Beim heutigen Treffen der Euro-Finanzminister wurde klar, dass die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker vorgeschlagene Ausweitung der Eurozone noch in weiter Ferne ist.
Im Bankenbrief informiert der Bundeverband Deutscher Banken jeden Tag über aktuelle News und Ereignisse aus der Finanz- und Bankenwelt.
Heute steht das folgende Thema im Blickpunkt:
EU-Finanzminister sehen Euro-Ausweitung skeptisch
Die von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker anvisierte Ausweitung der Eurozone ist bei den europäischen Finanzministern zurückhaltend aufgenommen worden. Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem betonte heute, dies sei ein längerfristiger Prozess. „Ich glaube nicht, dass wir das von oben herab beschleunigen können“, sagte Dijsselbloem beim Treffen der Euro-Finanzminister in Estlands Hauptstadt Tallinn. Anstatt über institutionelle Änderungen, wie einen von Juncker geforderten europäischen Finanzminister zu sprechen, sollten zunächst bestehende Schwachstellen der Eurozone wie Widerstandsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Solidarität behoben werden. Auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire betonte: „Wenn eine Ausweitung der Eurozone erfolgreich sein soll, müssen wir sie zunächst stärken.“ Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lobte Juncker zwar für seine „große Rede“ am Mittwoch. Allerdings sei diese offensichtlich ein „bisschen missverstanden“ worden. Schließlich habe Juncker auch betont, dass vor einer Euro-Mitgliedschaft die ökonomischen Voraussetzungen erfüllt sein müssen.
Weitere Meldungen des Tages
Das war heute ebenfalls von Bedeutung:
EU will Finanzmarktaufsicht zentralisieren
Die EU-Kommission strebt eine Zentralisierung der Finanzmarktaufsicht in der Europäischen Union (EU) an. Die nationalen Aufsichtsbehörden sollten alle die gleichen Prioritäten verfolgen, sagte der Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis in Tallinn. Dombrovskis forderte, die Banken sollten die Kosten für die Aufsicht durch Behörden wie die Europäische Finanzmarktaufsicht (ESMA) mittragen. Die Finanzkrise habe gezeigt, dass eine einheitliche Aufsicht notwendig sei.
Kartellamt gegen Höchstgrenze für Entgelte an Geldautomaten
Das Bundeskartellamt sieht derzeit keine Notwendigkeit, Fremdabhebegebühren an Geldautomaten staatlich zu begrenzen. Laut einer Untersuchung der Wettbewerbsbehörde verlangen Banken meist 3 bis 5 Euro für Auszahlungen an Fremdkunden – teilweise aber auch deutlich mehr. Die meisten Verbraucher könnten diese Entgelte vermeiden, sagte Kartellamtschef Andreas Mundt heute. Das Kartellamt werde den Markt aber weiter beobachten. Bei Einzelfällen mit besonders hohen Gebühren an Automaten in abgelegenen Gegenden seien Preismissbrauchsverfahren möglich.
EZB-Bankenaufseherin Nouy warnt vor Regulierungsschlupflöchern
Die oberste Bankenaufseherin der Europäischen Zentralbank (EZB), Danièle Nouy, hat sich besorgt über taktische Überlegungen von Banken zum Umgehen hoher Regulierungsstandards geäußert. Wie Nouy heute in Helsinki laut Redetext sagte, versuchen manche Institute etwa, sich durch Verlagerungen über nationale Grenzen hinweg Kontrollen zu entziehen. Dieses Thema rücke mit Blick auf den anstehenden EU-Austritt Großbritanniens stärker in den Fokus.
Meldungen aus einzelnen Bankinstituten
Zu einzelnen Banken und Finanzinstituten gab es heute folgende Meldungen:
- Katar hält an Beteiligung bei Deutscher Bank fest.
- Achleitner nimmt Deutsche-Bank-Vorstand in Schutz.
- Credit Suisse schließt weiteren US-Rechtsstreit ab.
- Bad Bank der HRE kommt bei Restverwertung voran.
- Niederlande reduziert Anteil an ABN Amro auf 56 Prozent.
Was in den nächsten Tagen wichtig wird
In den nächsten Tagen stehen u.a. folgende Themen auf der Finanz-Agenda:
- Am Samstag wird in Tallinn das informelle Treffen der EU-Finanzminister fortgesetzt. An diesem Tag vor 25 Jahren verließ Großbritannien das Europäische Währungssystem (EWS).
- Am Montag veröffentlicht die Europäische Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg die Zahlen der Inflation für August 2017.
- Die Deutsche Bundesbank präsentiert in Frankfurt ihren Monatsbericht.
- Zudem werden zum Wochenbeginn die Änderungen in den Indizes der Dax-Familie wirksam.
- Wegen eines Feiertages bleiben die Börsen in Japan geschlossen.