Ein robuster und effizienter Bankensektor ist wichtig für Wirtschaftswachstum, Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit. Eine aktuelle Studie setzt sich mit den Auswirkungen des regulatorischen Rahmens des Bankenwesens in der EU auf Banken und Wirtschaft auseinander.

Aktuelle Trends, Studien und Research zu Aufsicht, Regulierung und Compliance

Aufsichtsrechtliche Anforderungen, Regulierung und Compliance werden von den meisten Banken und Sparkassen als Last empfunden. Dabei sichern diese die Sicherheit und damit die Existenz unseres modernen Bankensystems und ermöglichen, richtig genutzt, auch Chancen im Kundengeschäft. Im Bank Blog finden Sie aktuelle Studien zu Trends und Entwicklungen in diesem Bereich.

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Ohne Wachstum wird Europa seine drängenden Ziele in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit, öffentliche Dienstleistungen und grüne Transformation nicht erreichen. In dieser Phase der Anpassungen ist ein leistungsfähiger Bankensektor von hoher Bedeutung. Die Kreditwirtschaft ist ein wesentlicher Faktor, um die notwendigen Maßnahmen zu finanzieren.  Ein entsprechender regulatorischer und aufsichtsrechtlicher Rahmen muss einerseits die Sicherheit und Stabilität des Finanzsektors sicherstellen, andererseits die Handlungsmöglichkeiten nicht unnötig beschränken.

Vor diesem Hintergrund haben die European Banking Federation (EBF) und Oliver Wyman eine Studie vorgestellt, die den regulatorischen und aufsichtsrechtlichen Rahmen der EU für das Bankwesen und dessen Auswirkungen auf Banken und Wirtschaft untersucht.

Steigerung der Kreditkapazität der EU-Banken

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine Überprüfung der derzeitigen Kapitalanforderungen und der entsprechenden Prozesse der EU-Bankenaufsicht unter bestimmten Voraussetzungen die Kreditkapazität der EU-Banken um rund 4 Billionen Euro steigern könnte. Aus Sicht der Studienautoren  könnten die EU-Aufsichtsbehörden hierzu mit wenigen, gezielten und wohlüberlegten Anpassungen einen Beitrag leisten, ohne Kompromisse hinsichtlich der Stabilität und Robustheit des Finanzsektors zu machen.

Die Verfügbarkeit dieser zusätzlichen Finanzierungskapazität könnte der europäischen Wirtschaft bei der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele helfen, in Schlüsselinitiativen wie der Digitalisierung zu investieren und generell die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Strukturelle Nachteile gegenüber US-Banken

Die Studie zeigt u.a. strukturelle Faktoren auf, welche EU-Banken im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten benachteiligen. U.a. sei der Ansatz der EU zur Festlegung der Kapitalanforderungen komplexer, gewähre den Aufsichtsbehörden mehr Spielraum und könne als weniger transparent wahrgenommen werden.

Die daraus resultierende Unsicherheit sei einer der Gründe, warum EU-Banken im Durchschnitt tendenziell höhere Kapitalreserven aufbauen und von Investoren tiefer bewertet werden. Darüber hinaus müssen EU-Banken im Durchschnitt höhere Kapitalanforderungen erfüllen als ihre US-amerikanischen Pendants, auch wenn man berücksichtigen muss, dass die Stichproben aufgrund der unterschiedlichen Geschäfts- und Risikomodelle nicht direkt vergleichbar sind. Der Abstand zu den US-Banken werde sich aufgrund der zu erwartenden klimabezogenen Kapitalzuschläge allenfalls noch vergrößern.

Die laufenden Beiträge europäischer Banken in EU- und nationale Einlagensicherungs- und Sanierungsfonds seien beinahe doppelt so hoch wie die ihrer US-amerikanischen Wettbewerber.

Zudem gebe es nach wie vor strukturelle Hindernisse, die der Bankenkonsolidierung in der Eurozone im Wege stehen und Banken daran hindern, marktübergreifende Synergien innerhalb der Eurozone zu nutzen.

Auch sei die Kapitalmarktunion der EU noch immer nicht weit genug entwickelt. Dies bremse die Schaffung eines Verbriefungsmarkts, der im EU-Bankensystem erhebliche Kreditkapazitäten freisetzen könnte.

Forderungen an die Politik

Die Ergebnisse der Studie würden darauf hin deuten, dass die Finanzdienstleister der Eurozone die EU stärker bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen unterstützen könnten, wenn es gelänge, im aufsichtsrechtlichen Rahmen Wirtschaftswachstum, Produktivitätsförderung und der Wahrung der Finanzstabilität besser auszutarieren.

Der Europäische Bankenverband hat folgende politische Empfehlungen für einen überarbeiteten, wachstumsfreundlicheren Regulierungsrahmen formuliert:

  • Die Politik sollte sich verstärkt um die Vollendung der Banken- und Kapitalmarktunion bemühen.
  • Der komplexe und kostspielige Banken-Abwicklungsmechanismus sollte vereinfacht werden.

Zudem wäre der Kapitalmarkt im Rahmen der EU-Kapitalmarktunion weiter zu fördern. Der europäische Verbriefungsmarkt ist, gemessen an der Wirtschaftsleistung, um das 17-fache kleiner als der US-Markt. Durchdachte Verbriefungskonzepte wären ein wirksames Instrument zur Entlastung der Bankbilanzen und zur Freisetzung von Kapital, indem ein Teil der Finanzierungsrisiken auf risikobewusste Anleger übertragen werden könnten.

Die Aufsichtsbehörden sollten sich stärker darauf konzentrieren, wesentliche Prozesse (wie etwa den „SREP“-Prozess oder die Stresstests) effizienter und einfacher zu gestalten. Im Zuge der vollständigen Umsetzung der Basel III-Regelungen müssen die Behörden gewährleisten, dass die EU-Banken im globalen Wettbewerb nicht benachteiligt werden.

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