Die vielfältigen aktuellen Herausforderungen im Markt für Finanzdienstleistung führen auch zu veränderten Anforderungen an die Führungsqualitäten eines Bankchefs. Zehn Anforderungen an Führungseigenschaften machen dies deutlich.
Die richtige Wahl eines geeigneten Chief Executive Officers (egal ob Vorstandsvorsitzender oder „nur“ Vorstandsprecher) ist die größte Herausforderung und zugleich wichtigste Verantwortung eines Aufsichts- oder Verwaltungsrates. Das Risiko ist hoch, jemand zu ernennen, der nicht ausreichend vorbereitet oder unzureichend qualifiziert ist. Ein solcher Fehler hat oft gravierende Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung, das Ansehen und in vielen Fällen auch auf die Überlebensfähigkeit eines Instituts.
Neben den fachlichen Anforderungen, die im vorangegangenen Beitrag beschrieben wurden, gibt es auch Anforderungen an die Führungsqualitäten eines CEO.
10 Anforderungen an die Führungsqualitäten eines CEO
Die folgenden zehn Führungsfähigkeiten und –kompetenzen sind von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf eine Eignung.
1. Leadership, Führung und Vision
Der bekannte Management-Guru Peter Drucker hat einst völlig zu Recht gesagt: „Management ist, die Dinge richtig tun; Führung bedeutet, die richtigen Dinge tun.“ Ein CEO muss in der Lage sein, den richtigen Kurs für sein Institut zu setzen, indem er eine Vision skizziert und die Mitarbeiter inspiriert, dieser Mission zu folgen.
2. Breit angelegte Kommunikationsfähigkeiten und starke Präsenz
CEOs von heute müssen mehr als je zuvor über eine Vielfalt von Kanälen kommunizieren und darin Präsenz für ein breites Publikum zeigen. Dazu gehören Kunden, Mitarbeiter und Umfeld der Bank ebenso wie Anteilseigner, Regulierungsbehörden und andere Stakeholder. Verkriechen war gestern, heute gilt es, Flagge zu zeigen!
3. Kulturelle Beweglichkeit
Nicht nur die Gesellschaft, auch die Banken sind offener geworden für kulturelle Vielfalt. Dabei geht es um mehr als Anti-Diskriminierung und Gender-Gerechtigkeit. Es geht um eine Integration und einen Ausgleich ohne die Leistungskomponente zu vernachlässigen, um so auch in personeller Hinsicht die Zukunft der Bank sicherzustellen.
4. Fähigkeit, Talente zu erkennen und zu gewinnen
Dies ist vermutlich eines der am häufigsten unterschätzten Elemente erfolgreicher Führung. Gerade in einer Zeit, in der Banken als Arbeitgeber einerseits viel Sympathie eingebüßt haben, andererseits aber mehr denn je auf hochqualifizierte Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Bereichen angewiesen sind, kommt der Fähigkeit, Talente zu erkennen und als Mitarbeiter zu gewinnen und zu entwickeln eine hohe Bedeutung zu.
5. Anpassungsfähig und flexibel
Die Bankenbranche verändert sich derzeit schnell und teilweise dramatisch. Anpassungsfähigkeit und Flexibilität im Umgang mit Veränderungen (proaktives Change Management) sind neuere Eigenschaften, die erfolgreiche Bank-CEOs aufweisen müssen. Technologie ist ein wichtiger Aspekt dieser Veränderung, aber in ebensolchen Maße wirken neue regulatorische Anforderungen und veränderte Kundenwünsche. Banken benötigen eine Führung, die schnell und effektiv auf die Herausforderungen reagiert.
6. Starker Umsetzungsfokus
Während eine gute strategische Vision, verbunden mit einem darauf fußenden Plan immer wichtig ist und bleiben wird, ist die Umsetzung die andere Seite der Medaille. Die Fähigkeit, Dinge ins Laufen zu bringen, ist heute mehr denn je der Schlüssel für den Erfolg. Hierzu ist Menschenführung unverzichtbare Voraussetzung.
7. Branchentrends frühzeitig erkennen
Um Marktanteile zu erobern, reicht es nicht mehr aus, nur zu wissen, welches die aktuellen Trends der Branche sind. Gefragt sind Antworten auf die Herausforderungen von heute und von morgen, damit sich die Bank vom Wettbewerb abheben kann.
8. Fokus auf Verantwortung
Es gibt in Banken aktuell wenige Gelegenheiten oder Gründe zur Selbstzufriedenheit. In einer von Wettbewerb und Kostenbewusstsein geprägten Landschaft benötigen Banken Vorbilder, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und individuelle Leistungen zu erkennen und zu belohnen.
9. Eine Kultur der Exzellenz etablieren
Nachhaltige Exzellenz erreicht man nicht durch einmalige Handlungen sondern nur durch Gewohnheit. Banken (und auch Sparkassen) sind angesichts der vielfältigen Verfehlungen der letzten Jahre gut beraten, sich diese Gewohnheit (wieder) zu eigen zu machen. Aufgabe des Top Managements ist es, die Messlatte für richtiges Verhalten hoch zu legen und durch eigenes Vorleben die Grundlage für eine entsprechende Unternehmenskultur und für eine Rückgewinnung des verlorenen Vertrauens zu schaffen.
10. Konstruktive Zusammenarbeit
Eine Bank oder Sparkasse kann dauerhaft nur dann erfolgreich sein, wenn innerhalb des Vorstandes und zwischen Vorstand und Aufsichtsrat (Verwaltungsrat) nicht nur ein gemeinsamer Konsens über Ziele besteht sondern auch der Weg dorthin in einem offenen und vertrauensvollen Miteinander beschritten wird. Von einer konstruktiven Arbeitsbeziehung profitieren letztlich alle.
Dazu gehört es auch, Druck der Stakeholder als Herausforderung anzunehmen und sich der persönlichen Verantwortung zu stellen. Nur schlechte Führungskräfte glauben, man könne diese nach unten weiter delegieren.
Führung ist mindestens so wichtig wie Fachlichkeit
Für Finanzinstitute sind immateriellen Aspekte einer effektiven Führung heutzutage mindestens so wichtig wie die technischen Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie sie von der Aufsicht gefordert werden. Während letztere meist offensichtlich und gut erkennbar zu Tage treten, sind es oft die menschlichen Kompetenzen und qualitativen Elemente einer Führungskraft, die den Unterschied im Erfolg zwischen einem CEO qua Amt und eine herausragenden Führungspersönlichkeit ausmachen.
Der Beitrag geht auf einen Artikel von Alan J. Kaplan, Founder & CEO von Kaplan Partners zurück.