Gibt es Arbitragemöglichkeiten im Bitcoin?

Zur Effizienz von Kryptowährungen

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Auf und ab: die Kursentwicklung von Kryptowährungen gleicht einer Achterbahn-fahrt. Noch gehören Kryptowährungen wie der Bitcoin zu den „jungen Wilden“, bilden aber bereits eine eigene Assetklasse. Damit stellt sich die Frage, wie effizient die Preisfindung ist.

Effizienz von Kryptowährungen wie Bitcoin

Überlegungen zur Effizienz von Kryptowährungen wie Bitcoin

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Was sind Kryptowährungen eigentlich? Einstmals wurde der Bitcoin geschaffen, um Währungen wie Euro oder Dollar abzulösen. Von herkömmlichen Währungen unterscheidet sich der digitale Taler allerdings signifikant: Es gibt keine regulierende Zentralbank und die Menge der Bitcoins ist limitiert.

Ist der Bitcoin dann eher ein Rohstoff, zum Beispiel das „neue Gold“? Dafür fehlt zumindest im Moment noch das Vertrauen, das Gold seit Jahrtausenden genießt. Dann vielleicht ein Zahlungsdienstleister wie PayPal? Dagegen spricht, dass der Bitcoin kein Unternehmen ist und eher wenig Transaktionen abgewickelt werden, sondern sehr viel mehr mit Bitcoin spekuliert wird.

Kryptowährungen bilden eine neue Assetklasse

Zusammen mit meinem Ko-Autor Sinan Krückeberg habe ich mir die Frage gestellt, ob Kryptowährungen folglich etwas völlig Neues sein könnten? Unsere Ergebnisse bestätigen diese Vermutung: Kryptowährungen sind untereinander stark korreliert, weisen aber nur geringe bis gar keine Korrelationen zu den traditionellen Assetklassen auf. Die Marktliquidität ist auch bereits auf einem ausreichenden Niveau. Nur an der Marktstabilität hapert es noch etwas.

Nachdem im Januar 2018 ein All-Time-High bei der Marktkapitalisierung erreicht wurde – die Summe aller Bitcoins hatte dabei einen Wert von ca. 327 Milliarden US-Dollar erreicht, sind wir nach einem Kurssturz und anschließender Erholung aktuell bei einem Stand von ca. 147 Milliarden US-Dollar angekommen. Aber was bedeuten diese Zahlen? Vergleicht man die Marktkapitalisierung mit den traditionellen Assetklassen wie den globalen Anleihen- (ca. 100 Billionen US-Dollar) oder Aktienmärkten (ca. 66 Billionen US-Dollar), dann wird schnell klar, dass Kryptowährungen noch winzig sind.  Und auch im Verhältnis zu Gold (ca. 7,5 Billionen US-Dollar) oder den ETFs (ca. 5 Billionen US-Dollar) ist die Finanzinnovation Bitcoin noch als klein zu bewerten.

Jung und relativ klein – wie effizient kann der Bitcoin sein?

Gerade bei Finanzinnovationen ist fraglich, wie gut der Preisbildungsprozess bereits funktioniert oder ob Möglichkeiten zur Arbitrage bestehen. Und falls es Preisunterschiede an verschiedenen Handelsplätzen gibt: Wie stabil sind diese Differenzen? Wie entwickeln sie sich über die Zeit? Kann man diese Differenzen auch ausnutzen? Dies waren die Leitfragen für unser nächstes Forschungsprojekt.

Dafür haben wir einen Datensatz ausgewertet, der die Kurse des Bitcoin an verschiedenen Handelsplätzen enthält und den Zeitraum von Februar 2013 bis April 2018 abdeckt. Die Daten umfassen rund 84Prozent des weltweiten Bitcoin Trading Volumens in dieser Zeitperiode und sollten somit zuverlässige Aussagen ermöglichen.

Existieren signifikante Preisdifferenzen?

Tatsächlich konnten wir in unserem Datensatz signifikante Preisdifferenzen, sogenannte Spreads, zwischen verschiedenen Handelsplätzen nachweisen. Überraschenderweise wurden diese im Zeitablauf nicht geringer, was man bei einem Markt der langsam „erwachsen wird“, erwarten könnte, sondern größer.

Im Prinzip haben wir seit 2014 in jedem Jahr mehrfach Spreads gefunden, was grundsätzlich eine Arbitragemöglichkeit bedeutet. Anders als bei vielen anderen Anomalien, konnten wir dabei jedoch keinen Kalender-Effekt beobachten, d.h. diese Spreads treten unabhängig von der Jahreszeit auf. Dafür „clustern“ sie allerdings, d.h. sie treten gehäuft auf. Vor allem konnten wir feststellen, dass sie gehäuft zu bestimmten Handelszeiten auftraten. Auch immer dann, wenn neue Handelsplätze eröffnet wurden oder wenn es sogenannte „Hacks“ an einem Handelsplatz gab, z.B. als am 4. Januar 2015 auf Bitstamp 19.000 Bitcoin geraubt wurden, konnten wir eine Häufung von Spreads beobachten.

Kann man von den Spreads profitieren?

Nach unserer Erkenntnis haben viele Spreads dabei sogar eine gewisse Stabilität aufgewiesen: Wir haben zunächst nur die Spreads betrachtet, die mindestens eine Minute im Markt sichtbar waren, damit genügend Zeit besteht, diesen Spread auch zu nutzen. Zudem haben wir nur Spreads analysiert, die mindestens 0.5 Prozent betrugen, sodass auch nach Transaktionskosten ein Profit zu erwarten ist.

Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass momentan vor allem noch viele Privatanleger als Spekulanten im Markt sind, die sich noch nicht ausreichend professionalisiert haben, sondern eher darauf warten, dass die Kurse in Zukunft steigen, um mit Gewinn zu verkaufen. Diese melden sich vermutlich nur auf einem oder wenigen Handelsplätzen an und vergleichen nicht quer über mehrere Marktplätze hinweg, wo der Kurs für sie momentan am günstigsten ist. Spannend wird daher sein, ob diese Spreads auch in Zukunft den Bitcoin begleiten werden oder ob (institutionelle) Arbitrage Trader im Markt die Lücken schließen werden.


Mehr Details zu den Ergebnissen unserer Forschung finden Sie in den beiden Working Paper „Cryptocurrencies as an Asset Class?“ und „Decentralized Efficiency – Arbitrage in Bitcoin Markets“, die zurzeit auf der Plattform von SSRN kostenfrei zum Download verfügbar sind.

Über den Autor

Prof. Dr. Peter Scholz

Prof. Dr. Peter Scholz ist an der HSBA Hamburg School of Business Administration Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Banken und Finanzmärkte. Zuvor war er über zehn Jahre im Investmentbanking und im Privatkundengeschäft tätig – als Portfoliomanager bei der Deka Investment in Frankfurt am Main sowie als Derivatehändler und Wertpapierspezialist bei der Deutschen Bank. Prof. Scholz studierte BWL an der Eberhard Karls Universität in Tübingen und absolvierte anschließend ein Promotionsstudium am Centre for Practical Quantitative Finance der Frankfurt School of Finance & Management. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Scholz liegen in den Themenfeldern Digitalisierung des Finanzsektors, Anlagestrategien, Investmentprodukte sowie Finanzkrisen und Behavioral Finance.

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