Das Jahr 2023 war für Privatbanken nicht arm an Herausforderungen. Für 2024 ist eine Fortsetzung der schwierigen Rahmenbedingungen zu erwarten. Dabei sind vier Trends besonders zu beachten.

Ausblick auf die Perspektiven für Privatbanken im Jahr 2024

Privatbanken im Jahr 2024.

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Bestehende und neue geopolitische Konflikte beeinflussten das Geschehen an den Finanzmärkten. Gleichzeitig blieb die erwartete Zinswende der Zentralbanken ein zentrales Thema, wobei die Weltwirtschaft bemüht war, potenzielle Auswirkungen auf Wachstum und Investitionen zu antizipieren. All diese Herausforderungen werden sich zweifellos in das neue Jahr  2024 fortsetzen und die Rahmenbedingungen für unser Geschäft bilden.

Privatbanken müssen sich darauf vorbereiten, ihre Kundinnen und Kunden durch diese anspruchsvollen und sich zügig wandelnden Zeiten zu begleiten. Dabei können sie natürlich auf klassische Privatbanktugenden bauen, doch zugleich werden sie umso mehr in der Pflicht sein, neue Antworten für neue Fragestellungen zu liefern. Die Notwendigkeit zur Innovationsförderung und strategischen Anpassung bleibt ungebrochen, und die Resilienz der Banken wird auf die Probe gestellt.

Im Kontext dieser Entwicklung sollten sich Privatbanken auf folgende Trends konzentrieren:

  1. Künstliche Intelligenz,
  2. Cybersecurity,
  3. Datentransparenz und Greenwashing-Prävention,
  4. Wohlbefinden der Mitarbeiter Post-COVID.

1. Künstliche Intelligenz

Die Integration von KI-Systemen in der Bankenlandschaft schreitet zügig voran. Dabei wird es natürlich um die Frage gehen, wie KI zu Prozessen beitragen und so die Produktivität steigern dann. Doch bin ich sicher, dass wir 2024 auch bereits einen Aufstieg von KI-Systemen im Wealth Management sehen werden.

Besonders hervorzuheben ist in diesem Kontext die Risikoanalyse. KI-Systeme können Daten viel schneller und genauer verarbeiten als wir Menschen. Die KI kann Muster und Trends im Kundenverhalten erkennen, die für uns als Menschen schwerer sichtbar sind. Ein weiterer Anwendungsbereich ist die Automatisierung von Routineaufgaben wie Transaktionen und Kundenservice. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch die Kosten. Darüber hinaus sehe ich 2024 den verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Kundenbetreuung. Durch Datenanalyse können Privatbanken verstärkt personalisierte Kundenerlebnisse schaffen – KI-Systeme können Kundenverhalten und Präferenzen auswerten und maßgeschneiderte Dienstleistungen oder Anlageprodukte anbieten. Dabei analysiert die KI die Präferenzen der Kunden und  macht Anlagevorschläge. Wichtig dabei: Der persönliche Austausch ist einer der Kernwerte im Private Banking. Die individuelle Kundenberatung muss damit wieder beim Menschen liegen.

Bei all den Chancen dürfen wir zudem nicht vergessen, dass KI auch Risiken birgt. Deshalb ist es so wichtig, dass Privatbanken klare ethische Richtlinien haben, damit die KI nicht nach Alter, Geschlecht oder Herkunft entscheidet. Wir müssen darauf achten, dass wir das Vertrauen unserer Kundinnen und Kunden bewahren und erfüllen und hohe Qualitätsstandards anlegen.

2. Cybersecurity

Die Fortschritte in der KI eröffnen neue Wege, aber auch neue Bedrohungen im Bereich der Cybersecurity. Es ist erstaunlich, wie gut Angreifer heute Stimmen oder Texte fälschen können, um betrügerische Angebote zu machen oder Phishing-Attacken zu starten. Gerade vermögende Kundinnen und Kunden sind sicherlich eine Zielgruppe dieser Angreifer. Als Privatbanken stehen wir in der Verantwortung, unsere Kunden und ihr Vermögen in besonderem Maße zu schützen. Daher ist es entscheidend, dass wir verstärkt in robuste Cybersecurity-Strategien und -Systeme investieren und sie laufend weiterentwickeln.

Banken können etwa über ein Priviled Access Management (PAM) hoch priviligierte Benutzerkonten sicher organisieren und verwalten. Und sie können mit einem zentralisierten Security-Monitoring die Ereignisse aus verschiedenen Quellen in Echtzeit überwachen und analysieren.

Wichtig ist auch: 2024 sollte Cybersecurity Vorstands-Priorität besitzen. Für Privatbanken stehen das Kundenvertrauen und die Reputation auf dem Spiel. Privatbanken sollten demnach ihre Vorstandsmitglieder oder Geschäftsführer aktiv in die Entwicklung und Überwachung der Sicherheitsstrategie einbeziehen.

3. Datentransparenz und Greenwashing-Prävention

In den vergangenen Monaten war die Diskussion rund um ESG stark von der Kritik an der bestehenden Regulatorik geprägt. Ab 2024 berichten Banken die Green Asset Ratio als zentrale Kennzahl. Diese soll den ökologisch nachhaltigen Anteil der Bilanz beziffern und damit das Nachhaltigkeitsprofil einer Bank beschreiben. Zwar ist in der Bankenbranche ein gemeinsames Verständnis für die Realität des Klimawandels und die Notwendigkeit, ihm zu begegnen, etabliert. Dennoch bedarf es einer vertieften Einigkeit darüber, wie dies geschehen kann. 2024 werden wir daher die gemeinsame Herausforderung angehen müssen, wie Privatbanken die Transformation der Wirtschaft begleiten können. Das Thema Transition Finance – also die Finanzierung von Transformationsaktivitäten von Unternehmen – wird dabei ein größeres Gewicht bekommen.

Darüber hinaus werden auch die EU Taxonomie, die Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) und die Sustainable Finance Strategie der BaFin Auswirkungen auf Privatbanken haben. Konkret ergeben sich daraus für 2024 die Herausforderung von verstärkten Transparenz- und Vertriebspflichten und der Aufbau eines professionellen Datenmanagements. Letzteres ist herausfordernd, da Privatbanken auf die Daten der Unternehmen angewiesen sind, die in vielen Fällen ihre entsprechenden Reportings noch nicht etabliert haben.

Ein weiteres zentrales Thema wird die Bekämpfung von Greenwashing sein. Für Privatbanken ist es entscheidend, ihren Mitarbeitenden ein fundiertes Verständnis für Nachhaltigkeit zu vermitteln. Dies gilt für sämtliche operativen Prozesse – von der Kundenberatung und dem Marketing bis hin zum Risikocontrolling. Damit wird es für den Einzelnen immer wichtiger, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und sich fortzubilden.

4. Wohlbefinden der Mitarbeiter Post-COVID

Die COVID-19-Pandemie hat die Augen vieler Unternehmen für das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter geöffnet – ein Trend, der sich auch 2024 fortsetzen wird. Ich glaube fest daran, dass Firmen verstärkt Maßnahmen ergreifen werden, um die physische und psychische Gesundheit ihrer Belegschaft zu fördern. Das bedeutet, dass flexible Arbeitszeiten, zusätzliche Unterstützung für die mentale Gesundheit und spezielle Wellness-Initiativen für Mitarbeiter noch mehr in den Fokus rücken werden. Diese Veränderungen können die Arbeitskultur nachhaltig beeinflussen und verbessern.

Das Jahr 2024 wird zweifellos eine Periode intensiver Veränderungen und Herausforderungen für Privatbanken darstellen. Dabei müssen und werden wir uns auf einen immer schnelleren technologischen Wandel einstellen. Dennoch bieten diese Entwicklungen auch Chancen, die es zu nutzen gilt. Die strategische Anpassung an diese Trends und die kontinuierliche Innovation werden entscheidend sein, um eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft in der Privatbanken-Branche zu gestalten.


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