wir so ein Point-of-Sale (POS-) -Ökosystem, das tatsächlich grenzenlos und umfassend ist: sowohl im Sinne von Internationalität als auch was den Mix von Online- und Offline- Prozessen betrifft.
Android ist ein wichtiger Trend für Payments
Der Bank Blog: Welche Innovationen sehen Sie aktuell auf Technologieseite im Payment?
Günther Froschermeier: Als Oberbegriff ganz klar „Android“. Android als Betriebssystem ermöglicht erstmalig die Verbindung von modernen Business-Apps mit den sicherheitsrelevanten Payment-Prozessen auf einem Terminal. Somit erhält der Händler mit einem einzigen Gerät Zugang zu einer Vielzahl an Business Cases, die früher nur separat entwickelt werden konnten oder über die Verknüpfung mobiler Terminals mit zum Beispiel Android-Tablets realisiert wurden. Das Payment Terminal wird somit zum individuellen Arbeitsgerät am POS und in allen mobilen Einsatzbereichen.
Android bietet aber noch weit mehr als das: Die Installation von sogenannten Tap-to-Phone Apps rüstet ein handelsübliches Smartphone zum Kartenterminal auf. Erst kürzlich konnten wir für unsere eigene Lösung CCV PhonePOS die Zertifizierung durch die Deutsche Kreditwirtschaft als Digitales TOPP für die Verarbeitung der Girocard kontaktlos erzielen. Die kontaktlose Bezahlung mit Mastercard und VISA ist bereits seit Längerem möglich.
Mobile Payment trifft auf mehr und mehr Akzeptanz
Der Bank Blog: Wo und mit welcher Zielgruppe könnte sich eine derartige Bezahlmöglichkeit etablieren?
Günther Froschermeier: Grundsätzlich steht zunächst eher der kleine Händler im Fokus, der bisher die Anschaffung eines Bezahlterminals scheute. Aber diese Art der Digitalisierung eröffnet auch im Projektgeschäft neue Möglichkeiten, zum Beispiel im Bereich Servicepersonal oder Logistik-Dienstleister. Die Ausstattung mit einem Tablet oder Smartphone ist in diesen Bereichen oft obligatorisch. Durch die Installation einer Payment-App ist keine weitere Kassen-Hardware mehr notwendig und die Bezahlung erfolgt direkt vor Ort.
Mobile Payment trifft auf mehr und mehr Akzeptanz: Zurückzuführen ist das gleichermaßen auf die Werbemaßnahmen während der Corona-Pandemie von Händlern und Banken.
Der Bank Blog: Auch wenn mit Android als Betriebssystem Apps als Technologie eine große Rolle spielen – der klassische Bezahlvorgang selbst ändert sich nicht. Wie sieht die Zukunft auf dieser Seite aus?
Günther Froschermeier: Dies ist die große Frage nach „was kommt nach kontaktlos?“: Face ID als Identifikation wird bereits genutzt – für die Two-Factor Authentication ist dies äußerst hilfreich. Mit dem Einsatz von kontaktlosen Technologien wurde sich nun auch mehr und mehr des „Hemmschuhs“ des kontaktbehafteten Kartenlesers und Magnetstreifenlesers entledigt.
Viele Möglichkeiten sind in den Startlöchern und werden den Markt weiterentwickeln. Insbesondere die Vielfalt von unterstützten Zahlungsverfahren hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Spannend wird, wann und wie die großen Player wie Facebook, WhatsApp oder auch Google künftig den Zahlungsverkehr verändern. Und warum sollte nicht auch Tesla oder andere OAMs in dieses Geschäft einsteigen – die Möglichkeit auch per IOT voll automatisch zu zahlen, beispielweise Maut oder Parking, sind bereits im Kommen.
Request to Pay ist ein wichtiger neuer Trend
Der Bank Blog: Welche neuen Bezahlmethoden sehen Sie aktuell als vielversprechend an?
Günther Froschermeier: Instant Payment hat an Intensität verloren, vieles an guten Initiativen hatte bisher keinen durchschlagenden Erfolg. Aktuell gilt „Request to Pay“ (RTP) als neues, viel beachtetes Bezahlverfahren, das im Juni 2021 in Europa starten soll. Bei dieser Art der Bezahlung erhält der Kunde eine Nachricht mit allen Infos zur Transaktion, die ihn zur Zahlung auffordert. Diese muss er dann aktiv bestätigen. Über Rechnungsreferenzen kann der Empfänger die Zahlung automatisch dem Grundgeschäft zuordnen.
Dieses Prinzip soll nicht nur im E-Commerce Einzug halten, sondern auch am Point-of-Sale – also im Handel vor Ort. In dem Fall landet die Zahlungsaufforderung auf dem Smartphone und kann dort direkt mit Fingerprint oder Geheimzahl bestätigt werden. Während das in manchen Ländern bereits genutzt wird, ist es für den SEPA-Raum tatsächlich neu und könnte von Händlern mit vielen Lastschriftverfahren oder Rechnungen gerne angenommen werden.
Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch.